Beste Komikerin: Carolin Kebekus. Bester Schauspieler: Olli Dittrich. Der Ehrenpreis für Ottfried Fischer. Es gab nichts wirklich Neues bei der Verleihung des "Deutschen Comedy-Preises" gestern in Köln. Doch so manchem war es mulmig zu Mute, als Moderator Chris Tall durch den Abend führte. Denn vor der Preisvergabe gab es schon einigen Ärger, als der deutsche Comedian bei seiner Solo-Show am 14. Oktober Fans im Publikum zur "Chris-Tall-Nacht" begrüßte – ein Wortspiel auf die sogenannte Reichskristallnacht der Nationalsozialisten, das der Stand-up-Comedian schon früher machte (*).
Selbst Opfer von Rassismus
Und ein zweiter Fall sorgt für Wirbel: Komiker Faisal Kawusi – der in der Vergangenheit wegen seiner afghanischen Wurzeln Ziel von Hasskommentaren war – wird nun selbst mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert. Kawusi machte einen Witz auf Kosten der schwarzen "Let’s Dance"-Tänzerin Motsi Mabuse. Er hätte sich im Kino beim Besuch des Films "Planet der Affen" gewundert, ob Mabuse die Affen nicht problemlos verstehen könne – selbst wenn sie nur mit Tierlauten kommunizierten.
Lutz von Rosenberg Lipinsky ist Kabarettist und hat die Diskussion nach dem Auftritt vom Wochenende verfolgt. Den Affenwitz von Kawusi stuft er als einen Fall von Rassismus ein. Im Dlf sagte Rosenberg Lipinsky: "In der rechtspopulistischen Lage fällt natürlich auf, dass das zunimmt, dass das größere Kreise zieht und dass das mehr und mehr dazu führt, dass man sich an Unsagbares gewöhnt."
Das Interview mit Lutz von Rosenberg Lipinsky
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Kawusi, sein Management und die Festivalmacher wollten sich auf Interview-Anfrage des Dlf hin nicht unmittelbar äußern. Und auch viele Comedians, die sich in den Sozialen Netzwerken über die Auftritte von Kawusi und Tall beschweren, waren zu keinem Gespräch bereit.
Sophie Passmann - selbst Comedian - über das Zögern vieler ihrer Kolleginnen und Kollegen:
"Sobald man in dieser Riege der großen Comedians, der ganzen Comedy-Preis-Liga spielt, wo immer die gleichen fünf Nasen sich gegenseitig Preise verleihen für ihre tollen Soloprogramme - dass man da nicht unbedingt den anderen ans Bein pinkeln möchte, verstehe ich ein bisschen. Finde ich sehr schade, weil all diese Leute müssen eigentlich keinen Tag mehr in ihrem Leben arbeiten. Die könnten sowohl finanziell als auch von ihrem Ruf her locker drauf verzichten, weiter einen guten Ruf haben zu müssen. Sie könnten sich dazu äußern, sie tun's aber leider nicht und das ist stellvertretend für die deutsche Comedy-Szene, die halt null couragiert ist und kein bisschen gesellschaftskritisch und kein bisschen mutig mal aufzustehen und Dinge zu sagen, die vielleicht weggehen vom Witz über die eigene Freundin, die ein bisschen dusselig ist."
Das Interview mit Sophie Passmann
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Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
(*) Anmerkung der Online-Redaktion: In einer vorherigen Version stand, dass die Begrüßung von Chris Tall bei der Comedy-Nacht und nicht bei einer seiner Solo-Shows stattfand. In der Audioversion wurde die Anmoderation zum Beitrag ebenso korrigiert.