Zuletzt wurden in Deutschland jährlich rund 100 Priester neu geweiht - und das bei 23 Millionen Katholiken. Das hat Folgen: zunächst für die Kirche, und indirekt auch für die Gesellschaft. Denn hinter den Zahlen stecken konkrete Menschen. Die Frage ist: Wer wird heute noch katholischer Priester? Und warum sind es so wenig? Und wie reagieren die Ausbilder?
Diese Fragen werden in den Gemeinden diskutiert. Mal hinter vorgehaltener Hand, mal offen. Denn es ist ein heißes Eisen, ob alle, die in den Beruf starten, ihrer Verantwortung gewachsen sind - vor allem vor dem Hintergrund, dass die Bischöfe kaum mehr auswählen können. Müssen sie jeden nehmen?
"Es gibt ja Fälle, wo man nicht so genau hinguckt"
Dazu sagte der katholische Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller, der Gründer des Recollectio-Hauses in Münsterschwarzach, der seit Jahrzehnten Seelsorger mit psychischen Problemen behandelt:
"Soweit ich Einblick habe, besteht tatsächlich augenblicklich wieder die Gefahr, dass man nicht genauer hinschaut, ob die Betreffenden wirklich die Voraussetzungen erfüllen, die man an jemanden legt, den man zum Priester weiht. Es gibt ja Fälle, was die politische Gesinnung angeht, wo man oft nicht so genau hinguckt. Es gibt aber auch dieses klerikale Gehabe. Und ich glaube, gerade was die Persönlichkeit, die Fähigkeit der Kommunikation betrifft, dass man auf das weniger Wert legt, als das in den vergangenen Jahren der Fall war."