Hörspiel des Monats
Manhattan Transfer (1/3)
Hörspiel nach dem gleichnamigen Roman von John Dos Passos
Neu aus dem Englischen übertragen von Dirk van Gunsteren
Regie: Leonhard Koppelmann
Komposition: Hermann Kretzschmar
Mit: Maren Eggert, Stefan Konarske, Ulrich Matthes, Axel Prahl, Max von Pufendorf, Ulrich Noethen, Milan Peschel u. v. a.
Produktion: SWR/DLF 2016
Länge: ca 90'
Anschließend:
Das Hörspielmagazin
Neues aus der Welt der akustischen Kunst
Die Begründung der Jury der Aakademie der Darstellenden Künste:
"John Dos Passos’ für die amerikanische literarische Moderne wegweisender Roman 'Manhattan Transfer' ist in diesem dreiteiligen Hörspiel (das zeitgleich als Hörbuch veröffentlicht worden ist) in Deutschland wieder auferstanden. Denn mit der Produktion verbunden war eine neue Übersetzung, die - da die erste aus dem Jahr 1927 stammt - mehr als überfällig war. Sie bildet die Grundlage für dieses vielstimmige Hörstück, das die Wandlung New Yorks von der Einwanderstadt zur Weltmetropole in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts thematisiert. Der Regisseur Leonhard Koppelmann hat sich entschieden, die radikale Multiperspektivität des Romans zugunsten einer stärkeren Fokussierung auf Dos Passos’ Hauptfiguren gelinde zurückzunehmen - ein, wie es scheint, für den akustischen Nachvollzug des Geschehens notwendiger Eingriff. Trotzdem bleibt diese Umsetzung des Romans in das Medium Hörspiel lebendig und unmittelbar genug, um die Vielstimmigkeit der Vorlage zu bewahren. Ein großartiges Ensemble von Sprechern - die Creme de la Creme deutscher Schauspieler-(innen) - macht 'Manhattan Transfer' zum Ereignis. Auch bei der musikalischen Gestaltung wurde nicht gespart. Hermann Kretzschmars atmosphärisch dichte Komposition wirft den vom Jazz geprägten Sound der Neuen Welt in der Interpretation des Ensemble Modern und der HR-Bigband mit 100 kurzen Stücken als starke weitere Stimme hinein in diesen vibrierenden, zum Ende hin immer stärker von Desillusionen durchzogenen Melting Pot New York. Als syntaktisch-rhythmische Interpunktion webt sich die Musik wie ein Teil des Textes in das verbale Geschehen hinein und fügt ihm vor allem durch kleine Varianten einen spielerischen Fluss hinzu."