Döner, Bratwurst und Fertiggerichte. Limonade, Schmelzkäse und Fischkonserven. In all diesen Nahrungsmitteln befinden sich oft künstliche Phosphate. Diese Phosphate gehören zu den Allzweckwaffen der Lebensmittelindustrie. Sie konservieren Fleisch- und Wurstwaren, verdicken Milchprodukte und bewahren die Farbe von Softgetränken.
Dass phosphatreiche Lebensmittel eine Gefahr für Menschen sind, die Nierenprobleme haben, ist schon länger bekannt. Neue Studien aber zeigen, dass zu viel künstliches Phosphat im Blut auch für gesunde Menschen ein Risiko darstellen kann. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, kurz EFSA, arbeitet derzeit an einer Neubewertung von Phosphaten in Lebensmitteln. Bis Jahresende soll das Gutachten fertig sein, sagte EFSA-Direktor Bernhard Url dem ARD-Studio Brüssel.
"Letztlich geht es darum, Studien, Daten, Sicherheitsdaten zu sammeln und zu bewerten, um dann zu einem Schluss zu kommen, bis zu welcher Menge an Phosphat kein Gesundheitsrisiko besteht."
Höheres Risiko für Herzinfarkt und Osteoporose
Die Forscher werden die Daten dann an die EU-Kommission in Brüssel weitergeben, die anschließend entscheiden wird, ob Handlungsbedarf besteht. Mit diesen Daten erstellen wir ein toxikologisches Profil der Phosphate, sagt Url.
"Auswirkungen zum Beispiel auf das Kreislaufsystem, auf die Nieren oder auf andere Organe und Gewebe des menschlichen Körpers.
Phosphate verändert die Innenwände der Gefäße, und steigern damit das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen. Außerdem erhöht sich die Gefahr, an Osteoporose zu erkranken: Kalzium wird aus den Knochen gelöst, sie werden brüchig. Auch die Alterung von Haut und Muskeln kann durch Phosphate beschleunigt werden.
Bei der Neubewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit geht es allerdings nicht um Phosphate, die ganz natürlich in Lebensmitteln enthalten sind, wie zum Beispiel in Fleisch, Hülsenfrüchten und Nüssen. Die nur zu etwa 60 Prozent vom Körper aufgenommen werden, was in der Regel kein Problem ist.
Hier geht es um künstlich zugesetzte Phosphate, die meist frei löslich sind und deshalb fast vollständig aufgenommen werden. Diese Zusatzstoffe sind erlaubt, müssen aber auf der Verpackung aufgeführt werden, zum Beispiel als Schmelzsalze.
Bessere Kennzeichnung ist nötig
Außerdem verbergen sich Phosphate hinter einigen Codes, die mit E beginnen, zum Beispiel E338 für Phosphorsäure. Bei loser Ware, etwa der Bratwurst in der Imbissbude, kann auch lediglich ein Hinweisschild "Enthält Phosphat" angebracht sein.
Das Problem ist: Mit all diesen Angaben kann der Verbraucher kaum etwas anfangen, denn die tatsächlich zugesetzte Phosphatmenge geht aus den gesetzlich vorgeschriebenen Angaben nicht hervor. Hier müsste sich etwas an der Kennzeichnung ändern.
Wie gefährlich Phosphat für den Menschen ist, ist vor allem eine Frage der Menge, betont EFSA-Direktor Bernhard Url.
"Bis zu welcher Menge kann man von einer Unbedenklichkeit ausgehen? Diese Frage werden wir klären."
Kritiker weisen darauf hin, dass durch Fast Food und andere Fertiggerichte der Körper mit künstlichen Phosphaten geradezu überschwemmt wird. In den vergangenen drei Jahrzehnten habe sich die Phosphataufnahme verdoppelt.