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Saubere Lösungen für Umwelt und Gesundheit

Die Anwendung von Arzneimitteln hat Folgen für die Umwelt: Einige pharmazeutische Wirkstoffe werden bei der Abwasserbehandlung nur unvollständig entfernt und gelangen zum Teil sogar ins Trinkwasser - doch der Einsatz umweltfreundlicher Wirkstoffe ist bei der Pharmaindustrie so gut wie kein Thema.

Von Maren Schibilsky |
    Was wurde nicht in den letzten 15 Jahren an deutschen Gewässern nach Arzneimittelrückständen gefahndet. Ein Forschungsprojekt folgte dem anderen. Die Datenlage war noch nie so gut wie heute. Doch an der Situation hat sich nichts geändert. In Gewässern, im Grundwasser und zum Teil auch im Trinkwasser schwimmt ein besorgniserregender Arzneicocktail - beklagt Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt.

    "Flächendeckend fallen einige Wirkstoffe immer wieder besonders auf. Das ist zum Beispiel Ethinyl-Estradiol, also ein hormoneller Wirkstoff. Das sind zum Beispiel Schmerzmittel wie Ibuprofen und Diclofenac. Das sind auch krampflösende Wirkstoffe wie Carbamazepin, die regelmäßig gefunden werden."

    Doch der Einsatz umweltfreundlicher Wirkstoffe ist bei der Pharmaindustrie so gut wie kein Thema – meint Maximilian Hempel von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

    "Ein umweltfreundliches Arzneimittel, ein ideales wäre, ein abbaubares, das sich auch nach einigen Jahren wirklich nicht mehr finden lässt, nachweisen lässt in der Umwelt und was vor allem keine Schädigungen hervorruft bei Pflanzen, Tieren oder bei Menschen, wenn sie das übers Trinkwasser wieder aufnehmen würden."

    Dass umweltfreundliche Medikamente möglich sind, hat der Umweltmediziner Klaus Kümmerer vom Universitätsklinikum Freiburg gezeigt. Hand in Hand mit dem Krebsforschungszentrum Heidelberg hat er ein neues Krebsmedikament entwickelt. Die Patentanmeldung steht kurz bevor. Von Anbeginn wurde hohe medizinische Wirksamkeit mit guten Umwelteigenschaften verbunden.

    "Unsere Aufgabe war, wir sind immer im Hintergrund dabei gestanden und haben über die Schulter geschaut. Und wenn die mit einem neuen Molekül gekommen sind, haben wir gesagt: Na gut, dann schauen wir uns das mal an. Dann haben die gesagt: Ja, das ist besser wirksam und das ist besser wirksam. Dann haben wir gesagt, von diesen beiden ist aber das nicht nur besser wirksam, sondern in der Kläranlage abbaubar."

    Um Ärzte und Apotheker aufzuklären, hat das Umweltamt ein Projekt gestartet und gefragt, ob sie Medikamente mit besseren Umwelteigenschaften gezielt verschreiben und verkaufen würden. In Schweden gibt es seit Jahren ein Umweltpunktesystem auf der Arzneimittelverpackung. Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt.

    "Apotheker zum Beispiel sehen sich ohnehin sehr stark in einer Beratungsfunktion. Sie sind auch bereit, diesen Aspekt in ihre Beratung mit aufzunehmen. Bei den Ärzten haben wir festgestellt, dass es hier sehr verschiedene Gruppen gibt. Hier ist die Bereitschaft, jetzt noch zusätzliche Aspekte aufzunehmen, nicht so ausgeprägt."

    Um endlich einen Durchbruch zu erzielen, braucht es wirkungsvolle Anreize. Für Ärzte, Apotheker, vor allem aber für die Pharmaindustrie. Zwar werden für die Medikamentenzulassung seit 2006 Umweltprüfungen verlangt. Doch sie sind für die Zulassung nicht relevant – kritisiert Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt.

    "Beim Zulassungsverfahren müssten Änderungen dahin gehend vorgenommen werden, dass die Umwelt nicht nur bewertet wird, sondern das sie direkt in die abschließende Risiko-Nutzen-Bewertung eines Arzneimittels mit ein geht, das heißt dass auch Umweltrisiken dazu führen, dass gesagt wird, der therapeutische Nutzen dieses Arzneimittels ist nicht hoch im Vergleich zu den Umwelteffekten. Dieses Arzneimittel kann nicht zugelassen werden."

    Bei der EU kommt die Arzneimittelzulassung jetzt auf den Prüfstand.