Dream Chaser, Traumjäger, heißt einer der drei Kandidaten für das nächste Raumschiff, mit dem die NASA Menschen zur Internationalen Raumstation bringen will. Erstmals hat die NASA Bau und Entwicklung an private Firmen vergeben, die im Wettbewerb die beste Variante entwickeln sollen. Während die beiden Konkurrenten Kapseln ähnlich denen zu Apollo-Zeiten sind, ist der Dream Chaser eine Art Mini-Space-Shuttle. Ihn entwickelt die Firma Sierra Nevada Corporation – und Jan Wörner, Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt gibt dem Dream Chaser gute Chancen, zumindest die nächste Auswahlrunde zu überstehen, wenn die NASA einen der drei Kandidaten aussortiert:
"Sierra Nevada kann damit punkten, dass sie sagen, wir sind eben ein fliegendes System, was auch wiederverwendbar ist, bis zu zwanzig-, fünfundzwanzigmal. Die landen nicht irgendwo im Wasser oder sonst wo in der Steppe, sondern auf Rollbahnen. ... Da dabei zu sein entspricht letztlich der Philosophie, die wir immer hatten, mit Wiedereintrittskompetenzen, die wir haben. Ich glaube, es ist ein spannendes Projekt."
Der Dream Chaser ist neun Meter lang und damit nicht einmal ein Viertel so groß wie die alten US-Raumfähren. Er kann mit Menschen oder nur mit Fracht fliegen, startet senkrecht und landet später wie ein Flugzeug. Wenn es nach Jan Wörner geht, könnte in dem gut elf Tonnen schweren Raumfahrzeug bald Technik aus Deutschland zum Einsatz kommen.
"Zum Beispiel die Frage des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre. Dream Chaser hat derzeit ein entsprechendes Schutzkonzept. Das ist aber relativ schwer, und wir glauben, dass wir mit unseren Materialien, die wir für Shefex, das DLR-Instrument zum Wiedereintritt entwickelt haben, mit diesem Material gegebenenfalls eine deutlich leichtere Lösung anbieten können und damit die Nutzlastkapazität vom Dream Chaser erhöhen würden."
Im Shefex-Projekt entwickeln DLR-Forscherteams einen weltweit einzigartigen scharfkantigen Hitzeschild. Bisher war nicht klar, wo diese Technik zum Einsatz kommen könnte, weil Deutschland und Europa bislang keine eigenen Raumschiffe für Flüge ins All und zurück bauen. Die Beteiligung am Dream Chaser wäre daher strategisch besonders interessant, erklärt Jan Wörner:
"Dream Chaser ist ein Raumtransportgerät, was verschiedene Möglichkeiten eröffnet. Nämlich unbemannte Flüge allein für wissenschaftliche Zwecke in der Erdumlaufbahn, aber natürlich auch bemannten Raumtransport. Wir müssen überlegen zum einen, dass wir natürlich auch beim zukünftigen Transport zur Internationalen Raumstation sehen müssen, welche Möglichkeiten es da für Europa gibt, zum anderen aber auch, welche Möglichkeiten sind nach der ISS da, um in der erdnahen Umlaufbahn wissenschaftliche Experimente durchzuführen, von denen wir uns weiter viel versprechen, in der Medizin, in der Biologie, aber auch in der Materialwissenschaft."
Nach dem Ende der ISS wird es erst einmal keine Nachfolgestation geben – da wären lange Dream Chaser-Flüge ein guter Ersatz. Beim Bau neuer Raumschiffe gehen die NASA und die US-Firmen seit Kurzem ganz neue Wege. Noch vor wenigen Jahren galt die Maxime, alle entscheidenden Teile müssten in den USA entwickelt werden – nun aber arbeiten die Raumfahrer in großem Stil international zusammen:
"Wir sind ja parallel mit der NASA beim neuen Transportvehikel Orion dabei, also Europa, aber ich glaube, dass es Sinn macht, dass man eben parallel auch diese Möglichkeiten aufschließt und im Übrigen auch überlegt, ob für unbemannte Flüge im erdnahen Orbit, Dream Chaser nicht auch von der Ariane transportiert werden kann, denn das funktioniert technisch gesehen relativ leicht. Das ist natürlich auch ein interessanter Aspekt der Kooperation, dass nicht nur wir Raketen benutzen von anderen Nationen, sondern umgekehrt, dass die Amerikaner vielleicht auch mal eine europäische Rakete benutzen."