Archiv

Pilotenstreik
160.000 Passagiere sind betroffen

Seit Montagmittag streiken die Lufthansa-Piloten. Mehr als 1.500 Flüge fallen aus. Besonders betroffen ist das internationale Drehkreuz Frankfurt am Main. Reisende in München und Düsseldorf haben mehr Glück.

    Großer Andrang an den Umbuchungsschaltern der Lufthansa am Flughafen Frankfurt am Main.
    Wegen des achten Streiks ihrer Piloten streicht die Lufthansa zum Wochenbeginn über 1.500 Flüge. (picture alliance / dpa / Fredrik Von Erichsen)
    Mehr als 1.500 Flüge fallen aus, 160.000 Passagiere sind betroffen. Der Streik der Lufthansa-Piloten wirkt sich massiv auf den Luftverkehr aus. Seit Montagmittag bestreiken die Piloten die Kurz- und Mittelstreckenflüge. Ab Dienstagmorgen weiten sie die Arbeitsniederlegung auf Langstreckenflüge aus, wie die Vereinigung Cockpit (VC) mitteilte. Der Streik soll insgesamt 35 Stunden dauern. "Es ist traurig, dass wir nun zum achten Mal streiken müssen", sagte Gewerkschaftssprecher Markus Wahl, der Bedauern über Unannehmlichkeiten für die Passagiere äußerte.
    Die Lufthansa kritisierte die Vereinigung Cockpit scharf. "Es ist nicht mehr nachvollziehbar, warum sich die Vereinigung Cockpit so kompromisslos einer Lösung des Tarifkonflikts versperrt", sagte Finanzvorstand Simone Menne. Insgesamt strich die Lufthansa nach eigenen Angaben mehr als 1.500 Flüge.
    Am Dienstag, wenn auch die Langstrecken bestreikt werden, ist besonders das internationale Drehkreuz Frankfurt am Main von der Arbeitsniederlegung betroffen. Der Konzern müsse von und nach Frankfurt den überwiegenden Teil der Kurz- und Mittelstreckenflüge und auch die Langstreckenflüge "nahezu vollständig einstellen". Ab München können voraussichtlich die Hälfte aller Flüge starten, hieß es. Langstreckenflüge von und nach Düsseldorf sind dagegen den Angaben zufolge nicht betroffen.
    Annulliert sind zahlreiche Flüge der Lufthansa am 04.04.2014 auf einer Anzeigentafel im Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen).
    Am Frankfurter Flughafen legen die Lufthansa-Piloten wieder ihre Arbeit nieder. Langstreckenflüge fallen aus. (dpa / picture-alliance / Boris Roessler)
    Der Vorsitzende der CSU-Mittelstandsunion, Hans Michelbach, kritisierte die Streiks. Die Spartengewerkschaften Cockpit und GDL hätten das "rechte Maß verloren", sagte er im Deutschlandfunk. Unter den Piloten- und Lokführerstreiks leide auch die Wirtschaftsnation Deutschland. Die gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft gehe damit verloren, "gerade in Zeiten von Wachstumsrückgängen können wir uns das am wenigsten leisten". Der CSU-Politiker forderte ein Gesetz zur Tarifeinheit noch in diesem Jahr. Das Kabinett befasst sich nach Angaben eines Regierungssprechers Anfang Dezember mit einer solchen Regelung. Die aktuellen Ausstände zeigten, wie wichtig ein solches Gesetz sei, sagte er.
    Erst Germanwings, dann die Bahn, jetzt Lufthansa
    Reisende in Deutschland müssen sich also weiter auf Einschränkungen gefasst machen, eine harte Woche liegt hinter ihnen. Am Wochenende hatte die Gewerkschaft der Lokführer den Bahnverkehr zu großen Teilen lahmgelegt - an einem Ferienwochenende und einem kompletten Spieltag der ersten drei Fußballligen. Bei der Lufthansa-Tochter Germanwings war es am vergangenen Donnerstag zu einem Streik der Piloten gekommen. Nun legen die Piloten der Lufthansa wie bereits im September die Arbeit nieder. Seit April mussten nach Angaben der Lufthansa wegen der Pilotenstreiks bereits mehr als eine halbe Million Passagiere von Lufthansa und Germanwings ihre Reisepläne ändern. Rund 4.400 Flüge seien gestrichen worden.
    Cockpit beklagt zu wenig Bewegung bei der Lufthansa
    Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit streitet mit der Lufthansa über eine neue Vorruhestands-Regelung. Die Lufthansa lege seit März immer das gleiche Angebot vor, sagte Cockpit-Sprecher Markus Wahl am Donnerstag im Deutschlandfunk. Sollte Lufthansa sich nicht bewegen, gingen die Streiks weiter - dieser Fall ist nun eingetreten.
    Lufthansa bittet alle Fluggäste, sich vor Reiseantritt über den aktuellen Status ihres Fluges zu informieren. Man solle am Flughafen mehr Zeit einplanen, auch wenn der gebuchte Flug stattfindet. Passagiere, deren Flüge gestrichen worden sind, erhalten unter der aus Deutschland kostenfreien Rufnummer 0800 850 60 70 Informationen. Im Ausland gelten die lokalen Rufnummern der Lufthansa. Die Fluggastrechte regeln mögliche Schäden von Fluggästen innerhalb der Europäischen Union.
    (hba/swe/bor)