Archiv

Radioblitze von kosmischen Geschossen
Sterne im UKW-Radio

Das Teleskopnetzwerk LOFAR umfasst derzeit 38 Stationen in sechs Ländern Europas. Die Antennen registrieren zumeist Radiowellen aus den Tiefen des Universums. Doch immer wieder beobachtet LOFAR Radioblitze, extrem kurze und sehr starke Pulse, deren Frequenz irgendwo zwischen Kurzwelle und UKW liegt.

Von Dirk Lorenzen |
    Die aktuelle Verteilung der LOFAR-Stationen in Europa
    Die aktuelle Verteilung der LOFAR-Stationen in Europa (LOFAR)
    Im Autoradio sind solche Signale als kurzes Knacken zu hören. Es ist der letzte Aufschrei von Elementarteilchen, die mit nahezu Lichtgeschwindigkeit auf die Erdatmosphäre auftreffen und dadurch eine ganze Kaskade weiterer Teilchen auslösen.
    Deren Wechselwirkung mit dem irdischen Magnetfeld führt dann zu einem Radiosignal von weniger als einer Milliardstel Sekunde Dauer. Mit LOFAR hat ein internationales Astronomenteam, an dem auch Forscher aus Bonn, Bochum und Karlsruhe beteiligt sind, diese Signale so präzise vermessen wie nie zuvor.
    Erstmals ließ sich genau berechnen, was für ein kosmisches Teilchen für den beobachteten Radioblitz verantwortlich war. Demnach schlagen vor allem Wasserstoffkerne – Protonen – oder leichte Helium-Kerne ein.
    Wegen der hohen Energie hielten die meisten Astronomen bisher Supernova-Explosionen oder Schwarze Löcher in Millionen Lichtjahren Entfernung für die Teilchenquellen im All. Aber jetzt zeigt sich, dass die meisten Teilchen eher in der Nachbarschaft beschleunigt werden, etwa von sehr massereichen Sternen in unserer Milchstraße.
    Das Knacken im Radio und die Blitze in LOFAR gehen zwar auf sehr energiereiche Teilchen zurück – doch deren Quellen sind offenbar nicht ganz so exotisch wie bisher angenommen.