"Für viele ist der absolute Klassiker, dass die in der Nacht aufwachen von Hitzewallungen und dann daraufhin Schlafstörungen entwickeln, und das können wir uns alle vorstellen, dass einfach dann meine Gefühlswelt natürlich durcheinander geraten kann, aber auch Leistungskraft und so weiter."
"Klimakterium" – im Altgriechischen der "kritische Punkt im menschlichen Leben" – so nennt die Medizin, was umgangssprachlich eigentlich treffender "Wechseljahre" heißt. Denn es ist doch eine eher längere Phase der hormonellen Umstellung im weiblichen Körper, sagt Dr. Frank Chen, Gynäkologe im Virchow-Klinikum der Berliner Charité:
"Mitte 40, Ende 40 fangen Prozesse an bei der Frau, dass die Eierstöcke ihre Funktion langsam einbüßen und zwar die Funktion, Hormone zu produzieren, insbesondere Östrogen und Progesteron, und alle Veränderungen, die die Frauen durchmachen, sind in erster Linie Folge der verminderten Östrogenproduktion in den Eierstöcken."
Die Wechseljahre können auch schon früher eintreten, vor allem nach einer Krebstherapie oder bei Diabetikerinnen, starken Raucherinnen und unterernährten Frauen; außerdem gibt es möglicherweise eine erbliche Komponente bei vorzeitigem Klimakterium. Abgeschlossen ist der Umstellungsprozess jedenfalls ein Jahr nach der "Menopause", also der letzten Regelblutung, normalerweise heutzutage etwa im Alter von Mitte, Ende 50.
"Was sein kann allerdings, ist, dass die Wechseljahre durchaus beendet sind, aber Frauen auch noch in ihren 60ern, manchmal vielleicht auch mit 70 noch eine Hitzewallung haben können."
Cornelia Burgert ist Beraterin im Feministischen Frauengesundheitszentrum in Berlin und veranstaltet unter anderem Kurse zum Thema Wechseljahre. Denn auch wenn es sich hier nicht um eine Krankheit handelt, sondern um einen natürlichen Alterungsvorgang, werden die hormonellen Veränderungen subjektiv doch sehr unterschiedlich wahrgenommen. Etwa ein Drittel der Frauen in den Wechseljahren leidet unter mittleren bis starken Beschwerden: vor allem unter der "fliegenden Hitze" mit plötzlichen, sehr starken Schweißausbrüchen, oft verbunden auch mit Herzrasen, manche erleben auch starke depressive Verstimmungen.
"Ich würde sagen, dass das Erleben von Wechseljahren sicherlich viel mit dem Ich, dem eigenen Leben zu tun hat und wahrscheinlich auch mit meiner Zufriedenheit. Nur: Es gibt einfach noch andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Inwieweit ich vielleicht auch eine sehr, sehr anstrengende körperliche Arbeit hatte und mit Mitte, Ende 40 einfach schon sehr, sehr gesundheitlich angegriffen bin, oder zum Beispiel Frauen, die sehr stark unter prämenstruellem Syndrom ihr Leben lang gelitten haben, die also offensichtlich sehr stark auf hormonelle Veränderungen anspringen, und entsprechend kann es härter durch die Wechseljahre gehen."
Im Zusammenhang mit den Wechseljahren ist auch oft von der Schilddrüse die Rede. Eine Störung dieses Organs ist zwar kein Symptom des Klimakteriums, betont Frank Chen, aber:
"Die Schilddrüsenüberfunktion macht sehr ähnliche Symptome: Herzrasen, starkes Schwitzen, und Schilddrüsenfunktionsstörungen werden häufig in den Wechseljahren auch erst erkannt, weil man dann erst gezielt danach sucht."
Viele Frauen befürchten auch, in den Wechseljahren dicker zu werden. Tatsächlich beeinflussen die Sexualhormone den Fettstoffwechsel und die Fettverteilung. Durch die Veränderungen im Klimakterium bilden sich schneller Fettpölsterchen, bei älteren Frauen bevorzugt am Bauch. Allerdings nimmt man auch in den Wechseljahren nicht einfach so zu – es hängt schon davon ab, was und wie viel man isst. Behandelt wurden die Wechseljahrsbeschwerden lange Zeit vor allem mit der "Hormonersatztherapie", die in den letzten Jahren kontrovers diskutiert wurde. Cornelia Burgert findet schon den Begriff falsch, da die älteren Frauen im medizinischen Sinne keinen Östrogenmangel haben und folglich auch nicht ersetzt werden muss. Das sieht der Gynäkologe Frank Chen genauso:
"Und deswegen gibt's ja zum Beispiel auch in der Begrifflichkeit einen Wandel, dass man nicht mehr sagt, das ist eine Hormonersatztherapie, sondern man spricht besser eigentlich heute von der Hormontherapie."
