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Reform
Ein Politikinstitut an einer Technischen Universität

Die Lebens- und Wirtschaftsbereiche hätten sich tiefgreifend verändert, sagte Wolfgang Herrmann, Präsident der TU München, im DLF. Deshalb sei es wichtig, technische Errungenschaften mit gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen abzugleichen. Aus diesem Grundgedanken heraus sei die Eingliederung der Hochschule für Politik in die TU München richtig.

Wolfgang A. Herrmann im Gespräch mit Kate Maleike |
    Ingenieur Gert Joseph hält am 03.12.2012 in einem Behandlungszimmer des Hörzentrums der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) (Niedersachsen) ein Cochlea-Implantat.
    Die Technikausbildung wird modernisiert und an neue gesellschaftliche Realitäten angepasst. (picture alliance / dpa / Emily Wabitsch)
    Kate Maleike: Sie wurde 1950 gegründet und war seitdem eine selbstständige Einrichtung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die renommierte Hochschule für Politik in München, die sich seit gut einem Jahr auch Bavarian School of Public Policy nennt, hat einen Reformprozess hinter sich. Und jetzt ist klar: Sie geht in eine neue Trägerschaft über. Die Technische Universität München wird diese nämlich künftig übernehmen. Ein Politikinstitut an einer Technischen Universität? Wer soll da wie von wem profitieren? Fragen wir doch den Präsidenten der TU München, Professor Wolfgang Herrmann! Guten Tag, Herr Herrmann!
    Wolfgang A. Herrmann: Ich grüße Sie, Frau Maleike!
    Maleike: Wie hat denn diese Übernahme sozusagen einen Mehrwert für beide, wer kann von wem profitieren?
    Herrmann: Beide voneinander, denn der Ingenieur wird künftig zu einem wichtigen Akteur im politischen Dialog werden im Kontext mit technischem Fortschritt. Nehmen Sie etwa das Beispiel digitaler Revolution, die begonnen hat, unsere Lebens- und Wirtschaftsbereiche tiefgreifend zu verändern. Das heißt, eine technische Universität kann nicht auf der technischen Errungenschaft stehenbleiben, so wichtig diese als Treiberin einer modernen Gesellschaft ist, sondern muss Rückbezug nehmen auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen und diese dann auch mit prägen. Und aus dieser Haltung heraus ist die TU München auch die richtige Trägeruniversität für eine zu modernisierende Ausbildung in den Politikwissenschaften.
    Maleike: Und eine, wie wir daraus hören, auch zu modernisierende zum Beispiel Technikausbildung. Sie haben ja ein sehr, sehr starkes Portfolio im Angebot eben der Ingenieurausbildung zum Beispiel. Was heißt das denn zum Beispiel für die Hochschule für Politik selbst? Wird sie weiter so bestehen können wie bisher?
    Herrmann: Sie wird weiterhin ihre Eigenständigkeit mit einem eigenen Geschäft haben, in der Trägerschaft der Technischen Universität fortan. Und es wird ab Wintersemester 2015 einen grundständigen Bachelorstudiengang geben, der völlig neu konzipiert wird. Diese Aufgabe steht uns jetzt bevor, wir werden im Herbst daran arbeiten, um dann im März nächsten Jahres das Angebot interessierten Studierenden unterbreiten zu können. Es wird in jedem Fall ein Studienangebot werden, das die Grundlagen der Politikwissenschaft selbstverständlich vermittelt, also die politische Theorie, politische Komparatistik, internationale Beziehungen, das sind die vier Schlüsselfelder. Aber eben auch Bezug nimmt in jedem dieser Felder auf den Einfluss moderner Technologien auf die Politikgestaltung.
    Fünf neue Professuren
    Maleike: Das heißt, sie erweitern Ihr Portfolio. War das eine Rettungsaktion für diese Hochschule oder war es ein kluger Schachzug von Ihnen?
    Herrmann: Zunächst wurde uns die Hochschule für Politik durch die Abgeordneten des Bayerischen Landtags angetragen, und in den Gesprächen zur Konzeptionierung ist dann klargeworden, dass diese traditionsreiche Einrichtung auch einen Mehrwert für die TU München werden kann, und für sich selbst auch. Und zwar dadurch, dass künftig erstmals die Technikwissenschaften und die sie tragenden Ingenieure in den politischen Diskurs einbezogen werden. Der Freistaat Bayern wird uns fünf neue Professuren geben, um die Kernfächer der Politikwissenschaft neu aufzustellen, zu besetzen, und wir werden auch bereits im Herbst mit den Berufungsverfahren beginnen, diese auch so zügig durchführen, dass wir im kommenden Jahr arbeitsfähig sind. Also, wir bekommen schon die erforderliche Basisausstattung, um die Hochschule für Politik zu führen, die bisher ja gar nicht über einen eigenen Personalstamm verfügte.
    Maleike: Was sagt denn eigentlich Ihr Präsidentenkollege von der LMU dazu, Bernd Huber? Denn dort war ja bisher die Hochschule angesiedelt!
    Herrmann: Die war dort insbesondere am Geschwister-Scholl-Institut der LMU. Es scheint verschiedentliche Querelen gegeben zu haben, die die jetzige Lösung auch mit nahegelegt hat.
    Maleike: Das heißt, Herr Huber ist – das wissen Sie vermutlich auch – im direkten Dialog einverstanden mit dieser Regelung?
    Herrmann: D'accord, freundliche Übernahme!
    Maleike: Eine freundliche Übernahme! Die TU München wird neue Trägeruniversität der Hochschule für Politik. Darüber haben wir gesprochen mit Professor Wolfgang Herrmann, dem Präsidenten der TU München.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.