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Nordkorea
"Die bewachen uns Tag und Nacht auf jedem Schritt"

Zum ersten Parteitag der Arbeiterpartei seit 36 Jahren hat Nordkorea auch Journalisten aus aller Welt eingeladen. Ernsthaft berichten können sie aber nicht, erzählt ARD-Korrespondent Jürgen Hanefeld aus Pjöngjang. In die Kongresshalle kommen sie nicht, und wenn sie mit Nordkoreanern auf der Straße sprechen, steht ein Aufpasser daneben.

Jürgen Hanefeld im Gespräch mit Doris Simon |
    Eine Frau mit Sonnenschirm und ein Kind laufen durch einen Park, hinter ihnen ein Propagandaplakat.
    Auf Schritt und Tritt dabei: die Propaganda der Arbeiterpartei in einem Park in Pjöngjang. (AFP / ED JONES)
    Der gesamte Aufenthalt des ARD-Teams mit Reportern und Technikern für Hörfunk und Fernsehen werde von den nordkoreanischen Behörden überwacht, so ARD-Korrespondent Jürgen Hanefeld, der sonst aus Tokio berichtet. Es gebe keine Bewegungsfreiheit, die 130 ausländischen Journalisten würden in Gruppen herumgeführt – allerdings nur, wohin das Regime wolle. "Wir bestimmen das Programm jedenfalls nicht."
    Außerhalb des Programms gebe es kaum die Möglichkeit zu Gesprächen. Wenn das doch einmal der Fall sei, würden die Leute das sagen, was sie sagen sollen, erzählt Hanefeld. Man habe das Gefühl, sie seien gehirngewaschen. Alle sagten dasselbe, alle verehrten den Führer Kim Jong-Un und dessen Familie. Dass sich niemand kritisch äußere, liege aber auch daran, dass das ARD-Team von zwei Mitarbeitern des Staats begleitet werde: "Keiner lässt uns aus den Augen."
    Wie die britische BBC am Morgen mitteilte, wurden drei ihrer Mitarbeiter in Pjöngjang in Gewahrsam genommen und mehrere Stunden lang verhört. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet unter Berufung auf einen nordkoreanischen Funktionär, dem Korrespondenten Rupert Wingfield-Hayes, einer Produzentin und einem Kameramann werde unangemessene Berichterstattung vorgeworfen. Laut BBC sollen alle drei ausgewiesen werden.
    Auf dem Parteikongress in Pjöngjang selbst hat die regierende Arbeiterpartei beschlossen, dass Nordkorea seine Atomwaffenkapazitäten erweitert. Der Ausbau betreffe sowohl die Qualität als auch die Quantität der Waffen. Die Versammlung entschied außerdem, dass Nuklearwaffen nur für den Fall eingesetzt werden sollen, dass andere Staaten die Souveränität Nordkoreas ebenfalls mit Nuklearwaffen verletzen. Staatschef Kim Jong Un hatte diese Position bereits in einer Ansprache verkündet. Wegen des Atomprogramms hat der UNO-Sicherheitsrat scharfe Sanktionen gegen das Land verhängt.
    Das Gespräch mit Jürgen Hanefeld können Sie durch einen Klick auf "Audio" nachhören.