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Öffentlicher US-Rundfunk nach Kürzungen
Weniger Programm, mehr Übernahmen

Mehr als 1.400 öffentliche lokale Fernseh- und Radiosender in den USA stehen vor einer großen finanziellen Herausforderung, denn der Haushaltsentwurf von Präsident Trump sieht vor, staatliche Zuschüsse zu streichen. Viele Sender wollen nun mehr Spenden sammeln, was besonders in ländlichen Regionen schwierig wird. Ein Besuch beim Sender Valley PBS in der kalifornischen Stadt Fresno.

von Wolfgang Stuflesser |
    Frontansicht des Gebäudes, in dem sich der lokale Fernsehsender Valles PBS befindet. Über der Tür des zweistöckigen Betonbaus ist das grünschwarze Logo des Senders zu sehen.
    Der lokale Fernsehsender Valley PBS im kalifornischen Fresno bekommt nach den Kürzungen der Bundesmittel für die “Corporation for Public Broadcasting” finanzielle Probleme. (Wolfgang Stuflesser/ ARD Studio Los Angeles)
    Der Sender Valley PBS sitzt in der Stadt Fresno - es ist ein Teil Kaliforniens, in den sich kaum ein Tourist verirrt. Fernab vom Pazifikstrand, ist die Gegend vor allem von Landwirtschaft geprägt. Gut drei Viertel der Pistazien, Mandeln und Walnüsse weltweit kommen von hier.
    Phil Meyer ist der Chef des lokalen, öffentlichen Fernsehsenders mit etwa 25 Mitarbeitern. Valley PBS produziert Diskussionsrunden, Dokumentationen und eine Serie über Landwirtschaft.Der Sender ist im Gebäude eines früheren Autohändlers untergebracht - alles etwas hemdsärmelig, doch die Studiotechnik sei schon HD-fähig, versichert Meyer. Seine Leute produzieren ein bis zwei Stunden Programm jede Woche, der Rest sind Übernahmen von anderen öffentlichen Sendern, zum Beispiel die abendlichen Nachrichten und die berühmte Sesamstraße.
    Nicht nur Nachrichten, sondern auch Bildung
    "In einer Untersuchung aller PBS-Sender hatte unsere Region einen der geringsten Durchschnittsverdienste im Land. Mehr als 50 Prozent sind Latinos, dazu Inder, Kambodschaner - viele arbeiten in der Landwirtschaft. 80 Prozent der Familien können sich für ihre Kinder keine Tagesstätte, Kindergarten oder Vorschule leisten. Wir bieten Workshops für die Eltern und Bildungsprogramme im Fernsehen und Online an, um diese Lücke zu schließen.”
    Schon jetzt finanziert sich der Sender zu 80 Prozent über freiwillige Spenden. Einen verpflichtenden Rundfunkbeitrag wie in Deutschland gibt es in den USA nicht. Der Rest kommt von der Corporation for Public Broadcasting, die vor 50 Jahren von Präsident Lyndon B. Johnson eingerichtet wurde, mit dem Ziel, den öffentlichen Rundfunk vor politischer Einflussnahme zu schützen.
    20 Prozent des Budgets
    Nun hat Präsident Trump einen Haushaltsentwurf vorgelegt, der genau diese Mittel streichen würde, wenn er vom Kongress verabschiedet wird. Natürlich hat Phil Meyer durchgerechnet, was die von der Trump-Regierung geplanten Kürzungen für seinen Sender bedeuten würden:
    "Das wären 20 Prozent unseres Budgets, etwa 900.000 Dollar. Wir müssten die Produktionen hier vor Ort zurückfahren und verstärkt Sendungen übernehmen. Notfalles müssten wir Leute entlassen. Wir würden versuchen, mehr Spenden zu sammeln - doch das wird kaum möglich sein, weil der durchschnittliche Zuschauer hier gar nicht das Geld hat, um fürs öffentliche Fernsehen zu spenden.”
    Phil Meyer steht in einem Schaltraum von Valley PBS und blickt in die Kamera. Hinter ihm sind mehrere Bildschirme und Computer zu sehen
    Phil Meyer, Präsident und CEO von Valley PBS will nach den Kürzungen beim öffentlichen Rundfunk vermehrt Spenden sammeln. (Wolfgang Stuflesser/ ARD Studio Los Angeles)
    Weniger Skandalisierung und Webung
    Dabei sprechen sich in Umfragen 75 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner für den öffentlichen Rundfunk aus - als Gegengewicht zu den kommerziellen Sendern, die sich über Werbung finanzieren.
    "Die Nachrichten bei den kommerziellen Sendern gehen viel stärker nach Quote: Das Feuer, der Unfall oder das Verbrechen kommen dann ganz vorn in der Sendung. Wir gehen mehr in die Tiefe, haben mehr Zeit, die Geschichte zu erzählen und müssen nicht nach 90 Sekunden in die nächste Werbepause gehen.”
    Nicht das erste Mal, dass Gelder gestrichen werden sollen
    Redakteurin Elizabeth Laval zeigt ihren Kollegen gerade den Trailer für eine neue Dokumentationsreihe über Wasser. Kalifornien litt jahrelang unter einer schweren Dürre. Valley PBS plant nach der Doku eine Diskussionsrunde, in der Landwirte und Umweltschützer zu Wort kommen sollen. Auch Laval hat die Kürzungsdiskussion verfolgt.
    "Es ist nicht das erste Mal, dass diese Gelder gestrichen werden sollen. Es gibt Leute, die glauben, dass die Regierung sich zurückhalten sollte, Medienunternehmen zu finanzieren. Und sie vermuten, wir stünden politisch links. Sie sehen leider unsere Sendungen nicht, denn unser Auftrag besagt klar, dass wir die Zuschauer mit Informationen versorgen sollen, damit sie ihre eigenen, informierten Entscheidungen treffen können.”
    Medienstrategie der Trump-Regierung?
    Gleichzeitig verbreitet Präsident Trump bewusst Unwahrheiten und empfiehlt den Bürgern, bestimmte Sendungen des rechts-gerichteten, regierungsfreundlichen Senders Fox News anzusehen. Kritiker sehen darin eine Medienstrategie der Trump-Regierung: Regierungsfreundliche Berichterstattung zu fördern und neutralem Journalismus das Geld zu entziehen.
    "Das ist die größte Sorge, die wir haben. Die USA bewegen sich im Moment in diese Richtung, und da ist die Sorge, dass diese Entwicklung irgendwann so weit geht, dass wir sie nicht mehr umkehren können. Öffentliches Fernsehen und Radio in den USA waren bislang beständig kritisch gegenüber solchen Regierungen, egal ob sie republikanisch oder demokratisch sind.”
    Auf die Abgeordneten im Kongress zugehen
    Phil Meyer hat sich mit den Chefs anderer öffentlicher Sender ausgetauscht, und sie wollen jetzt konkret auf ihre jeweiligen Abgeordneten im Kongress zugehen, die über den Haushaltsplan entscheiden werden. Das Problem sei aber, dass die Mittel für den öffentlichen Rundfunk nur ein Teil des gesamten Haushaltsentwurfs sind, sagt er. Am Ende stimmen die Abgeordneten für oder gegen den Haushalt, nicht für oder gegen den öffentlichen Rundfunk.