"Bitte nicht stören!" Das steht unsichtbar auf den Klassentüren unserer Schulen geschrieben. Entlang der Flure lauter geschlossene Veranstaltungen – hier macht jeder seins. Nun kommt ein Pädagoge aus Australien daher und verkündet mit einem strahlenden Lächeln: Macht die Türen auf, Lehrer! Schaut, was in den Nachbarklassen passiert. Redet miteinander.
Schlank, grau-blond, salopp im grünen Hemd erzählt John Hattie im Plauderton von seinen Erkenntnissen. Im überfüllten Auditorium der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg folgen fasziniert Lehrer, Erziehungswissenschaftler und Studenten seinen Worten. Es herrscht ein bisschen Popstaratmosphäre, als die Vizepräsidentin der Uni, Gunilla Budde, den Gast vorstellt:
"Wir sind sehr stolz, Professor Hattie, den wohl weltweit und prominentesten Bildungsforscher, als Gast der Carl von Ossietzky Universität gewonnen zu haben."
Der 62 Jahre alte Pädagogikprofessor der Universität Melbourne in Australien hält seinen einzigen Vortrag in Deutschland anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung seines pädagogischen Bestsellers "Visible Learning" – Lernen sichtbar machen. Seine Mission lautet: Auf den Lehrer kommt es an. Das ist nicht sehr originell, aber dafür evidenzbasiert mit Tausenden von Daten, sagt Ulrich Steffens vom hessischen Institut für Qualitätsentwicklung.
"Als Erstes hat er mit seinen Befunden deutlich herausgestrichen, wie entscheidend das Kerngeschäft ist und die Verhältnisse, die sich im Unterricht abspielen. Wie gut wird da etwas vermittelt, wie gut unterrichtet da eine Lehrperson."
"Wir müssen uns fragen, was ist die Erfolgsgeschichte von Lehrern, die zu überdurchschnittlichen Effekten kommen? Das ist der Lackmustest: Wollt ihr Schüler in einer Klasse, deren Lehrer systematisch über den durchschnittlichen Effekt kommen oder darunter bleiben? Was ich gemacht habe mit der Studie "Visible Learning", ist, die Erfolgsgeschichte vom besten Unterricht zu erzählen."
Die Geschichte liest sich trocken. Sie besteht vor allem aus Zahlen. Unterricht hat sich Hattie dafür nicht angeschaut. Nur Studien – davon aber jede Menge. 15 Jahre lang wertete der Neuseeländer Metaanalysen von 50.000 Studien aus, an denen insgesamt 250 Millionen Schüler beteiligt waren. Ein tatsächlich weltweit einzigartiger Datenschatz, wenn auch einiges schon etwas veraltet sein dürfte. Zum Vergleich: Bei der internationalen Vergleichsstudie Pisa werden pro Durchgang knapp zwei Millionen Schüler befragt.
Das beeindruckt auch die Bildungsforscher hierzulande, sagt Michael Becker-Mrozeck, Professor für Deutsche Sprache und ihre Didaktik, der seit 2010 verantwortlich ist für die bundesweiten Vergleichsstudien Vera 3 und 8.
"Das ist auf jeden Fall eine ungeheure Leistung, 800 Studien weltweit zusammenzutragen und ein Kategorienraster zu erstellen, wie man die miteinander vergleichen kann, um sie dann auch statistisch auszuwerten. Das war eine Herkulesaufgabe, die er da geschultert hat."