Aber nicht nur die Begriffe haben sich geändert, es gab auch ein generelles Umdenken in den letzten zwei Jahrzehnten:
"Die 90er waren eigentlich bestimmt dadurch, dass proklamiert wurde, möglicherweise auch aus finanziellen Interessen derer, die diese Hormonpräparate herstellen, dass Frauen nicht unter einem Östrogenabfall leiden sollten. Dann kamen Studienergebnisse, die gezeigt haben, dass es dabei auch Risiken gibt, dass das Brustkrebsrisiko steigt, dass das Risiko für Thrombosen, für Lungenembolien auch ansteigt, und in dieser Phase gab es viele Frauen, die überhaupt nichts mehr machen wollten – aus Angst. Auch wenn sie der Therapie bedurft hätten."
Nach offiziellen Empfehlungen und Leitlinien soll die Hormontherapie nur noch bei starken Wechseljahrsbeschwerden angewendet werden, die sonst nicht anders behandelt werden können; mit einer niedrigen Östrogendosis, und sie sollte auch nicht länger als zwei Jahre dauern.
"Trotzdem möchte ich sagen, dass man es nicht verteufeln sollte, gerade wenn Beschwerden bestehen im psychischen Bereich, die zum Beispiel auch östrogenabhängig sind, dass man da auch sagt, bei diesen Frauen, es wäre auch indiziert und auch vertretbar, die Hormontherapie fortzuführen."
Zur Vorbeugung der Knochenbruchgefahr, der Osteoporose, die mit den Wechseljahren ansteigen kann, wird heute nicht mehr mit Hormonen behandelt. Stattdessen wird empfohlen: Ausreichend Kalzium, Vitamin D und Bewegung.
"Bei der Knochengesundheit sind zwei Faktoren ganz wichtig: Ernährung und Sport",
sagt Cornelia Burgert vom Frauengesundheitszentrum. Und das hilft auch sonst am besten durch die Wechseljahre, weiß die Beraterin aus vielen Gesprächen und Kursen:
"Es ist gut, möglichst, wenn ich es nicht schon tue, anzufangen, mich einigermaßen gut zu ernähren, viel Obst, Gemüse, möglichst nicht so viel Fleisch, Sport zu machen, irgendwas, was mir Spaß und Freude macht, es reduziert den Stress, es kurbelt den Stoffwechsel an, es stärkt die Immunabwehr und macht noch ganz viele andere positive Dinge, ist antidepressiv und hat einen sehr positiven Effekt auf Hitzewallungen."
Zusätzlich gibt es viele pflanzliche Arzneimittel, die man gegen die einzelnen Symptome probieren kann: Bei Schlafstörungen zum Beispiel Baldrian oder Hopfen, Johanniskraut und Melisse bei leichten depressiven Verstimmungen und Nervosität. Inzwischen sind auch zahlreiche Mittel auf dem Markt, die eine Art natürliche Hormontherapie versprechen. Dazu Dr. Frank Chen von der Charité-Frauenklinik:
"Da hat sich die Gesellschaft der Frauenärzte eigentlich ganz eindeutig dazu geäußert: Die haben gesagt, dass nach den internationalen Studien, die es dazu gibt, diese Präparate eigentlich wenig Effekte bis gar keine Effekte haben, jedenfalls keine nachgewiesenen, in den Wechseljahren."
Dennoch schwören viele Frauen auf "Mönchspfeffer", "Traubensilberkerze" und "Rotklee", die Phytohormone enthalten, ebenso wie auf Sojapräparate oder sojahaltige Nahrungsmittel. Und besonders beliebt ist die "Yamswurzel" mit einem Stoff, der dem Progesteron sehr ähnlich ist. Cornelia Burgert vom Feministischen Frauengesundheitszentrum:
"Es wird mikronisiert und gilt deswegen in Deutschland als synthetisch und muss verschrieben werden, auf Rezept, gilt aber als verträglicher. Und ich würde sagen, es ist durchaus eine legitime Möglichkeit, die helfen kann, als ein Schritt vor synthetischen Hormonen, aber auch da würde ich sagen, es sollte eine bestimmte Begrenzung haben."
Denn tatsächlich liegt das Klimakterium, dieser "kritische Punkt im Leben" der Frau heute, angesichts der gestiegenen Lebenserwartung, nicht am Ende, sondern beinahe mittendrin. Und immer mehr Frauen nutzen die Wechseljahre auch für grundsätzliche Veränderungen und neue Möglichkeiten.
