Kommissionspräsident Manuel José Barroso hatte am Samstag in Brüssel den versammelten Staats- und Regierungschefs von einem Telefonat berichtet, dass er soeben mit dem russischen Staatschef geführt habe. Barroso habe ihn wegen der grenzübergreifend operierenden Soldaten zur Rede stellen wollen, berichtete die italienische Zeitung "La Repubblica". Daraufhin habe Putin geantwortet, das Entscheidende sei vielmehr: "Wenn ich will, kann ich in zwei Wochen Kiew einnehmen."
Kreml bestätigt weder, noch dementiert er das Zitat
"Es wurde aus dem Zusammenhang gerissen und hatte eine ganz andere Bedeutung", sagte Kreml-Berater Juri Uschakow der Nachrichtenagentur Itar-Tass. Es sei unwürdig von Barroso, öffentlich über ein privates Gespräch zu sprechen. Laut Uschakow habe Putin mit dem Satz deutlich machen wollen, dass man ihn nicht mit neuen Sanktionen provozieren solle.
Außerdem kündigte Moskau als Reaktion auf eine stärkere Präsenz von Nato-Truppen in Osteuropa eine Anpassung seiner Verteidigungspolitik an. "Alle Fakten" wiesen darauf hin, dass die USA und die Nato "ihre Politik der Verschlechterung der Beziehungen zu Russland fortsetzen" wollten, sagte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Michail Popow. Die russische Militärdoktrin solle bis zum Jahresende aktualisiert werden. Er habe "keinen Zweifel" daran, dass eine Ausweitung der Nato-Aktivitäten "ihren Platz unter den äußeren militärischen Bedrohungen" finden werde, sagte Popow.
Nato will Präsenz in Osteuropa verstärken
Wegen des Konflikts mit Russland plant die Nato fünf neue Stützpunkte in Osteuropa. Entsprechende Beschlüsse will die Allianz bei ihrem Gipfeltreffen am Donnerstag und Freitag in Wales fassen. Unter anderem plant die Nato eine Eingreiftruppe, die innerhalb kurzer Zeit an Gefahrenherde verlegt werden kann.
(tzi/dk)