Odysseas Athanassiou steht vor einer großen Skizze. Darauf sind Gebäude direkt am Meer, Grünflächen und Straßen zu erkennen.
Der Vorstandsvorsitzende der Lamda Development zeigt, was diese Immobilienfirma auf dem Gelände des alten Athener Flughafens aus dem Boden stampfen will. Das Vorhaben ist alles andere als bescheiden:
"Es ist die größte private Investition in Griechenland. Insgesamt acht Milliarden Euro. Es handelt sich um ein ehrgeiziges Projekt, das Griechenland weltweit besser positioniert. Wir werden zehn Gebäudekomplexe bauen: Unter anderem eine Ferienanlage mit Kasino und Einkaufszentrum, einen der höchsten Wohnungstower am Mittelmeer, eines der größten Aquarien Europas. Und wir werden den größten Park haben, den es weltweit in Strandnähe gibt."
Mit Baubeginn rund 10.000 Arbeitsplätze schaffen
Außerdem sollen auf der 620 Hektar großen Fläche 8.000 Wohnungen entstehen, erklärt Athanassiou, darunter ein Luxuskomplex mit Blick aufs Meer. Das Geld dafür liefert ein Konsortium, das aus drei Unternehmen besteht: die chinesische Fosun-Gruppe, die Al-Maabar aus Abu Dhabi und die griechische Latsis-Gruppe. Der Nutzen für die Bevölkerung sei groß, sagt Athanassiou. Schon mit Baubeginn würden rund 10.000 Arbeitsplätze geschaffen. Wenn das Mammut-Projekt fertig ist, sollen es angeblich sogar 70.000 Arbeitsplätze sein.
In der Arztpraxis des Athener Stadtteils Elliniko, beeindrucken diese Zahlen kaum jemanden. Hier werden unversicherte Patienten gratis behandelt.
Die Praxis ist direkt betroffen, weil sich das Gebäude auf der Fläche befindet, die an Lamda Development geht. Aber den ehrenamtlichen Helfern hier geht es auch ums Prinzip, sagt Prokopis Badogiannis. Der 62-jährige Orthopäde kämpft schon seit Jahren gegen die Privatisierung des Flughafengeländes:
"Diese Pläne sind eine Katastrophe für die Anwohner. Es gibt jetzt schon so viele leer stehende Immobilien in der Region. Wegen des riesigen Einkaufszentrums werden noch mehr Geschäfte dicht machen. Und die Hotels der Gegend werden der neuen Konkurrenz auch nicht standhalten. An den Bedürfnissen der Anwohner geht das Ganze also völlig vorbei. Wir fordern seit Langem, dass hier ein Park entsteht. Der wäre eine grüne Lunge für die Hauptstadt und mit der Metro wäre er aus ganz Athen schnell zu erreichen."
Ausverkauf in großem Stil
Die Idee ist nicht neu: Immer wieder hatten die Vorgänger von Tsipras den Anwohnern von Elliniko diesen Park versprochen. Zunächst war von einer Grünfläche rund um den alten Athener Flughafen die Rede; seit seiner Stilllegung vor 15 Jahren sollte die ganze Fläche zum Park umfunktioniert werden –so das politische Versprechen. Stattdessen wird privatisiert. Der Preis: 915 Millionen Euro. Immerhin soll ein Drittel der Fläche tatsächlich als Park genutzt werden. Für Prokopis Badogiannis ist es trotzdem ein Ausverkauf in großem Stil. Lamda Development kontert:
"Es sind nicht nur die 915 Millionen, die wir zahlen müssen. Wir müssen die ganze Infrastruktur schaffen: Den Park, öffentliche Plätze, wir müssen die Straße, die am Strand entlang führt, in einen Tunnel legen."
Das wir uns weitere eineinhalb Milliarden kosten. Und wenn der Verkauf der Wohnungen nicht so läuft wie erhofft, bleiben wir auf den Kosten sitzen. Dem Staat aber bleiben der Park und die gesamte Infrastruktur.
Das sieht auch der Bürgermeister von Elliniko, Giannis Konstantatos, so. Anders als sein Vorgänger, der sich jahrelang gegen die Privatisierungspläne stemmte.
Was allerdings aus der Arztpraxis von Elliniko wird, ist noch offen. Privatisierungsgegner Badogiannis vermutet aber, dass die Investoren auf ihren Ruf achten und das Gebäude deshalb nicht abreißen werden.
"Unsere soziale Arztpraxis ist mittlerweile sehr bekannt. Wir haben tausende Patienten im Monat. Vielleicht wird ja Lamda Development Erbarmen zeigen und uns unsere Praxis lassen."