Wie die Behörden mitteilten, hatten Bewohner der oberen Stockwerke eines Mehrfamilienhauses in Simbach am Inn die Retter darüber informiert, dass im überfluteten Erdgeschoss noch Menschen sein müssten. Taucher fanden dort die Leichen von drei Frauen. Kurz darauf wurde eine Frau tot in einem Bach in der Nachbargemeinde Julbach entdeckt. Sie sei offenbar weggeschwemmt worden, als ihr Haus einstürzte.
Vier Menschen werden zudem vermisst. Berichte, wonach eine Person in der Gemeinde Zeilarn bereits tot geborgen worden sei, bestätigte die Polizei zunächst nicht. Es sei aber "Schlimmeres zu befürchten", sagte ein Sprecher. Taucher seien bei der Suche im Einsatz.
Kinder mussten in Schule übernachten
Menschen mussten gestern Abend mit Booten und Hubschraubern aus ihren Häusern gerettet werden. In Simbach und der Nachbargemeinde Triftern saßen Hunderte Kinder zeitweise in Schulen fest. 50 von ihnen mussten die Nacht in einer Schule verbringen. Tausende Haushalte waren ohne Strom.
Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks waren die Nacht hindurch mit der Rettung von Personen beschäftigt. Am frühen Morgen wurden die Kräfte aufgestockt, um in Triftern und Tann mit dem Abpumpen der Wassermassen zu beginnen. In der Nacht hatte es nicht mehr geregnet. "Das Wasser zieht sich zurück. Die Lage hier hat sich beruhigt, wenn man das nach den Ereignissen so sagen darf", sagte ein Sprecher der Polizei am Morgen.
Das Landratsamt in Pfarrkirchen hatte am Mittwoch den Katastrophenfall ausgerufen, als die braunen Wellen die Menschen in Triftern, Simbach am Inn und Nachbargemeinden überraschten. Keller, Tiefgaragen und Erdgeschosswohnungen wurden binnen kürzester Zeit überflutet, viele Autos mit dem Strom weggerissen. Der Sachschaden wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.
Der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) kündigte eine Soforthilfe für die Opfer. "Ähnlich wie beim Hochwasser 2013 werden wir 1500 Euro zur Verfügung stellen - und zwar schon ab morgen", sagte Söder nach einem Überflug über die Hochwassergebiete. Er zeigte sich von der Wucht der Wassermassen überrascht: "Das Ganze kam so überfallartig, da ist mit Hochwasserschutz nichts zu machen."
Heftiger Regen sorgte auch andernorts für Schäden, unter anderem in Hannover und am Niederrhein. In Düsseldorf liefen mehrere Tunnel voll Wasser. Die Autobahn 46 musste gesperrt werden, ebenso wie eine Bahnstrecke bei Xanten. In Baden-Württemberg und Franken hatte das Tief "Elvira" schon am Sonntagabend schwere Schäden angerichtet. Vier Menschen waren bereits bei diesem Unwetter im Südwesten ums Leben gekommen.
(hba/ach)