Komplexitätsreduktion nennt sich der Vorgang und bedeutet schlicht: Vereinfachung. Hattie hat eine sogenannte Meta-Meta-Studie vorgelegt. Metastudien fassen die Ergebnisse mehrerer Detailstudien zu einem Thema zusammen. Der Neuseeländer hat solche Metastudien dann noch einmal nach übergeordneten Kriterien gesiebt. Geleitet hat ihn die Frage: Was wirkt am besten? 138 Einflussgrößen hat er so miteinander verglichen. Seine Befunde belegen deutlich den absoluten Vorrang personaler vor strukturellen Einflussfaktoren. Kleinere Klassen, Geschlechterdifferenzierung, homogene Leistungsgruppen, finanzielle Ausstattung: Alles nicht so wichtig, wie gut strukturierter, vom Lehrer geführter Unterricht. Ein Paukenschlag gegen Jahrzehnte geführte Schulsystemdebatten und leidenschaftliche didaktische Reformvorhaben, wie zum Beispiel das offene, selbstständige Lernen.
Im letzten Sommer hat im Kölner Süden ein schulisches Experiment begonnen: Die Offene Schule Köln ist eine Sekundarschule, die für alle Kinder da sein will. Behinderte und nichtbehinderte Schüler lernen gemeinsam in altersgemischten Gruppen. Überall in dem rund 100 Quadratmeter großen Raum stehen Dreieckstische mal zusammen, mal als Einzelarbeitsplatz. In Regalen liegen Arbeitsblätter und Materialien, vieles, was man aus der Montessori-Pädagogik kennt. Nach und nach kommen die Schüler – auch der Anfang ist offen.
In einer Ecke liest die 13-jährige Carola konzentriert laut aus einem Drei-Fragezeichen-Krimi vor. Auf einem schwarzen Ledersofa sitzen vier Jungs und quatschen. Eine Dreiergruppe Mädchen aus der 6. und 7. Klasse hocken über Mathe und Englisch und einer Freizeitarbeit:
"Das ist für Freizeit, Geschichte schreiben. Das ist, wenn wir alles fertig haben, dann schreiben wir so Bücher sozusagen. Ich hab erst drei Kapitel, das ist aber ziemlich viel, ist doppelseitig."
"Was unterscheidet uns? Rein äußerlich: Es gibt keine Klingel, es gibt keinen nach Fächern aufgeteilten Stundenplan. Das heißt, die klassischen Strukturen jeder weiterführenden Schule, die sind erst mal nicht da. Wenn man sich das Tagesraster der Kinder anguckt, dann bedeutet das nach einem Einstieg in die Schule mit offenem Anfang und gemeinsamer Morgenrunde haben die dann ein großes Zeitfenster von zweieinhalb Stunden, ihre Lernzeit selber zu gestalten und zu strukturieren. In welcher Reihenfolge sie sich mit Inhalten auseinandersetzen, ob sie das alleine tun, zu zweit oder zu dritt tun, ob sie das lehrerbegleitet tun oder weitgehend selbstständig, das entscheiden sie selbst."
Selbstverantwortung lautet die große Überschrift, erklärt Schulleiter Hans Flinkerbusch das Konzept. Der Lehrer versteht sich als Lernbegleiter und nicht Entertainer im ständigen Frontalunterricht.
"Das ist unser Ziel, dass wir das Lernen begleiten. Weil dieses Trichtermodell, wir stecken was in Köpfe hinein, ist etwas, von dem wir genau wissen, dass es nicht funktioniert. Wir wissen, dieser Kopf kann nur selber lernen. Er muss seinen Weg finden und dabei können wir ihn begleiten."
Altersmischung, Projektarbeit, offener Unterricht, Teamwork, das alles sind bekannte Methoden. Vieles davon sind Weiterentwicklungen von Ideen der Reformpädagogik Anfang des letzten Jahrhunderts. Montessorischulen, Waldorfschulen, Peter-Petersen-Schulen folgen diesen reformpädagogischen Ansätzen. Auch viele Grundschulen arbeiten seit den internationalen Vergleichsstudien Pisa verstärkt mit Methoden, die das eigenständige Lernen fördern sollen. Und so manches traditionelle Gymnasium befindet sich auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit in Lernprozessen.
Irren sie alle? John Hatties Datenlage legt den Schluss nahe. Egal, ob staatlich oder privat, ob konfessionell oder anthroposophisch, nur die Qualität von Unterricht und damit der Lehrer entscheidet über Lerneffekte. Und so erteilt Hattie jeder Selbstlernidylle eine Absage.
