Im Sommer 1954 staunte der Franzose Maurice Allais nicht schlecht. Der junge Ingenieur untersuchte zu jener Zeit in Paris das Schwingungsverhalten eines physikalischen Pendels - also eines beweglich aufgehängten Stabs mit einem Gewicht unten dran. Als es bei einer Sonnenfinsternis tagsüber dunkel wurde, beobachtete er plötzlich merkwürdige Dinge. Chris Duif, Physiker von der Universität Delft.
Im Verlauf der Sonnenfinsternis über Frankreich spielte das Pendel verrückt. Es änderte seine Schwingungsebene völlig unerwartet. Mit Einsteins Theorie der Gravitation ließ sich das nicht erklären. 1959 wiederholte Maurice Allais seine Messungen und beobachtete wieder denselben Effekt.
Seit Foucaults berühmten Versuchen im Jahr 1851 ist bekannt, dass die Spitze eines frei schwingenden Pendels im Lauf eines Tages eine rosettenförmige Bahn beschreibt. Aufgrund der Erdrotation dreht sich der Boden allmählich unter dem Pendel weg - seine Schwingungsebene rotiert im Laufe eines Tages um 360 Grad. Maurice Allais beobachtete aber noch etwas anderes: Als der Mond die Sonne verdeckte, drehte sich die Schwingungsebene seines Pendels plötzlich rückwärts, gerade so als ob es von einer mysteriöse Kraft beeinflusst würde. Der heute 93-jährige, der 1988 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam, ist seitdem überzeugt, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie falsch oder zumindest unvollständig ist. Denn laut Einstein dürfte eine Sonnenfinsternis kein Pendel aus der Bahn werfen. Doch die Mehrzahl der Physiker war nicht bereit, Einstein vorschnell von seinem Thron zu stoßen und suchte nach profaneren Ursachen für das merkwürdige Phänomen. Vor ein paar Jahren nahm sich sogar ein Experten-Team der Esa der Sache an.
Die kamen in ihrem Bericht 2002 zu dem Schluss, dass diese Anomalien auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sind: Auf Erschütterungen der Erde etwa, verursacht durch Verkehr oder Menschen in der Umgebung. Oder auf Luftdruckschwankungen, hervorgerufen durch die plötzliche Abkühlung. Aber keiner dieser Faktoren kann Allais Beobachtungen befriedigend erklären.
Der Physiker Chris Duif beschäftigt sich seit 20 Jahren mit möglichen Abweichungen von der Allgemeinen Relativitätstheorie. Dass Allais Messergebnisse richtig sind, daran hat er keinen Zweifel. Die Versuchsreihen wurden minutiös dokumentiert und erfüllten alle wissenschaftlichen Standards. Außerdem haben später noch mehrere Forscherteams weltweit ähnliche Effekte registriert. Allerdings waren die Anomalien nicht bei jeder Sonnenfinsternis nachzuweisen - was die Sache für Duif noch spannender macht. Als Reaktion auf die Esa-Studie nahm er sich alle Erklärungsansätze für den Amoklauf der Pendel vor. Das Ergebnis seiner Analyse: Wirklich überzeugend ist keiner. Duif:
Fakt ist: Die Ergebnisse der Experimente lassen sich nicht einfach mit Umwelteinflüssen wegdiskutieren. Und deshalb müssen diese Phänomene genauer untersucht werden.
Da sich an dem strittigen Thema bislang kein renommierter Wissenschaftler die Finger verbrennen wollte, ruhen die Hoffnungen nun auf dem unabhängigen britischen Forscher Thomas Goodey aus Brentford. Mit einem Dutzend baugleicher Präzisions-Pendel will der Mathematiker bei Sonnenfinsternissen in den kommenden Jahren messen, ob die Pendel tatsächlich verrückt spielen. Durch gleichzeitige Pendelexperimente an verschiedenen Orten rund um den Globus, will Goodey Umwelteinflüsse aller Art ausschalten. Sein Ziel: Endlich Klarheit zu schaffen, ob Einsteins Gravitationstheorie modifiziert werden muss oder nicht. Chris Duif:
Falsch ist sie wohl nicht. Aber es sieht so aus, als ob sie erweitert werden muss. Und es gibt ja auch schon theoretische Konzepte wie die String-Theorie, die die Allgemeine Relativitätstheorie beinhalten - genau so wie die Allgemeine Relativitätstheorie die Newtonsche Mechanik beinhaltet. Mich würde es nicht wundern, wenn diese neue, umfassendere Theorie dann auch die Schwerkraft-Anomalien bei Sonnenfinsternissen erklären könnte.