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"Klimakterium" – im Altgriechischen der "kritische Punkt im menschlichen Leben" – so nennt die Medizin, was umgangssprachlich eigentlich treffender "Wechseljahre" heißt. Denn es ist doch eine eher längere Phase der hormonellen Umstellung im weiblichen Körper, sagt Dr. Frank Chen, Gynäkologe im Virchow-Klinikum der Berliner Charité:
"Mitte 40, Ende 40 fangen Prozesse an bei der Frau, dass die Eierstöcke ihre Funktion langsam einbüßen und zwar die Funktion, Hormone zu produzieren, insbesondere Östrogen und Progesteron, und alle Veränderungen, die die Frauen durchmachen, sind in erster Linie Folge der verminderten Östrogenproduktion in den Eierstöcken."
Die Wechseljahre können auch schon früher eintreten, vor allem nach einer Krebstherapie oder bei Diabetikerinnen, starken Raucherinnen und unterernährten Frauen; außerdem gibt es möglicherweise eine erbliche Komponente bei vorzeitigem Klimakterium. Abgeschlossen ist der Umstellungsprozess jedenfalls ein Jahr nach der "Menopause", also der letzten Regelblutung, normalerweise heutzutage etwa im Alter von Mitte, Ende 50.
"Was sein kann allerdings, ist, dass die Wechseljahre durchaus beendet sind, aber Frauen auch noch in ihren 60ern, manchmal vielleicht auch mit 70 noch eine Hitzewallung haben können."
Cornelia Burgert ist Beraterin im Feministischen Frauengesundheitszentrum in Berlin und veranstaltet unter anderem Kurse zum Thema Wechseljahre. Denn auch wenn es sich hier nicht um eine Krankheit handelt, sondern um einen natürlichen Alterungsvorgang, werden die hormonellen Veränderungen subjektiv doch sehr unterschiedlich wahrgenommen. Etwa ein Drittel der Frauen in den Wechseljahren leidet unter mittleren bis starken Beschwerden: vor allem unter der "fliegenden Hitze" mit plötzlichen, sehr starken Schweißausbrüchen, oft verbunden auch mit Herzrasen, manche erleben auch starke depressive Verstimmungen.
"Ich würde sagen, dass das Erleben von Wechseljahren sicherlich viel mit dem Ich, dem eigenen Leben zu tun hat und wahrscheinlich auch mit meiner Zufriedenheit. Nur: Es gibt einfach noch andere Faktoren, die eine Rolle spielen. Inwieweit ich vielleicht auch eine sehr, sehr anstrengende körperliche Arbeit hatte und mit Mitte, Ende 40 einfach schon sehr, sehr gesundheitlich angegriffen bin, oder zum Beispiel Frauen, die sehr stark unter prämenstruellem Syndrom ihr Leben lang gelitten haben, die also offensichtlich sehr stark auf hormonelle Veränderungen anspringen, und entsprechend kann es härter durch die Wechseljahre gehen."
Im Zusammenhang mit den Wechseljahren ist auch oft von der Schilddrüse die Rede. Eine Störung dieses Organs ist zwar kein Symptom des Klimakteriums, betont Frank Chen, aber:
"Die Schilddrüsenüberfunktion macht sehr ähnliche Symptome: Herzrasen, starkes Schwitzen, und Schilddrüsenfunktionsstörungen werden häufig in den Wechseljahren auch erst erkannt, weil man dann erst gezielt danach sucht."
Viele Frauen befürchten auch, in den Wechseljahren dicker zu werden. Tatsächlich beeinflussen die Sexualhormone den Fettstoffwechsel und die Fettverteilung. Durch die Veränderungen im Klimakterium bilden sich schneller Fettpölsterchen, bei älteren Frauen bevorzugt am Bauch. Allerdings nimmt man auch in den Wechseljahren nicht einfach so zu – es hängt schon davon ab, was und wie viel man isst. Behandelt wurden die Wechseljahrsbeschwerden lange Zeit vor allem mit der "Hormonersatztherapie", die in den letzten Jahren kontrovers diskutiert wurde. Cornelia Burgert findet schon den Begriff falsch, da die älteren Frauen im medizinischen Sinne keinen Östrogenmangel haben und folglich auch nicht ersetzt werden muss. Das sieht der Gynäkologe Frank Chen genauso:
"Und deswegen gibt's ja zum Beispiel auch in der Begrifflichkeit einen Wandel, dass man nicht mehr sagt, das ist eine Hormonersatztherapie, sondern man spricht besser eigentlich heute von der Hormontherapie."