"Ich bin Akteur. Meine Arbeit ist die Veränderung. Ich halte es für Unsinn, wenn Lehrer sagen, mein Job ist der eines Begleiters an der Seite der Schüler."
Zu einfach findet Professor Hans Brügelmann von der Universität Siegen diese Lesart. Auch Hattie selbst sehe das differenzierter:
"Es ist in der Pädagogik immer sehr attraktiv, mit Allgemeinbegriffen zu arbeiten: autoritär versus antiautoritär oder Jugendförderung versus Mädchenförderung. Also die Vorstellung, man könnte mit den großen Schubladen endlich seine Probleme lösen, die man alltäglich hat. Das ist ein großer Irrtum."
Wer nur auf die Tabellen im letzten, zusammenfassenden Kapitel von "Visible Learning" schaut, fällt leicht in die großen Schubladen. Der Lehrer als Regisseur bekommt einen Durchschnittswert von 0,7 während der Lehrer als Moderator des eigenständigen Schülerlernens nur einen Wert von 0,2 erzielt. Ein positiver Effekt auf das Lernen beginnt nach dem Design von John Hattie erst bei einem Wert zwischen 0,3 und 0,4. Doch ein Blick auf die Ranglisten allein genügt nicht, um zu verstehen, was "Visible Learning" uns lehren kann.
"Ich denke, was Hattie selber macht, sind zwei verschiedene Dinge. Zum einen wertet er sehr sorgfältig auf der formalen Ebene die Daten aus und zum Zweiten hat er eine persönliche Vorstellung von dem, was guter Unterricht in der Schule ist. Der Lehrer, den Hattie beschreibt, ist ja nicht einer, der einfach doziert. Sondern Hattie beschreibt einen Lehrer, der sehr sensibel reagieren soll auf das, was er bei den Schülern wahrnimmt. Für ihn ist ein zentraler Punkt die Rückmeldung der Schüler an den Lehrer. Das ist der Schlüssel dafür, dass der Lehrer sinnvoll für Schüler Impulse bereitstellen kann."
Hattie: "Die größte Ressource, über die wir verfügen, sind die Lehrer. Er macht natürlich nicht allein den Unterschied. Strukturen sind nicht ganz unwichtig. Aber was "Visible Learning" an erster Stelle verlangt: Der Lehrer muss das Lernen mit den Augen des Schülers sehen. Eines der wichtigen Dinge, die wir herausgefunden haben, was den Lehrer bedeutsam macht, ist sein Einfluss auf die Einstellung der Schüler zum Lernen. Deshalb muss auch der Lehrer sich als Lernender begreifen. Ich finde, es ist faszinierend zu untersuchen, wie wir mehr Dialog in unser System bringen, in dem wir den Schülern beim Denken und Lernen zuhören."
Der Lehrer hört dem Schüler zu? Das Umgekehrte ist wohl eher Alltag in unseren Klassenzimmern. John Hattie verlangt aber noch mehr: Der Lehrer soll sogar vom Schüler lernen. Feedback ist mit einem Durchschnittswert von über 0,7 eine der erfolgreichsten Methoden im Unterricht im Verein mit Transparenz in den Lernzielen. Schüler sollen wissen, wo es im Stoff lang geht. Hinter beidem steht das Konzept einer permanenten gegenseitigen Rückmeldung zwischen Lehrern und Schülern über Lehren und Lernen.
"Das finde ich völlig richtig, zu sagen, man soll nicht mit seinen Vorurteilen rumlaufen, ich mache schon alles richtig. Sondern man sollte selbstkritisch werden, man sollte auch andere Personen in den Unterricht hineinlassen, ob das Kollegen sind, ob das Eltern sind. Also diesen Spiegel sich vorhalten lassen – diese Forderung von ihm teile ich voll. Aber ich denke nicht, dass die Bildungsforschung der geeignete Spiegel ist oder gar die Autorität beanspruchen kann, zu sagen, wir sagen dir, ob du gut oder schlecht bist."
