Für Grigorij Kuksin ist der Überfall auf seine Brigade auch Tage später noch ein Rätsel. Er leitet die Gruppe freiwilliger Feuerwehrleute bei Greenpeace Russland:
"Ich kann das Geschehene nicht erklären. Das ist absurdes Theater."
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatten maskierte bewaffnete Männer das Zeltlager der knapp zwanzig Aktivisten in Südrussland überfallen, zwei von ihnen verletzt und das Auto der Gruppe beschädigt. Die Polizei hat deshalb inzwischen drei Verfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Doch Grigorij Kuksin erwartet nicht viel davon:
"Bisher gibt es keine Hinweise darauf, dass diese Verfahren vorankommen. Und ich sehe auch nicht, dass besondere Anstrengungen diesbezüglich unternommen werden."
Örtliche Feuerwehren bekommen die Walbrände oft nicht in den Griff
Am Wochenende wurde der Löschtrupp sogar erneut behindert. Gestern nahm die Polizei die Aktivisten vorübergehend fest, als sie auf dem Weg zu einem Waldbrand waren. Angeblich hatte ein besorgter Bürger die Polizei alarmiert: Fremde Leute in Camouflage seien in der Region unterwegs. Kuksin:
"Das ist nun wirklich an den Haaren herbeigezogen. Offensichtlich gab es irgendeine eine Anordnung von oben. Wir waren vier Stunden auf der Polizeiwache. Der Brand breitete sich unterdessen immer weiter aus."
Sie seien dann doch noch zu dem Feuer gefahren, sagt Kuksin, aber da sei das Waldstück nahezu komplett abgebrannt gewesen. Der Greenpeace-Mitarbeiter betont, normalerweise funktioniere die Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen in Russland gut, sowohl mit den Feuerwehrleuten vom russischen Katastrophenministerium als auch mit den Förstern. Die örtlichen Feuerwehren seien allein nicht in der Lage, der Waldbrände Herr zu werden, und sie wüssten das:
"Wir streiten gelegentlich über die Größe der Brände, über die Ursachen. Aber beim Löschen helfen wir einander."
Umwelt-Aktivisten waren schon öfter Repressalien ausgesetzt
Kuksin vermutet einen Zusammenhang mit den Parlamentswahlen am kommenden Sonntag. Möglicherweise seien einige Beamte nervös, wollten kurz vor der Wahl jede Form gesellschaftlichen Engagements verhindern. Umwelt-Aktivisten waren in der Vergangenheit in Russland schon öfter Repressalien ausgesetzt.
Vor drei Jahren wurde die internationale Crew des Greenpeace-Schiffs "Arctic Sunrise" nach Protesten in der Barentssee verhaftet und wochenlang festgesetzt. Internationale Organisationen werden als Agenten des Westens diffamiert. Die Unbekannten, die die Greenpeace-Aktivisten vergangene Woche überfielen, riefen ihnen zu, sie sollten sich "in ihr Amerika davonmachen"