Archiv

Ölleitung Dakota Access
Widerstand gegen Trump-Pipeline hält an

Die Obama-Regierung hatte nach monatelangen Protesten den Weiterbau der umstrittenen Ölleitung Dakota Access gestoppt. Die neue US-Regierung hat das Protest-Camp räumen lassen. Nun soll das erste Öl fließen. Ein Vorgeschmack auf die Energiepolitik der Trump-Administration.

Von Kerstin Zilm |
    Proteste gegen die Dakota Access Pipeline in Los Angeles in Kalifornien Anfang Februar 2017
    Proteste gegen die Dakota Access Pipeline in Los Angeles in Kalifornien Anfang Februar 2017 (imago/ZUMA Press)
    Der Protest der Standing Rock Sioux gegen den Bau der Dakota Access Pipeline - DAPL - wurde zum Epizentrum einer weltweiten Bewegung gegen die Ausbeutung von Bodenschätzen und für den Respekt von Rechten der indigenen Völker. Die Obama-Regierung stoppte den Bau der Pipeline. Präsident Donald Trump genehmigte ihn wieder und seit ein paar Tagen fließt Öl in Rohren unter dem Missouri River in North Dakota. Die Lager sind geräumt, doch der Widerstand gegen die Pipelines ungebrochen ist.
    "Wir sind süchtig nach Öl"
    Auf den Treppen vor dem Rathaus von Los Angeles fordern Demonstranten, Konten bei Banken, die in Öl- und Gas-Pipelines investieren, zu schließen. Seattle und eine Handvoll kalifornischer Kleinstädte haben sich dazu schon verpflichtet. Filmproduzentin Deborah Wise fordert, dass Los Angeles dem Beispiel folgt:
    "Wir sind süchtig nach Öl und wie alle Süchtigen treffen wir keine vernünftigen Entscheidungen, wie Heroinabhängige, denen es egal ist, wem sie weh tun und was sie zerstören. Wir müssen dieses Verhalten ändern."
    Vor knapp einem Jahr begann der Protest gegen die Pipeline auf dem Gebiet der Standing Rock Sioux in North Dakota. Was mit ein paar Tipis, Gebeten und Zeremonien am Missouri begann, verwandelte sich in eine weltweite Bewegung von ‘water protectors’ - Wasserschützern - gegen die Zerstörung heiliger Stätten und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Die Flaggen von mehr als 300 indigenen Volksstämmen wehten über dem Lager. So viele Völker hatten sich nur für die Schlacht am Little Bighorn gegen General Cluster 1876 vereinigt.
    Die Obama-Regierung stoppte den Pipeline-Bau noch im November 2016 und ordnete eine Umweltstudie an. Gut zwei Monate später genehmigte Präsident Trump die Pipeline:
    "Es war nicht fair. Das Unternehmen investierte hunderte von Millionen. Es geht darum, das unglaublich beschwerliche, lange, schreckliche Verfahren zu vereinfachen und die Last der Regulierungen für unsere heimischen Unternehmen zu reduzieren."
    Die Pipeline-Firma, Energy Transfer Partners, kündigte an, spätestens im April Öl durch die rund 1900 Kilometer lange Pipeline quer durch die USA nach Illinois zu schicken. Der Vorsitzende des Rates der Standing Rock Sioux, Dave Archambault, versprach im Lokalfernsehen, anhaltenden Widerstand gegen das Projekt:
    "Es ist frustrierend, weil es viel Arbeit war, zu diesem Punkt zu gelangen. Eine umfassende Umweltstudie hätte uns ermöglicht, das Unrecht aufzulisten, das unseren Völkern angetan wurde. Wir zahlen seit Jahrhunderten für die Entwicklung fossiler Brennstoffe und Energieunabhängigkeit der USA."
    Doch der Gouverneur von North Dakota ordnete die Evakuierung der Lager an und drohte mit Verhaftungen. Viele Demonstranten zogen ab.
    Am 23. Februar räumten Polizisten und Soldaten der Nationalgarde ausgestattet mit Hubschraubern, Militärfahrzeugen und Kampfausrüstung das Haupt-Camp. Zurück blieben Strohballen im Schneematsch, Holzpflöcke im gefrorenen Boden und Rauch von Tipis, die die Demonstranten vor der Razzia in Brand gesteckt hatten. Der zuständige Sheriff, Kyle Kirchmeier, bezeichnete die Aktion als Erfolg:
    "Es war ein sehr guter Tag. Koordination, Planung und Taktik - alles hat heute gestimmt. Alle waren sehr professionell. Wir haben geschafft, was wir uns vorgenommen haben."
    Reste des Protestcamps gegen die Dakota Access Pipeline in North Dakota.
    Reste des Protestcamps gegen die Dakota Access Pipeline (dpa-Bildfunk / AP Photo / Blake Nicholson)
    Bulldozer machten das Protest-Lager dem Erdboden gleich
    Doch ein Lager stand noch: das kleinere Sacred Stone Camp direkt am Fluss. LaDonna Brave Bull Allard startete es auf ihrem eigenen Land. Doch die Kriegerin vom Stamm der Standing Rock Sioux musste sich geschlagen geben.
    US-Behörden argumentieren, dass das Land nicht wirklich ihr gehöre und aus Sicherheitsgründen geräumt werden muss. Bulldozer machten das Lager dem Erdboden gleich. LaDonna Brave Bull verspricht, weiter für den Schutz des Wassers stark zu sein:
    "Wir müssen zusammenhalten. Ich brauche niemanden, der mich verteidigt. Ich brauche Menschen, die das Wasser verteidigen, die für das Wasser beten, wo immer sie sind. "
    Das passiert nun landesweit. Shannon Rivers von den Akimel O’odham oder River People ist aus Arizona nach Los Angels gekommen. Er sieht große Aufgaben für den Widerstand, der sich rund um die Pipeline gebildet hat.
    "Als indigene Völker müssen wir diese Demonstrationen anführen. Unsere Stimmen wurden so lange zum Schweigen gebracht. Alle Großstädte der USA sind auf Land unserer Völker gebaut. Selbst in einer Stadt wie Los Angeles mit so vielen Menschen unterschiedlichster Herkunft müssen wir noch darum kämpfen, dass unsere Worte der Vernunft und des Bewusstseins gehört werden."
    US-Präsident Donald Trump unterzeichnet ein Dekret, das den Weiterbau der umstrittenen Dakota Access Pipeline genehmigt. Die Pipeline führt durch heilige Stätten der Sioux-Indianer.
    US-Präsident TrUMP bei derUnterzeichnung des Dekrets über den Weiterbau der Dakota Access (Imago)