Die Komplexität von Unterricht lässt sich nicht in ein statistisches Korsett zwängen, meint der Grundschulforscher Hans Brügelmann. Empirische Bildungsforschung ermögliche aber Fragen an die Praxis und sie könne wichtige Hinweise liefern auf Chancen und Risiken bestimmter Methoden. Patenrezepte für guten Unterricht gibt sie aber nicht, das wird auch John Hattie nicht müde zu formulieren. Unterricht, schreibt er, ist ein einzigartiges Geschehen.
"Es mag das eine oder andere Naturtalent geben. Mir hat man auch immer gesagt, du bist der geborene Lehrer und mache das doch. Aber so einfach ist das nicht."
"Ich habe Stunden damit zugebracht, mir irgendeinen Plan zu machen, aber nicht wirklich gewusst, wohin soll das führen. Da fehlte mir sehr viel pädagogisches Wissen. Man muss ja auch Klausuren vorbereiten. Und da hatte ich das Gefühl, dass mir da auch ein Händchen fehlt. Mal war die Arbeit zu leicht, dann war sie zu schwer und da den Mittelweg zu finden und das Ganze auch strukturiert aufzubauen, das war sehr schwierig."
Unterrichten ist kein leichter Job, das gilt nicht nur für diese beiden Seiteneinsteiger, die aus Wissenschaft und Wirtschaft kommend plötzlich Biologie und Mathematik an einem Gymnasium unterrichten mussten. Fachkompetenz ist nur eine von vielen Fähigkeiten, die ein Lehrer braucht. Er muss Stoff und Klasse managen und strukturieren, er muss den Inhalt spannend verpacken, damit die Schüler ihn auch lernen wollen und können, dabei ist er mit einer Vielfalt von unterschiedlichen Lerntypen und einem ganzen Sack von Unberechenbarkeiten konfrontiert. Das alles hat weniger mit Persönlichkeit und viel mit Haltung und Technik zu tun, sagt Ulrich Steffens vom Hessischen Landesinstitut für Qualitätsentwicklung.
"Es gibt die Formel: Auf den Lehrer kommt es an. Hattie variiert diese Aussage und sagt: What Teachers do matters. Und damit geht er von der Lehrerpersönlichkeit weg und lenkt den Blick auf das Lehrerhandeln. Natürlich gibt es Lehrpersonen, die geschickter oder ungeschickter sind oder die einen besseren Zugang zu Schülern haben. Aber man sollte immer im Blick behalten, dass Lehrer sein auch trainierbar ist, dass bestimmte Verhaltensweisen auch erlernbar sind. Und das ist ja auch mit eine Aufgabe in der zweiten Phase der Lehrerausbildung."
Die Studie von John Hattie führt zwangsläufig zur Stärkung der Lehrerausbildung und -weiterbildung. Gerade die Fortbildung haben aber viele Bundesländer aus finanziellen Gründen in den letzten Jahren stark zurückgefahren. Hier müsste ein Wiederaufbau erfolgen, fordert Ulrich Steffens. Für die Lehrerausbildung sieht der Sprachdidaktiker Michael Becker-Mrotzek Nordrhein Westfalen und demnächst Berlin und Brandenburg mit ihrem Ausbau an studienbegleitenden Praxisphasen auf dem richtigen Weg:
"Für mich bedeutet das, dass man noch stärker im Studium das tun muss, was Hattie von jedem Lehrer fordert, nämlich Unterricht aus der Sicht von Schülern zu machen. So muss die Lehrerausbildung die Praxis stärker berücksichtigen. Was müssen sie tun, damit Kinder motiviert lesen oder sich beim Lesen anstrengen. Da, glaube ich, müssen wir eine Menge mehr leisten, als nur so abstrakte Konzepte. Wir müssen das stärker operationalisieren und auch früher Gelegenheit geben, das auszuprobieren und anschließend auch zu reflektieren, warum hat es da geklappt und hier nicht."
