Das Gesundheitssystem in der Ostukraine ist kollabiert, so die Hiobsbotschaft von Doris Nitzan, der Ukraine-Bürochefin der Weltgesundheitsorganisation WHO auf einer Pressekonferenz. Schon vor der Krise sei die Versorgung der Bevölkerung schwach gewesen, doch seit den Kämpfen hat sich die Lage massiv verschlechtert. In der Ostukraine stehe das Gesundheitssystem vor dem totalen Zusammenbruch, so die WHO-Expertin, in den Städten Lugansk und Donetsk befinden sich die Menschen in der Falle. Tagelang gebe es keine Versorgung, Hospitäler seien zeitweise von Wasser und Strom abgeschnitten, es fehle an Lebensmitteln und Medikamenten.
Die WHO gab heute auch die jüngsten Opferzahlen des Ukraine-Konflikts bekannt - eine niederschmetternde Bilanz. Bis zum 6. Januar wurden 4.808 Menschen getötet, 10.468 verwundet.
30 bis 70 Prozent des Krankenhauspersonals geflohen oder getötet
Auch immer mehr Kinder fallen den Wirren zum Opfer. 45 Todesopfer, 119 Verwundete - das sind deprimierende Zahlen. Viele medizinische Herausforderungen soll die WHO meistern. Die durchschnittliche Impfquote in der Ukraine liegt unter 50 Prozent, 30 bis 70 Prozent des Krankenhauspersonals hat die Kampfgebiete verlassen oder wurde getötet. Besonders prekär ist die Lage der HIV/Aids-Patienten in der Ostukraine, so die WHO Sprecherin. In der Region Donetsk sind 27.933 Personen registriert, in Lugansk sind es 4.569.
Diese Zahlen sind laut WHO eher konservativ, HIV-Patienten erhalten keine konstante Betreuung mehr. Und noch etwas treibt die Weltgesundheitsorganisation um: Die Zahl der Tuberkulose-Patienten steigt. Und 25 Prozent der Erkrankten weisen multiresistente Keime auf. Das ist eine Krise.