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Plakatkünstler Klaus Staeck
"Ich kann ungerechte Verhältnisse nicht ertragen"

Der Grafiker und Verleger Klaus Staeck wird 80. Er findet sich nicht ab und mischt sich seit fünf Jahrzehnten wortstark ein. Die Flucht aus der DDR hat den öffentlichen Intellektuellen geprägt. "Wer die Unfreiheit erlebt hat, schätzt die Freiheit, die Demokratie, ganz anders", sagte er im DLF.

Klaus Staeck im Gespräch mit Michael Köhler |
    ARCHIV - 19.05.2015, Berlin: Klaus Staeck, damaliger Präsident der Akademie der Künste, steht am 19.05.2015 vor der Kulisse des Brandenburger Tores. Klaus Staeck hat mit seinen Plakaten regelmäßig für Aufsehen gesorgt. Auch mit 80 will er nicht Ruhe geben.
    Klaus Staeck, ehemaliger Präsident der Akademie der Künste, wird 80: Klaus Staeck, damaliger Präsident der Akademie der Künste, steht am 19.05.2015 vor der Kulisse des Brandenburger Tores. (dpa / picture alliance / Sonja Marzoner/)
    "Der Holzschnitt war meine Einstiegsdroge", sagt Plakatkünstler Klaus Staeck zu seinen frühen Anfängen als Grafiker. Das war aber noch kein ausreichendes Mittel, um eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Denn Staeck wollte immer öffentlich wirken. Nach der Flucht aus der DDR kam er 1956 in den Westen. "Da ich aus der DDR kam, war ich per se der politische Mensch. Ich war jemand, der sich einmischen wollte. Der sich nicht abfindet."
    Staeck entwarf kritische Plakate mit beißenden Slogans zu Themen wie Umweltverschmutzung, sozialer Ungleichheit oder Machtmissbrauch. Er wurde zum engagierten Intellektuellen und Künstler. Nicht zu versuchen, die Verhältnisse zu ändern, hält er für strafbar. Über 40 Mal ist erfolglos versucht worden, seine kritischen Arbeiten gerichtlich zu verbieten.
    Für Opportunismus unbegabt
    Zu den Motiven für sein politisches Engagement zählt Klaus Staeck das Aufbegehren gegen die Nachkriegszeit, die Adenauerzeit und den Wahlkampf gegen Strauß. Den "68ern" habe er zwar nicht angehört. Aber: "Sie haben die ganze Gesellschaft auf den Rütteltisch gesetzt."
    Mit Kanzlerin Merkel geht er ins Gericht, weil sie einen "politischen Mehltau" erzeugt habe. Sich mit Konflikten nicht mehr auseinanderzusetzen, "das werfe ich Frau Merkel vor".
    Für ihn hat Satire ein Ziel: "Die unverschuldet Schwachen gegen den Übermut der Starken schützen." Dazu zählt heute für ihn der Umgang mit den Fremden: "Wenn man selber mal geflohen ist, weiß man, was es heißt zu fliehen und von anderen aufgenommen zu werden."
    Deutschland dürfe man übrigens lieben, ohne dem "Schwindel" der neuen Rechten zu erliegen.
    Der Grafiker und Verleger Klaus Staeck wird am 28.Februar 80 Jahre alt. Seit den 1960er- Jahren ist er einem größeren Publikum als Plakatkünstler bekannt. Er benutzt bekannte Motive aus der Kunstgeschichte oder aus Webeanzeigen und collagiert sie mit Pressefotos und sarkastischen Slogans zu politischen Aussagen. Seine Provokationen zu Fragen der Umweltverschmutzung, der sozialen Ungleichheit oder des Machtmissbrauchs sind stets kritisch und stechend. Komplexe Zusammenhänge brachte er so auf einfache Aussagen im Bild zusammen. Oft und gern hat er sich mit den Regierenden und Herrschenden angelegt.

    Staeck ist aber auch ein öffentlicher Intellektueller, der sich leidenschaftlich zu Wort meldet. Im Jahr 1968 begann er die künstlerische Zusammenarbeit mit dem Aktionskünstler Joseph Beuys. Fünfzehn Jahre später wird er zum Mitgründer der "Aktion für mehr Demokratie". Zuletzt war er von 2006 bis 2015 Präsident der Akademie der Künste in Berlin. Das Essener Museum Folkwang richtet ihm gerade eine Retrospektive aus unter dem Titel "Sand fürs Getriebe". Gezeigt werden Arbeiten aus den letzten fünf Jahrzehnten. Darunter auch frühe Holzschnitte und wenig bekannte plastische Arbeiten. Im Mittelpunkt der Schau stehen rund 200 der bekanntesten Plakate, Aufkleber, Postkarten und Aktionen sowie historische Dokumentationen.