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Saturnringe und zwei Anagramme
Verschlüsselte Mitteilungen zur Sicherung der Priorität

1656 veröffentlichte der niederländische Astronom Christiaan Huygens eine kryptische Buchstabenfolge: AAAAAAA CCCCC D EEEEE G H IIIIIII LLLL MM NNNNNNNNN OOOO PP Q RR S TTTTT UUUUU.

Von Dirk Lorenzen |
    Der Planet Saturn mit seinen markanten Ringen, deren Natur anfangs unbekannt war
    Der Planet Saturn mit seinen markanten Ringen, deren Natur anfangs unbekannt war (ESO)
    Gut zwei Jahre später präsentierte er die Auflösung, einen lateinischen Satz, der genau diese Buchstaben enthielt: Annulo cingitur, tenui plano, nusquam cohaerente, ad eclipticam inclinato.
    Zu Deutsch: Er ist von einem dünnen, flachen Ring umgeben, der nirgends mit ihm zusammenhängt und gegen die Ekliptik geneigt ist.
    Christiaan Huygens hatte also die wahre Natur der Saturnringe erkannt. Allerdings war er sich anfangs nicht ganz sicher gewesen. Daher hatte er nur das Anagramm veröffentlicht.
    Erst nach weiteren Beobachtungen machte er die Entdeckung publik. Dank des Anagramms hatte er sich die Priorität gesichert – denn aus der Buchstabenfolge lässt sich kaum ein anderer sinnvoller Satz bilden.
    Es war nicht das erste Mal, dass eine Entdeckung bezüglich der Saturnringe zunächst verschlüsselt wurde. Schon Galileo Galilei hatte ein kryptisches Wort aus siebenunddreißig Buchstaben publiziert.
    Huygens' Anagramm und seine Auflösung im Buch "Systema Saturnium"
    Huygens' Anagramm und seine Auflösung im Buch "Systema Saturnium" (Huygens)
    Der Klartext lautete "Altissimum planetam tergeminum observavi", "Ich beobachtete den höchsten Planeten in dreigestaltiger Form". Galilei hatte die Ringe fälschlicherweise für zwei Begleiter links und rechts des Saturns gehalten.
    Dass ein Ring Saturn umgibt, hat dann erst Huygens mit seinem besseren Teleskop entschlüsseln können.