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Risse im Stahl
Gerissenes Observatorium im Ruhrgebiet

Seit etwa zehn Jahren ziehen zwei riesige, gegeneinander versetzte Halbbögen aus dicken Stahlrohren auf der Halde Hoheward bei Recklinghausen die Aufmerksamkeit auf sich - die markanten Bögen, die auch moderne Kunst sein könnten, sind weithin sichtbar.

Von Hermann-Michael Hahn |
    Der Gnomon der Horizontal-Sonnenuhr und das Horizont-Observatorium auf der Halde Hoheward bei Herten
    Der Gnomon der Horizontal-Sonnenuhr und das Horizont-Observatorium auf der Halde Hoheward bei Herten (Hahn)
    Sie gehören zu einem so genannten Horizontobservatorium, das der Regionalverband Ruhr auf Anregung des Initiativkreises Horizontastronomie im Ruhrgebiet errichtet hat.
    Einer der beiden Halbbögen steht senkrecht im Boden und verläuft genau in Nord-Süd-Richtung. Er markiert für einen Beobachter im Zentrum des Horizontobservatoriums den Verlauf des Meridians, der Nord-Süd-Linie, die den Himmel in eine östliche und eine westliche Hälfte teilt.
    Auf dem Meridian erreichen alle Himmelsobjekte bei ihrer täglichen Wanderung von Ost nach West ihre höchste Stellung über dem Horizont.
    Der zweite Halbbogen verläuft in Ost-West-Richtung und ist um rund 51,5 Grad aus der Senkrechten gekippt. So zeigt er für einen Beobachter im Zentrum des Platzes den Verlauf des Himmelsäquators an, der den Himmel in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt.
    Leider ist diese Platzmitte aber seit mehr als neun Jahren für niemanden mehr erreichbar. Schon kurz nach der Einweihung waren Risse im Äquatorbogen festgestellt worden, die zur Absperrung des kompletten Observatoriums führten.
    Seither streiten sich Eigentümer und die Baufirma vor Gericht um die Schuldfrage und die Beseitigung des Mangels. Währenddessen ziehen die Sterne Nacht für Nacht über das Horizontobservatorium hinweg - nur leider unbeobachtet.