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Nutri-Targeting

Ernährungswissenschaft. - Nach dem Drug-Targeting, dem zielgerichteten Einsatz von Medikamenten kommt nun das Nutri-Targeting. Vitamine, Spurenelemente und Mikro-Nährstoffe werden im Körper dort eingesetzt, wo sie optimal wirken. Sie werden auf direktem Weg zu den Ziel-Organen oder Ziel-Geweben geschafft.

    Hans Konrad Biesalski von der Universität Stuttgart-Hohenheim beschäftigt sich mit dem Nutri-Targeting. Vitamine, Spurenelemente und andere so genannte Mikro-Nährstoffe haben genauso wie Arzneimittel bevorzugte Wirk-Orte, oder sie müssen bei bestimmten Erkrankungen gezielt eingesetzt werden. "Es gibt durchaus praktische Anwendungen. Zum Beispiel zeigt die Erfahrung, dass Raucher ihre Vitamin-A-Reserven in der Lunge sehr viel schneller aufbrauchen als Nichtraucher. Die Folge sind dann Störungen der zellulären Entwicklung."

    Da offenbar auch die Vitamin-A-Aufnahme in den betroffenen Regionen versuchte es Biesalski mit einem Aerosol. Eine erste klinische Studie an einer Lungenfachklinik in Gauting bei München verlief erfolgreich. Bei vielen Rauchern sei durch das Einatmen des Vitamins Schädigungen der Lungen-Schleimhaut behoben worden, so der Forscher. Neben dem Versuch bei Rauchern, wurde das Vitamin-A-Aerosol auch in Äthiopien bei Kindern eingesetzt, die durch chronische Magen-Darm-Infektionen keine Nährstoffe mehr aus der Nahrung aufnehmen können. Bei ihnen verbesserte sich der Vitamin-A-Status, außerdem gingen die Lungenerkrankungen, eine der häufigsten Todesursachen in Äthiopien, zurück.

    Allerdings eignen sich nicht alle Nährstoffe für das Nutri-Targeting, sondern vor allem solche, die zunächst in der Leber oder einem anderen Organ landen. Dort müssen sie umgepackt werden, ehe sie zu ihrem Ziel gelangen. Hier empfiehlt sich der direkte Weg. Nach den ersten positiven Erfahrungen ist der Forschers überzeugt, dass sich das Verfahren vor allem bei bestimmten Formen von Mangelerscheinungen etablieren wird. Bis ein Vitamin-Spray für Raucher oder Mukoviszidose-Kranke in die Apotheken kommt, wird noch einige Zeit vergehen.

    [Quelle: Volker Mrasek]