Stadtbibliothek Bremen - Aleksandra Kuljankic verschnauft in der Kinderbuchabteilung mit ihren beiden Töchtern Anastasia und Adelina. Die letzten Tage waren anstrengend - Adelina wird am Samstag eingeschult - Anastasia kommt schon in die zweite Klasse. In der Stadt haben sie die letzten Besorgungen für den Schulanfang gemacht:
"Wachsmalstifte, Buntstifte, Schere und ganz viel halt auch in der Schultüte drin, was sie nicht weiß, was drin ist. Ich war heute sehr überrascht weil die Wachsmalstifte, die haben 10, 50 Euro gekostet."
Aber sie standen auf der Liste, die der Klassenlehrer ausgeteilt hat - also mussten die gekauft werden.
"Natürlich die Sporttasche, ne. Also die Sporthose hat über zehn Euro gekostet, die Schuhe kosten um die 20 Euro - also dafür braucht man auch noch mal 25 Euro ungefähr."
300 bis 500 Euro für die erste Ausstattung
Geld, dass die alleinerziehende Mutter mühsam zusammensparen muss.
"Der Schulanfang ihrer Kinder ist für Eltern sehr teuer", das weiß auch Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale in Bremen.
"Da findet man Summen, die zwischen 300 und 500 Euro liegen und das ist natürlich für Familien, die wenig Geld haben, nicht zu stemmen."
Regina Aschmann hat sich einen Überblick verschafft:
"Wenn man Glück hat und findet einen guten gebrauchten Ranzen das wäre super. Aber es dürfte nicht so einfach sein - hinzu kommt ja auch noch, dass wir nicht empfehlen können irgendwelche Billigranzen zu kaufen. Es gibt eine bestimmte Norm, eine DIN-Norm-Nummer, die lautet 58124, wenn diese Norm erfüllt ist, dann bedeutet das, dass zum Beispiel eine große Fläche des Schulranzens leuchtend orange oder gelb-rot sein muss. Dass eine bestimmte Fläche mit Reflektoren ausgestattet ist, dass die Dinger dicht sind gegen Regen, dass Polsterung vorhanden ist. Es geht ja auch um ergonomische Fragen in diesem Fall. Dann kostet das schon mal mehr Geld als ein Billigranzen. Aber wer möchte seinem Kind genau diese ganzen Eigenschaften verwehren und auf einem Billigranzen zurückgreifen und ich denke, dass viele Familien dazu gezwungen sind."
Aleksandra Kuljankic hatte Glück. Von den 4.100 Kindern, die dieses Jahr eingeschult werden bekommen rund zehn Prozent die erste Ausstattung für die Schule geschenkt. Von privaten Stiftungen, Initiativen, die PSD-Bank in Bremen legt zum Beispiel einen Teil ihrer genossenschaftlichen Gewinne in Tornister an. Adelina hat ihren von der Inneren Mission geschenkt bekommen - wie neun andere Kinder aus einkommensschwachen Familien auch.
"Der war echt teuer und da hab ich mich noch mehr gefreut, dass wir halt das Geld echt sparen konnten. Der kostet ungefähr 90 Euro."
Bis ein Kind die Volljährigkeit erreicht hat, kommen bis zu 120.000 Euro zusammen, hat das Statistische Bundesamt errechnet. Da sind die möglichen Kosten für Nachhilfestunden geschweige denn ein Studium noch nicht mitberechnet. Aber soweit denkt Aleksandra Kuljankic noch gar nicht – sie ist froh, dass sie von dem Projekt der inneren Mission erfahren hat. Die Erzieherin im Kindergarten hatte ihr den Tipp gegeben.
"Das ist schon viel wert, wenn du 100 Euro gleich in der Tasche behalten kannst oder nicht gucken musst, ob du was Gebrauchtes kaufst. Ich habe mich sehr gefreut darüber. Das ist eine Erleichterung klar."
Staatliche Unterstützung reicht nicht aus
Manche Eltern haben regelrechte Angst vor dem ersten Schultag ihrer Kinder, auch wenn es staatliche Unterstützung gibt, die reicht nicht. Das weiß auch Daniel Lukaßen von der Bremer Sozialbehörde.
"Durch die Maßnahmen im Rahmen des Bildungs- und teilhabe Paketes ist es so, dass man in jedem Schuljahr im ersten Halbjahr 70 Euro und im zweiten Halbjahr 30 Euro als Zuschuss erhält die eben dafür da sind über den Regelsatz hinaus bei Empfängern bei Sozialleistungen diesen Schulstart und die Schulausstattung zu ermöglichen."
Der Regelsatz liegt bei 6- bis 13-Jährigen bei 270 Euro und bei 14- bis 17-Jährigen bei 306 Euro. Wenn man alles zusammenrechnet, dann kann also für den Schulanfang das Geld für einen ganzen Monat draufgehen. Da reichen die 100 Euro Zuschuss bei Weitem nicht aus.
"Fürs ganze Jahr nicht, aber es ist trotzdem ne Unterstützung."
Das Jobcenter empfiehlt etwas lakonisch, rechtzeitig anfangen zu sparen. Aber – sagt Verbraucherschützerin Aschmann:
"Für Leute, die wenig Geld haben jeden Monat noch mal ein paar Euro zurücklegen auch nicht leicht."