Ein Brief des DFB lässt nun Zweifel an der Unabhängigkeit des Abgeordneten Grindel aufkommen.
Im Jahr 2013 hält Grindel im Bundestag eine Rede zum Staatsangehörigkeits- und Aufenthaltsrecht. Grindel will daran festhalten, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund sich für eine Staatsangehörigkeit entscheiden müssen. Beim DFB geht daraufhin ein offener Brief ein, verfasst von 39 Personen. Darin heißt es wörtlich Grindels "Ausführungen glichen Stammtischparolen" und seien "vorurteilsbeladen", so dass sich "Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz und Sensibilität für das Thema Integration geradezu aufdrängen".
Der CDU-Politiker zu dieser Zeit designiertes DFB-Präsidiumsmitglied, sitzt im Bundestag im Innen- sowie Kulturausschuss.
DFB-Vereinbarung mit Bundestagsabgeordneten
In seinem Antwortschreiben weist der DFB die Kritik zurück. Hält aber schriftlich fest, dass man mit Reinhard Grindel vereinbart habe: "dass er zukünftig parteipolitisch umstrittene Themenfelder nicht in den Mittelpunkt seiner politischen Arbeit stellen wird, sondern sich vielmehr sportpolitischen Fragestellungen zuwenden wird".
Unterschrieben ist der Brief, der dem Deutschlandfunk vorliegt, von Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock.
Eine Vereinbarung mit einem Bundestagsabgeordneten?
Auf Anfrage des Deutschlandfunks teilte Grindel knapp mit, dass es eine solche Vereinbarung nicht geben würde.
Doch warum aber sollen Niersbach und Sandrock so etwas behaupten?
DFB-Lobbyist im Bundestag?
Fakt ist: Seit der Bundestagswahl 2013 ist Grindel ordentliches Mitglied im Sportausschuss und stellvertretender Vorsitzender. Zu Themen fernab der Sportpolitik äußert er sich kaum noch.
Grindel der DFB-Lobbyist im Bundestag?
Vergangene Woche im Sportausschuss wurde diese Frage wieder aufgeworfen. In der Diskussion rundum den DFB-Skandal tappten die Abgeordneten im Dunkeln. Grindel trug wenig Erhellendes bei. Wie er dem Deutschlandfunk sagte, ist er der Verbindungsmann zwischen der Kanzlei Freshfields, die die Affäre um die WM 2006 aufklären soll, und dem DFB. Gegenüber der vom Verband beauftragten Kanzlei hat Grindel eine Verschwiegenheitserklärung abgegeben. Diese diene der Unabhängigkeit der Untersuchungsarbeit, teilte Grindel mit. Auch als Schatzmeister unterliege er nach Satzung des DFB einer gewissen Verschwiegenheit. Insofern, so Grindel, würde sich für ihn tatsächlich gar nicht soviel ändern.
Reinhard Grindel - ein Volksvertreter und Geheimnisträger im Ehrenamt. Übrigens: Die Fragen an Reinhard Grindel adressierte der Deutschlandfunk an dessen Bundestagsbüro. Grindel ließ seine Antworten vom DFB versenden.