Im Verlauf der Sonnenfinsternis über Frankreich spielte das Pendel verrückt. Es änderte seine Schwingungsebene völlig unerwartet. Mit Einsteins Theorie der Gravitation ließ sich das nicht erklären. 1959 wiederholte Maurice Allais seine Messungen und beobachtete wieder denselben Effekt.
Seit Foucaults berühmten Versuchen im Jahr 1851 ist bekannt, dass die Spitze eines frei schwingenden Pendels im Lauf eines Tages eine rosettenförmige Bahn beschreibt. Aufgrund der Erdrotation dreht sich der Boden allmählich unter dem Pendel weg - seine Schwingungsebene rotiert im Laufe eines Tages um 360 Grad. Maurice Allais beobachtete aber noch etwas anderes: Als der Mond die Sonne verdeckte, drehte sich die Schwingungsebene seines Pendels plötzlich rückwärts, gerade so als ob es von einer mysteriöse Kraft beeinflusst würde. Der heute 93-jährige, der 1988 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekam, ist seitdem überzeugt, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie falsch oder zumindest unvollständig ist. Denn laut Einstein dürfte eine Sonnenfinsternis kein Pendel aus der Bahn werfen. Doch die Mehrzahl der Physiker war nicht bereit, Einstein vorschnell von seinem Thron zu stoßen und suchte nach profaneren Ursachen für das merkwürdige Phänomen. Vor ein paar Jahren nahm sich sogar ein Experten-Team der Esa der Sache an.
Die kamen in ihrem Bericht 2002 zu dem Schluss, dass diese Anomalien auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sind: Auf Erschütterungen der Erde etwa, verursacht durch Verkehr oder Menschen in der Umgebung. Oder auf Luftdruckschwankungen, hervorgerufen durch die plötzliche Abkühlung. Aber keiner dieser Faktoren kann Allais Beobachtungen befriedigend erklären.
Der Physiker Chris Duif beschäftigt sich seit 20 Jahren mit möglichen Abweichungen von der Allgemeinen Relativitätstheorie. Dass Allais Messergebnisse richtig sind, daran hat er keinen Zweifel. Die Versuchsreihen wurden minutiös dokumentiert und erfüllten alle wissenschaftlichen Standards. Außerdem haben später noch mehrere Forscherteams weltweit ähnliche Effekte registriert. Allerdings waren die Anomalien nicht bei jeder Sonnenfinsternis nachzuweisen - was die Sache für Duif noch spannender macht. Als Reaktion auf die Esa-Studie nahm er sich alle Erklärungsansätze für den Amoklauf der Pendel vor. Das Ergebnis seiner Analyse: Wirklich überzeugend ist keiner. Duif:
Fakt ist: Die Ergebnisse der Experimente lassen sich nicht einfach mit Umwelteinflüssen wegdiskutieren. Und deshalb müssen diese Phänomene genauer untersucht werden.
Da sich an dem strittigen Thema bislang kein renommierter Wissenschaftler die Finger verbrennen wollte, ruhen die Hoffnungen nun auf dem unabhängigen britischen Forscher Thomas Goodey aus Brentford. Mit einem Dutzend baugleicher Präzisions-Pendel will der Mathematiker bei Sonnenfinsternissen in den kommenden Jahren messen, ob die Pendel tatsächlich verrückt spielen. Durch gleichzeitige Pendelexperimente an verschiedenen Orten rund um den Globus, will Goodey Umwelteinflüsse aller Art ausschalten. Sein Ziel: Endlich Klarheit zu schaffen, ob Einsteins Gravitationstheorie modifiziert werden muss oder nicht. Chris Duif:
Falsch ist sie wohl nicht. Aber es sieht so aus, als ob sie erweitert werden muss. Und es gibt ja auch schon theoretische Konzepte wie die String-Theorie, die die Allgemeine Relativitätstheorie beinhalten - genau so wie die Allgemeine Relativitätstheorie die Newtonsche Mechanik beinhaltet. Mich würde es nicht wundern, wenn diese neue, umfassendere Theorie dann auch die Schwerkraft-Anomalien bei Sonnenfinsternissen erklären könnte.