Aber nicht nur die Begriffe haben sich geändert, es gab auch ein generelles Umdenken in den letzten zwei Jahrzehnten:
"Die 90er waren eigentlich bestimmt dadurch, dass proklamiert wurde, möglicherweise auch aus finanziellen Interessen derer, die diese Hormonpräparate herstellen, dass Frauen nicht unter einem Östrogenabfall leiden sollten. Dann kamen Studienergebnisse, die gezeigt haben, dass es dabei auch Risiken gibt, dass das Brustkrebsrisiko steigt, dass das Risiko für Thrombosen, für Lungenembolien auch ansteigt, und in dieser Phase gab es viele Frauen, die überhaupt nichts mehr machen wollten – aus Angst. Auch wenn sie der Therapie bedurft hätten."
Nach offiziellen Empfehlungen und Leitlinien soll die Hormontherapie nur noch bei starken Wechseljahrsbeschwerden angewendet werden, die sonst nicht anders behandelt werden können; mit einer niedrigen Östrogendosis, und sie sollte auch nicht länger als zwei Jahre dauern.
"Trotzdem möchte ich sagen, dass man es nicht verteufeln sollte, gerade wenn Beschwerden bestehen im psychischen Bereich, die zum Beispiel auch östrogenabhängig sind, dass man da auch sagt, bei diesen Frauen, es wäre auch indiziert und auch vertretbar, die Hormontherapie fortzuführen."
Zur Vorbeugung der Knochenbruchgefahr, der Osteoporose, die mit den Wechseljahren ansteigen kann, wird heute nicht mehr mit Hormonen behandelt. Stattdessen wird empfohlen: Ausreichend Kalzium, Vitamin D und Bewegung.
"Bei der Knochengesundheit sind zwei Faktoren ganz wichtig: Ernährung und Sport",
sagt Cornelia Burgert vom Frauengesundheitszentrum. Und das hilft auch sonst am besten durch die Wechseljahre, weiß die Beraterin aus vielen Gesprächen und Kursen:
"Es ist gut, möglichst, wenn ich es nicht schon tue, anzufangen, mich einigermaßen gut zu ernähren, viel Obst, Gemüse, möglichst nicht so viel Fleisch, Sport zu machen, irgendwas, was mir Spaß und Freude macht, es reduziert den Stress, es kurbelt den Stoffwechsel an, es stärkt die Immunabwehr und macht noch ganz viele andere positive Dinge, ist antidepressiv und hat einen sehr positiven Effekt auf Hitzewallungen."
Zusätzlich gibt es viele pflanzliche Arzneimittel, die man gegen die einzelnen Symptome probieren kann: Bei Schlafstörungen zum Beispiel Baldrian oder Hopfen, Johanniskraut und Melisse bei leichten depressiven Verstimmungen und Nervosität. Inzwischen sind auch zahlreiche Mittel auf dem Markt, die eine Art natürliche Hormontherapie versprechen. Dazu Dr. Frank Chen von der Charité-Frauenklinik:
"Da hat sich die Gesellschaft der Frauenärzte eigentlich ganz eindeutig dazu geäußert: Die haben gesagt, dass nach den internationalen Studien, die es dazu gibt, diese Präparate eigentlich wenig Effekte bis gar keine Effekte haben, jedenfalls keine nachgewiesenen, in den Wechseljahren."
Dennoch schwören viele Frauen auf "Mönchspfeffer", "Traubensilberkerze" und "Rotklee", die Phytohormone enthalten, ebenso wie auf Sojapräparate oder sojahaltige Nahrungsmittel. Und besonders beliebt ist die "Yamswurzel" mit einem Stoff, der dem Progesteron sehr ähnlich ist. Cornelia Burgert vom Feministischen Frauengesundheitszentrum:
"Es wird mikronisiert und gilt deswegen in Deutschland als synthetisch und muss verschrieben werden, auf Rezept, gilt aber als verträglicher. Und ich würde sagen, es ist durchaus eine legitime Möglichkeit, die helfen kann, als ein Schritt vor synthetischen Hormonen, aber auch da würde ich sagen, es sollte eine bestimmte Begrenzung haben."
Denn tatsächlich liegt das Klimakterium, dieser "kritische Punkt im Leben" der Frau heute, angesichts der gestiegenen Lebenserwartung, nicht am Ende, sondern beinahe mittendrin. Und immer mehr Frauen nutzen die Wechseljahre auch für grundsätzliche Veränderungen und neue Möglichkeiten.
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