Lars Hoffman betreibt seit 1997 seinen Plattenladen: den Underdog Recordstore im Zentrum von Köln. Um die 20.000 Punk-, Indie- und Rock-Platten bietet er in dem kleinen Laden an. Hier stehen nur noch wenige CDs in den Regalen, denn die meisten Kunden kommen, um Vinyl zu kaufen. Und wenn einmal im Jahr Recordstore Day ist, platzt der Laden regelmäßig aus allen Nähten: "Wir haben dann eine Schlange vor der Tür. Die Leute treffen sich dann, stellen sich in die Schlange, quatschen über Platten. An dem Tag ist denen das völlig egal, ob die eine oder zwei Stunden anstehen. Man merkt, dass es etwas Besonderes ist. Schlange stehen für Platten! Erzähl das einem vor zehn Jahren! Der zeigt dir den Vogel!"
Plattenläden in der Krise
Vor zehn Jahren - da stecken Plattenläden und die ganze Musikindustrie in der Krise. Damals laden 4,5 Millionen Deutsche illegal Musik aus dem Netz. Dann geht iTunes an den Start und bietet den legalen Kauf an. Dadurch gehen die illegalen Downloads langsam zurück. Lars Hoffmann hat im Netz aber nie eine Bedrohung für seinen Laden gesehen: "Unsere Vinyl-Kunden informieren sich über Streams und Downloads. Ist nicht so, dass sich die Kunden hier vor digitalen Quellen verschließen. Die nehmen das als Input, um sich dann Platten zu kaufen. Ich glaube, der typische Käufer klickt sich im Internet so durch, sucht sich da zwei Platten raus, geht in den Laden und kauft dann fünf! Weil er noch inspiriert wird. Also, bezahltes Streaming ist für uns als Laden positiv."
Das sieht nicht jeder so. Christian Weinrich ist Labelbetreiber von This Charming Man Records und arbeitet im Münsteraner Plattenladen Green Hell. Er glaubt nicht, dass das Netz die Käufer in die Läden treibt: "Das mag ganz stark an den Städten liegen, wo so Plattenläden sind und wie groß die Stammkundschaft ist." In einer Uni-Stadt wie Münster würden die Leute weniger Geld im Plattenladen ausgeben und lieber umsonst Musik im Netz hören, so Weinrich. Das habe der Branche schon sehr geschadet: "Also es haben so viele Läden zu gemacht. Das ist einfach Fakt! Wenn ich so sehe, was wir vor zehn Jahren an Kundschaft hatten und was wir jetzt haben, ist das nicht mies, aber auch nicht besser als vor zehn Jahren. Es gibt natürlich ein paar Läden, die gut laufen, aber viele stöhnen eben auch."
Prominente als Botschafter
Jedes Jahr hat der Recordstore Day einen bekannten Pop-Act als Botschafter. 2014 ist der Musiker Jan Delay der Schirmherr. Der Hamburger zeichnet in einem Promo-Video ein ähnlich finsteres Szenario für den Musikmarkt wie Weinrich. "Wenn du auf der ganzen Welt nur noch ein virtuelles Schaufenster hast, in dem die gleichen zehn Tonträger drinstehen, dann ist derjenige, der sich mit Musik nicht so auskennt, aber interessiert wäre, komplett unterfordert."
Plattenkäufer wie Klaus Biermann nutzen dieses Schaufenster. Sie hören Musik im Netz, kaufen sie aber im Laden. Der Vinyl-Fan steht im Kölner Underdog und hält nach Neuheiten Ausschau. "Ich finde die Beratung gut und die Auswahl. Man sieht Sachen, die man zu Hause nicht sieht. Zu Hause sitzt du nur vor dem Computer und guckst dich durch, liest was, und hier ist einfach der Kontakt überhaupt da!"
Plattenkäufer wie Klaus Biermann nutzen dieses Schaufenster. Sie hören Musik im Netz, kaufen sie aber im Laden. Der Vinyl-Fan steht im Kölner Underdog und hält nach Neuheiten Ausschau. "Ich finde die Beratung gut und die Auswahl. Man sieht Sachen, die man zu Hause nicht sieht. Zu Hause sitzt du nur vor dem Computer und guckst dich durch, liest was, und hier ist einfach der Kontakt überhaupt da!"
Schallplatte bleibt ein Nischenprodukt
Genau hier setzt der Recordstore Day an. Mit Raritäten auf Vinyl, sollen alte und neue Käufer in die Läden gelockt werden. Nach einem Tiefpunkt im Jahr 2006 macht Vinyl heute wieder zwei Prozent des Gesamtmarktes aus. Gemessen an den Umsätzen bleibt die Platte aber ein Nischenprodukt für leidenschaftliche Fans. Laut Bundesverband Musikindustrie ist der Abwärtstrend bei Plattenläden seit 2008 auch vorbei. Lars Hofmann weiß, dass sein Laden heute eine kleine Nische bedient. Ganz aussterben wird sie aber nie, meint er. "Man bemüht sich wieder darum, Platten zu kriegen. Sammelleidenschaft ist in uns drin. Jeder sammelt irgendwas. Man hat auch was in der Hand. Man legt es auf und beschäftigt sich zu Hause damit. Hier treffen sich ja auch viele Leute. Ist schon wie im Film manchmal, wenn man sich so einen Platten-Nerd-Film anguckt!"