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Nicola Beer vs. Lutz Hachmeister
Muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk neu erfunden werden?

Über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird seit Monaten gestritten. Es geht ums Internet, ums Geld und auch darum, wie er seinen Auftrag und seine Funktion definiert. Braucht es einen radikalen Neuanfang oder reichen Reformen? Darüber diskutieren die FDP-Politikerin Nicola Beer und der Medienwissenschaftler Lutz Hachmeister.

Moderation: Bettina Schmieding |
    Lutz Hachmeister und Nicola Beer
    Lutz Hachmeister und Nicola Beer (Kai Löffler / Deutschlandradio / Monika Skolimowska / dpa )
    Am 1. Januar 1948 wurde der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) in eine "Anstalt des öffentlichen Rechts" für die Länder Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein umgewandelt. Es war ein Meilenstein auf dem Weg zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wie wir ihn heute kennen.
    70 Jahre später wird über die Zukunft von ARD, ZDF und Deutschlandradio heftig gestritten. Einigkeit herrscht darüber, dass Reformen sinnvoll und notwendig sind. Doch wie weit sollen sie gehen? Muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk gar neu erfunden werden?
    Darüber diskutieren Nicola Beer, Generalsekretärin der FDP, und Lutz Hachmeister, Leiter des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik in Köln.
    Pro - Nicola Beer:
    Grundversorgung ja, aber keine Krake, die von Jahr zu Jahr teurer wird
    "Ich glaube, dass wir wirklich darüber nachdenken müssen, ganz radikal, wie man die Zielsetzung, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat, nämlich Meinungsfreiheit zu gewährleisten, - insbesondere den Pluralismus in der Meinungsvielfalt, aber auch in der Informationsfreiheit - , (...) , aber wegkommt von den ja teilweise sehr verkrusteten historisch gewachsenen Strukturen, die wir haben.
    Wir haben (…) neue Nutzerverhalten, wir haben mittlerweile einen Generationenabriss und wir haben einen Mischmasch an Finanzierung über Werbeeinnahmen und Gebührenbeitrag. Ich glaube, da müssen wir ganz grundsätzlich darüber diskutieren, dass wir das Ziel erreichen, nämlich eine Daseinsvorsorge zu haben, eine Grundinformation bei Kultur, bei Bildung, bei Politik, aber eben nicht diese Krake, die dementsprechend von Jahr zu Jahr teurer wird. "
    Contra - Lutz Hachmeister:
    Zurück zu den Wurzeln, als der öffentlich-rechtliche Rundfunk frisch und lebendig war
    "Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss gar nicht neu erfunden werden. Er muss eigentlich wieder dahin zurück, wie ihn die Alliierten 1945 für die Deutschen erfunden haben. (…) Also diese Grundidee von Parteienferne, von der Ferne zu großen Industriekonzernen mit einer Fokussierung auf journalistische Recherche, auf intelligente Unterhaltung, auf Satire, auf politische Satire und alles, was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk über Jahrzehnte stark gemacht hat in Deutschland. Das sollte eigentlich so bleiben.
    Also meine These wäre eher: Wir müssen wieder dahin zurück, wo der öffentlich-rechtliche Rundfunk mal war in den 1960er- und 1970er-Jahren, als er sehr frisch, sehr lebendig war, die Nation bewegt hat. Das wird nicht mehr gelingen in der Monopolstellung, wie er sie damals hatte, aber in der Aufgabenstellung und in der Zuspitzung (…) – das sollte weiter der Kern bleiben und wieder werden."