These 28: "Das ist gewiss: Fällt die Münze klingelnd in den Kasten, können Gewinn und Habgier zunehmen. Die Fürbitte der Kirche aber liegt allein in Gottes Ermessen."
Mouhanad Khorchide, islamischer Theologe: "Wir haben zwar keine Kirche, aber ich kann sie sehr gut nachvollziehen, diese Kritik Luthers. Denn wir haben vielleicht Geistliche jetzt, die nicht Geld nehmen von den Menschen, aber ihre Autorität, ihre Macht auf Kosten der Menschen zu entfalten versuchen. Ich glaube, wir brauchen genauso Ähnliches: die Menschen davon zu befreien, dass sie einfach sich unterwerfen irgendwelchen Meinungen von irgendwelchen Geistlichen, die meinen, im Namen Gottes zu sprechen. Kein Mensch kann entscheiden über einen anderen Menschen. Jeder muss seinen Glauben selbst für sich verantworten."
Margot Käßmann, Reformationsbotschafterin: "Das ist ja schön umgesetzt worden in den Spruch: 'Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.' Das hat mit Gewinn und Habgier zu tun. Da hat Luther einfach recht: Es ist Gottes Sache, Sünden zu erlassen. Und was die Fürbitte der Kirche bewirkt eben auch."
Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist: "Dass wir uns versuchen, durch Geld von etwas loszukaufen, das ist ja 500 Jahre nach Luther immer noch eine Grundmechanik unserer Psychologie. Ein Beispiel aus meinem medizinischen Bereich sind Vitamintabletten: Das sind eine Milliarde Euro, die die Deutschen heute ausgeben für völlig unnötige Nahrungsergänzung und alles, wo man meint, mit Geld sich sozusagen ein höheres Gut zurückzukaufen, nämlich die Gesundheit - oder zu Luthers Zeiten eben den Seelenfrieden. Also: Hört auf mit dem Ablasshandel und fangt an zu spenden, da, wo es Nutzen bringt!"
Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern