Dieser Beitrag ist eine Wiederholung vom 26.06.2012.
"Es war die Krankheit der Könige tatsächlich, eine königliche Erkrankung…."
Die Gicht ist eine alte Krankheit, sagt Dr. Olaf Schultz. Er leitet die rheumatologische Ambulanz an der Universitätsklinik Köln.
"Bei den alten Babyloniern, den alten Ägyptern schon. Es ist wahrscheinlich die älteste bekannte Erkrankung tatsächlich."
"Gicht ist ursprünglich eine Krankheit des männlichen Alters und durch das nicht naturgemäße Leben der Menschen entstanden." (Frauen Conversations Lexikon, 1835)
"Wenn die Patienten einen richtigen Gichtanfall haben, das ist schon extrem schmerzhaft."
Gabriele Müller leitet die Rheuma-Selbsthilfe Bonn.
"Auf dem dicken Zeh können die nicht einmal die Bettdecke vertragen. Selbst das ist schon unerträglich, der Schmerz."
Patient "Bei mir ist immer nur das Gelenk des dicken Zehs betroffen. Meistens links, selten rechts."
"Die Zehen sind hoch gerötet und dick geschwollen. Extrem schmerzhaft."
Fleisch und Alkohol meiden
Zu Anfang ist die höchste Intensität, dann langsam abklingend. Spürbar noch vier Tage später.
"Der Klassiker ist, dass Patienten in die Notaufnahme oder zum Arzt kommen, nachdem sie am Tag vorher ein Familienfest hatten, üppig gegessen haben, ordentlich getrunken haben auch, und dann plötzlich in der Nacht einen Gichtanfall bekommen."
"Die Patienten können erstens darauf achten, dass sie erstens Alkohol meiden, zweitens Fleisch meiden, gerade das Schweinefleisch. Es gibt aber auch Gemüsesorten, Brokkoli, Spinat, die nicht ganz so günstig sind bei Gichterkrankung. Gerade die Kohlsorten oder die Hülsenfrüchte, die haben einen sehr hohen Puringehalt. Und das ist der Krankheit natürlich nicht zuträglich."
Dr. Olaf Schultz: "Das macht aber letztlich nur so zehn Prozent ungefähr aus, die restlichen 90 Prozent sind tatsächlich bedingt durch unterschiedliche genetische Faktoren. Das heißt, es wird nicht genug Harnsäure ausgeschieden über den Urin. "
Bei der ärmern Klasse kommt sie selten, meist nur durch Erblichkeit vor, noch weniger bei den meist mehr diätlebenden Frauen.
"Also die Österogene schützen die Frauen tatsächlich vor diesem erhöhten Harnsäurespiegel, weil sie dazu führen, dass vermehrt Harnsäure ausgeschieden wird über den Urin."
Harnsäure als Gefahrensignal
Aber nach der Menopause nehmen die Österogene ab, sagt Dr. Olaf Schultz. Ab dem 60. , 70. Lebensjahr gleicht sich die Geschlechtsverteilung an. Frauen sind dann im gleichen Maße betroffen wie Männer.
"Mit zunehmendem Alter nimmt auch die Häufigkeit der Hyper-Urikämie, der erhöhten Harnsäure im Blut beziehungsweise der Gicht dann auch zu."
Bei einem zu hohen Spiegel im Blut bilden sich Harnsäurekristalle. Diese können sich in Gelenken ablagern und auch in andere Geweben.
Und: Harnsäurekristalle verursachen Entzündungen.
"Das ist eine neue Erkenntnis der letzten Jahre. Die Harnsäure ist tatsächlich so ein Gefahrensignal, das diese Entzündungskaskade auslöst. Es geht eben sehr schnell und schaukelt sich sehr rasch hoch, und das macht eben diese ausgeprägte Entzündung verbunden mit diesen Schmerzen."
Einfache Lebensweise, Vermeidung geistiger Getränke, Wassertrinken, häufige Bäder und Bewegung in freier Luft und Heiterkeit sind die besten Verwahrungsmittel, da sie der Erzeugung des entzündlichen Stoffes entgegen wirken.