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Olympia 2024
Wo bleibt die Transparenz?

Welche Stadt darf eine Bewerbung für Olympische Spiele abschicken? Nicht nur Hamburg und Berlin wüssten gerne, wie genau der DOSB das in zwei Wochen entscheiden will, sondern auch die Politik.

Von Daniel Bouhs |
    Ja, die Grundlage für die Diskussion ist bekannt: 13 Fragen, dazu viele Antworten aus Hamburg und Berlin. Der Deutsche Olympische Sportbund beugt sich der Kritik und gibt sich transparent: Er hat den Leitfaden für seine anstehende Entscheidung veröffentlicht. 102 Seiten zu den Plänen – wo könnte das Olympische Dorf stehen, welche Sportstätten haben die Kandidaten zu bieten und wie sieht es mit dem Transport und der Unterbringung von Sportfans und Journalisten aus? Wer will, der kann sich das seit ein paar Tagen durchlesen. Allein: Wie wichtig die einzelnen Kriterien sind und welche Rolle am Ende die laufenden Telefonumfragen spielen, bleibt unklar.
    Der Sportausschuss des Bundestags hatte in dieser Woche den DOSB geladen. Er sollte erklären, wie er seine Entscheidung treffen will. Doch wirklich erhellend war das, was der DOSB der Politik erzählt hat, offensichtlich nicht. Jedenfalls sagte selbst die Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag (SPD) auf die Frage, ob sie denn zufrieden sei mit den Erläuterungen der Funktionäre:
    "Sagen wir mal so: Ich habe nichts Neues gehört. Das, was ich heute gehört habe, war mir jedenfalls bekannt (lacht)."
    Freitag nimmt es gelassen – aber nicht jeder. Özcan Mutlu profiliert sich seit Monaten als scharfer Kritiker des DOSB. Der Grünen-Politiker forderte hinter verschlossenen Türen Offenheit. Immerhin sei der Bund ein großer Förderer des organisierten Sports. Aber auch diesmal wurde er enttäuscht.
    "Auch heute sind die Fragen offen geblieben, wie diese 13 Fragen, die der DOSB letzten Sommer an die Verbände geschickt hat, gewichtet sind: Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit, welche Rolle spielt der Bürgerwille, welche Rolle spielt die finanzielle Solidität und was ist mit dem Sicherheitskonzept?"
    Viele Fragen – bis auf Weiteres, dazu aber keine Antworten. DOSB-Vorstand Bernhard Schwank, der für die Olympia-Bewerbungen zuständig ist, verwies auf die anstehende Sitzung seines Präsidiums, die in der kommenden Woche angesetzt ist.
    "Ich habe den Ausschuss darüber informiert, dass sich das Präsidium am kommenden Montag und Dienstag genau mit dieser Frage beschäftigen wird, über die Kriterien und deren Gewichtung. Und Sie werden verstehen, dass ich dem Präsidium, unserer Führungsspitze, da nicht vorgreifen kann und auch nicht will."
    Dann aber soll es endlich soweit sein: Der DOSB will das Prozedere allumfassend offen legen: Schwank verspricht einen Kriterienkatalog für alle.
    "Ja. Und den werden wir auch veröffentlichen."
    In der Politik macht sich trotzdem Unmut breit. Die Grünen kritisieren: Das mit der Transparenz dauere einfach zu lange. Hinzu kommt ein Bericht des Magazins "Sport Inside": Während sich die nächste Bewerbergesellschaft andeutet, liegt die Bilanz der gescheiterten Bewerbergesellschaft für München 2018 noch gar nicht vor: Der Landesrechnungshof prüfe weiter – nicht zuletzt, weil einzelne Ausgaben noch geklärt werden müssten.
    Für die anstehende Entscheidung, welche Stadt er als nächstes ins Rennen schicken will, lässt sich das DOSB-Präsidium beraten. Die Funktionäre haben dafür für Anfang übernächster Woche eine Expertenkonferenz einberufen. Was das bringen soll, weiß Özcan Mutlu nicht und kündigt deshalb an: Er, ja seine ganze Fraktion, boykottiere die Veranstaltung des DOSB.
    "Wir werden da nicht hingehen, weil uns einfach die Grundlagen und auch heute die Fragen zu groß sind, sodass eine Teilnahme an dieser Expertenrunde im worst-case zu einer Show-Veranstaltung ausarten kann. Und das wollen wir nicht."
    Mit anderen Worten: Der DOSB muss liefern – vor allem eines: Transparenz.