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Saudi-Arabien
Das Königshaus wird Ziel des IS-Terrors

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat zu Anschlägen auf das saudische Königshaus aufgerufen. Die dortige Auslegung des Islams sei nicht streng genug. Wie real die Gefahr ist, zeigt die Festnahme Hunderter mutmaßlicher Extremisten im Juli. Aber nicht nur durch den IS fühlt sich Saudi-Arabien bedroht.

Von Peter Steffe |
    Mehrere schwarze Autos fahren auf den Königspalast in Riad zu.
    Der IS hat zum Kampf gegen das Königshaus in Saudi-Arabien aufgerufen. (picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka)
    Die Einmischung Saudi-Arabiens in den seit Frühjahr 2011 schwelenden Syrienkonflikt, zumindest hinter den Kulissen, hat nach Ansicht von Hassan Abu Taleb, politischer Analyst am Al Ahram Zentrum in Kairo, die Situation in Syrien nicht vereinfacht. Im Gegenteil: "Diese Strategie, ein Regime durch Bewaffnung und Finanzierung bestimmter Gruppen zu stürzen, führte zu der komplizierten Situation in Syrien. Daher glaube ich, dass eine politische Lösung im Syrienkonflikt sehr schwer sein wird. Es zeigt auch, welche Konsequenzen diese falsche Politik der Saudis in Syrien hat. Vor allem welche Folgen dies für Saudi-Arabien selbst und für andere Länder haben kann. Das was in Syrien und im Irak passiert ist, ist nur ein Vorbote dessen, was die Terrorgruppe IS mit Saudi Arabien selbst machen könnte."
    Vor einem Jahr rief der Anführer des sogenannten Islamischen Staates, Abu Bakr al Baghdadi das Kalifat für weite Teile Syriens und den Nordirak aus. Gleichzeitig drohte al Baghdadi und rief saudische Sympathisanten dazu auf, das saudische Königshaus zu vernichten: "Schärft eure Schwerter und fangt zuerst mit den Schiiten an. Dann richtet euren Kampf gegen die Familie der Sauds, bevor ihr ihn gegen ungläubige Christen richtet."
    IS sieht Saudi-Arabien als legitimes Ziel seiner Angriffe
    Diese offene Kampfansage des IS-Anführers und der Hass Al Baghdadis auf das saudische Königshaus rühren mitunter daher, dass ihm die wahabbitische Auslegung des Islams in dem Staat auf der arabischen Halbinsel nicht streng genug ist. Außerdem betrachtet er die Monarchie in Riad als korruptes Regime, das es zu vernichten gilt. Dass die Bedrohung in Saudi-Arabien durch IS nahe Gruppen real ist, zeigen Anti-Terroroperationen der dortigen Sicherheitskräfte. Erst Mitte Juli hatten saudische Spezialeinheiten rund 430 mutmaßliche Extremisten in nur einer Nacht festgenommen.
    "Das ist eine beachtliche Zahl an Terrorverdächtigen. Das bedeutet, dass die Sicherheitsbehörden über viele Informationen verfügten, die ihnen ermöglicht haben, so viele Verdächtige auf einen Schlag festzunehmen. Diese Zahl bedeutet auch, dass der IS das saudische Königreich an die Spitze seiner Terrorprioritäten gesetzt hat. IS sieht Saudi-Arabien als legitimes Ziel seiner Angriffe. Die Bedrohung gegen Saudi-Arabien besteht nach wie vor."
    Saudische Gesellschaft soll gespalten werden
    Um Saudi Arabien innenpolitisch zu destabilisieren, scheint dem IS-Chef, so Politikwissenschaftler Abu Taleb, jedes Mittel recht. Auch Angriffe auf die Minderheit der dort überwiegend im Osten des Landes lebenden Schiiten. Sie machen rund zehn bis 15 Prozent der saudischen Gesamtbevölkerung aus. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu schweren Anschlägen auf schiitische Moscheen. Die Drahtzieher wurden nie gefasst, IS aber stets dahinter vermutet. Noch einmal Hassan Abu Taleb vom Al Ahram Zentrum für politische Studien in Kairo: "Die Schiiten hier gelten als ein leichtes Ziel für den IS, weil man sie als Heiden ansieht und es legitim scheint, sie anzugreifen. Das gleiche tut der IS in Syrien und im Irak auch mit Anhängern anderen Religionen. Diese Ideologie wollen sie in Saudi-Arabien erst gegen die Schiiten, dann gegen andere Bürger, den Sicherheitsapparat und dann gegen Ausländer nutzen, mit dem Ziel eine Spaltung innerhalb der Gesellschaft zu erreichen, die zur Erschütterung der Stabilität der Monarchie führen soll."
    Im Jemen, dem ärmsten Land der arabischen Welt, führt Saudi-Arabien außerdem einen Stellvertreterkrieg mit dem Iran. Man unterstützt dort die mit Riad verbündete jemenitische Regierung im Kampf gegen schiitische Milizen. Hier wird quasi eine gefühlte Bedrohung durch die andere Regionalmacht am Golf, den Iran, bekämpft. Neben der strategischen Bedeutung des Jemens, am Golf von Aden gelegen, wo eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten vorbei führt, hat Saudi-Arabien auch ein vitales Interesse, hier keine schiitische Bastion entstehen zu lassen. Riad will mit seinem militärischen Vorgehen auch verhindern, dass der schiitische Iran seinen Einflussbereich weiter ausdehnt und damit dem sunnitischen Saudi-Arabien im Süden der Arabischen Halbinsel weitere Gefahr droht.