Archiv

Online-Magazin "Mediapart"
Erfolgreiche Bezahl-Nachrichten aus Frankreich

Die vor zehn Jahren gegründete französische Online-Zeitung "Mediapart" sorgt regelmäßig mit Enthüllungsgeschichten für Schlagzeilen - auch über Frankreichs Grenzen hinaus. "Mediapart" ist der lebende Beweis, dass Leser bereit sind, für hochwertige Online-Nachrichten zu zahlen.

Von Suzanne Krause |
    Ausschnitt der Startseite des des französischen Online-Magazins "Mediapart" vom 18.04.2018 um 10 Uhr
    Website des französischen Online-Magazins "Mediapart" (mediapart.fr / Deutschlandradio )
    Vor kurzem feierte "Mediapart" seinen zehnten Geburtstag. Aus diesem Anlass ließen Journalistenschüler aus dem südwestfranzösischen Bordeaux die Abonnenten des Internet-Portals in einem halbstündigen Video zu Wort kommen.
    "'Mediapart' ist ein Blog. Und eine Online-Zeitung", listen Katharina und Tom auf. "Ein Club, der die besten Einträge der Blogs von Abonnenten veröffentlicht. In 'Mediapart' stehen sehr lange und hochinteressante Artikel. Und auch kürzere Texte. Und weil die Zeitung komplett werbefrei ist, muss man für 'Mediapart' zahlen. Aber nicht allzu viel" - deshalb können sich die beiden jungen Musiker ein Abo leisten.
    "Anfangs ging es da zu wie im Dorf von Asterix"
    Mohamed ist Mitte Dreißig und arbeitet als Bibliothekar in Paris: "Einen Monat nach der Geburt meiner Tochter habe ich "Mediapart" abonniert. Denn die Webzeitung liefert mir Schlüssel, um die Welt besser zu verstehen. Mir als Papa ist es wichtig, meiner Tochter erklären zu können, in welcher Welt sie aufwächst."
    Die Rentnerin Corinne tauscht sich seit der allerersten Stunde mit Gleichgesinnten auf dem Onlineforum aus: "Anfangs ging es da zu wie im Dorf von Asterix, wo sich alle beim Festbankett treffen, wild diskutieren und sich manchmal tote Fische um die Ohren hauen. Heute ist aus dem Dorf eine Großstadt geworden, die Abonnenten kennen sich längst nicht mehr alle untereinander, aber: Was soll's! So ist das Leben."
    "Weil wir hervorragende Journalisten beschäftigen"
    Im verwinkelten Redaktionsbüro arbeitet Carine Fouteau an der Titelseite. Dreimal täglich wird die Ausgabe aktualisiert, erklärt die 43-Jährige. Fouteau, seit dem Start von "Mediapart" dabei, ist seit kurzem Mitherausgeber.
    "Wir sind schon immer gut an interessante Informationen herangekommen, weil wir hervorragende Journalisten beschäftigen, die an ihren Beruf glauben. Die davon ausgehen, dass man mit Journalismus die Welt verändern, Gesetze verbessern kann. Dass man Stimmen das Wort erteilen kann, die sonst ungehört sind."
    Kurzum: In der Redaktion ist man davon überzeugt, dass eine demokratische Gesellschaft auf guten Journalismus nicht verzichten kann.
    "Wir haben viel Zeit für Recherchen"
    "Unsere Arbeitsbedingungen sind mehr als gut. Wir haben viel Zeit für Recherchen, wir schwimmen nicht im Nachrichten-Strom mit, sondern wir setzen unsere ganz eigenen Themen. All das bietet den Rahmen für ein Qualitätsprodukt, das seine Leser findet. Wir haben heute knapp 150.000 Abonnenten."
    Zur allmorgendlichen Redaktionskonferenz hat heute ein Journalist ein halbes Dutzend Einkaufstaschen herangeschleppt, prallvoll mit Dokumenten zur sogenannten Libyen-Affäre, die dieser Tage erneut hochkocht. 2012 hatte "Mediapart" erstmals und als einziges Medium darüber berichtet, dass der damalige konservative Staatspräsident Nicolas Sarkozy für seine Kampagne Gelder von Muammar al Gaddafi erhalten habe. Ein Thema, das für hohe Wogen sorgte.
    "Nachrichten, die nirgends sonst erscheinen"
    Auf solche politisch hochbrisanten Geschichten ist "Mediapart" sozusagen abonniert, bestätigt Edwy Plenel, Starjournalist und Mitgründer der Online-Zeitung.
    "Als 'Mediapart'-Logo fungiert die Zeichnung eines Zeitungsausrufers. Das Rezept ist uralt: Lesen Sie unser Blatt, hier finden Sie Nachrichten, die nirgends sonst erscheinen."
    Seit sieben Jahren schreibt die Online-Zeitung schwarze Zahlen - ein Unikum in der französischen Tagespresse. Der Beweis, dass die Arbeit des "Mediapart"-Teams nützlich ist, sagt Edwy Plenel.
    Er zitiert einen Satz des britischen Autors George Orwell: "'Von der Freiheit zu sprechen, macht nur dann Sinn, wenn es um die Freiheit geht, den Leuten Sachen zu sagen, die sie nicht hören wollen.' - Das ist auch eine Aufgabe des Journalismus."