So klingt Kasimir: Ein schwarzes Transportfahrrad, das 40 Kilo schwer ist. Mit knapp 90 Zentimetern ist es viel breiter als andere Fahrräder. Außerdem hat es drei Räder: hinten eins und zwei vorne. Zwischen den vorderen Rädern ist eine große grüne Kiste mit Tür montiert, wo man seine Transportsachen reinlegen kann. Eine Last bis zu 100 Kilo lässt sich mit Kasimir transportieren:
"Eine Gitarre, Ukulele, Melodika, Tambourin ..."
"Essenskorb"
"Genau! Da unten sind die Isomatten ... "
"Essenskorb"
"Genau! Da unten sind die Isomatten ... "
Diese zwei Musikerinnen aus Köln haben jede Menge Instrumente in der Kiste, um Straßenmusik zu machen. Sie waren mit Kasimir und einem leichten Rennrad unterwegs.
"Irgendwann wurde es auf dem Sattel bisschen unbequem und deswegen haben wir uns abgewechselt nach fünf, zehn Kilometern."
Kasimir sei überall aufgefallen, erzählen die Musikerinnen. Einmal wollte jemand wissen:
"Ja, was kostet denn so was? Und wir haben dann gesagt: Ja, wenn man das kauft, wissen wir jetzt nicht. Aber der ist umsonst. Den kann man sich ausleihen, ist von einem Verein. Der könnte das gar nicht glauben irgendwie."
Gegen die Argumente der Autobesitzer
Stimmt aber. Das Ausleihen dieses Lastenrades kostet tatsächlich keinen Cent. Und das Beste: Jeder, der will, in Köln kann es ausleihen. Normalerweise bis zu drei Tagen. Die Idee zum kostenlosen Verleih hatte der kleine Verein "wielebenwir". Das sind ein paar Leute zwischen 30 und 40 Jahren. Darunter Pädagogen, Lehrer und Künstler. Sie denken unter anderem darüber nach, wie man in einer Großstadt voller Verkehr ohne Auto zurechtkommt.
"Das Argument ein Auto zu besitzen ist: Na, ja ich kann ja keine schweren Sachen mit dem Fahrrad transportieren. Das geht ja nicht. Und wir sind ein bisschen angetreten zu sagen: Nein, eigentlich brauchst du kein Auto und du musst dir nicht mal dein eigenes Lastenrad anschaffen, sondern wir machen dir dieses Angebot",
sagt Florian Egermann. Wie alle anderen im Verein hat und will er kein Auto. Aber Lust aufs Teilen haben alle, erzählt Christian Wenzel:
"Uns ging es darum zu zeigen, dass man Dinge auch einfach nur nutzen kann und sie deswegen nicht besitzen muss, sondern für den Zeitraum, wo man sie braucht zur Verfügung stehen."
Das Lastenrad Kasimir ist quasi Gemeingut. Das Geld dafür - 2.500 Euro - kam von einer Stiftung. Die Infrastruktur drumherum hat der Verein auf die Beine gestellt. Jeder in Köln kann dieses Lastenrad über eine Internetseite buchen. Alle paar Wochen wechselt das Rad seine Station, wo es abgeholt und wieder abgegeben wird. Die beiden Musikerinnen haben Kasimir zu einem Café zurückgebracht und geben drinnen ein kleines Konzert.
Unkompliziertes Abholen
Als der Café-Besitzer von dem Lastenrad-Projekt hörte, war er sofort Feuer und Flamme und hat sein Café als Station für Kasimir angeboten. Das Abholen sei ganz unkompliziert, sagt er:
"Wir haben hier eine Kiste mit dem Passwort für jeden Tag und dann die Leute müssen das Passwort geben, wenn es stimmt natürlich ist es in Ordnung."
Inzwischen ist Kasimir seit über einem Jahr auf den Straßen in Köln unterwegs. Grillgut, Briketts und Waschmaschinen hat das Rad schon von A nach B gebracht. Es war an mehreren Umzügen und an einer Hochzeit beteiligt. Christian Wenzel sagt über das Ziel, das der Verein "wielebenwir" hat:
"Unser Ansatz momentan ist es, das wir versuchen die Idee, die dahinter steckt und das Konzept so weit zu verbreiten, dass eben andere Initiativen und Privatleute auf Basis dieser Idee eigene Lastenräder anschaffen oder zur Verfügung stellen."
Und genau das rollt langsam an. Seit Kurzem sind in der Domstadt zwei weitere kostenlose Lastenräder von anderen Initiativen unterwegs. Und die Idee breitet sich sogar weiter aus. In Dortmund und München verkehren inzwischen die Lastenräder Rudolf und Daniel. Weitere Städte stehen in den Startlöchern. Kasimir ist oft Tage und Wochen im Voraus ausgebucht. Morgen wird das Lastenrad Yogamatten transportieren kreuz und quer durch Köln.