Immerhin klappt es noch viel zu oft nicht. Trotz verstärkter Anstrengungen infolge der internationalen Vergleichsstudien können immer noch 20 Prozent Schüler am Ende der Sekundarstufe 1 nicht den Mindeststandards entsprechend lesen. Und Leseförderung steht auch bei John Hattie ganz oben auf der Rangliste für erfolgreiches Lernen. Hier schließt sich auch der Kreis zu den Kritikern offener Lernformen. Schwache Schüler brauchen starke Struktur und Führung im Lernen – das sagt nicht nur der neuseeländische Bildungsforscher.
"Was sich in deutschen Studien gezeigt hat, dass schwache Schüler, ob das nun beim Lesen oder beim Schreiben ist, mit sehr offenen Unterrichtsformen nicht zurecht kommen, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen und sich dann mit anderen Dingen beschäftigen und damit Lernzeit vertun und die Schere zwischen den Schülern, die erfolgreich sind und die nicht erfolgreich sind, immer größer werden."
Offene Unterrichtskonzepte können ertragreich sein, wenn die Schüler dem eigenständigen Lernen gewachsen sind und der Lehrer es gründlich vorbereitet und eng begleitet. Auch dazu gibt es Studien. Hatties Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass diese besonders hohen Anforderungen oft nicht umgesetzt werden.
Die neu gegründete Offene Schule Köln betont die Selbstverantwortung der Kinder beim Lernen. Gleichzeitig ist sie angetreten, alle Schüler - ob hochbegabt oder lernschwach - in ihren Möglichkeiten zu fördern. Schulleiter Hans Flinkerbusch ist sicher, dass dies auch für schwächere Schüler der richtige Weg ist.
"Es ist ein Weg, den die Lehrer zusammen mit den Schülern gehen müssen. Es ist ein Weg, den wir noch lernen müssen. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass wir in ein völliges Neuland vorstießen oder aus dem Nichts kämen. Worum es geht: Reflektierte Selbststeuerung, das ist das Bildungsziel dieser Schule, und wenn wir irgendwann da hinkommen, dann haben wir die Situation, dass der Tag ruhig, entspannt, gelassen und konzentriert abläuft."
Reflektierte Selbststeuerung - das könnte auch ein Begriff von John Hattie sein. Kein anderes Instrument erzielt im Ranking seiner Studie einen höheren Effekt, als die systematische Selbsteinschätzung von Schülern. Feedback und eine fehlerfreundliche Kultur gehören methodisch dazu. Auch dies war eine leidenschaftliche Botschaft, die der Bildungsforscher aus Melbourne nach Oldenburg mitbrachte:
"Das ist das Problem in unserem System: Wir ignorieren die Erfahrung der Schüler. Sie können sich gut selbst einschätzen. Wenn Schüler glauben, sie können es, dann können sie es. Wenn sie glauben, sie schaffen den Test gut, machen sie ihn auch gut. Ihre Aufgabe als Lehrer ist es, jedem Kind zu helfen, seine Erwartungen an sich zu übertreffen. Wie viele Lehrer können Sie nennen, die das bei Ihnen bewirkt haben?"
Nur wenige melden sich überhaupt. Am Ende seines Vortrags ist eines klar: Der Gegensatz von offen versus frontal oder Lehrer zentriert versus Schüler zentriert ist für John Hattie keiner. Er hat mit "Lernen sichtbar machen" ein doppelgesichtiges Werk vorgelegt, das nur vordergründig jeden dazu einlädt, seinen Stein des Weisen zu entnehmen. Der Empiriker Hattie zeigt, was wirkt und wo Gefahren lauern. Der Pädagoge Hattie erklärt, wie Lehrer zur besten Wirkung kommen können, und hat dabei nur eines im Sinn: den Schüler und sein Recht auf guten Unterricht.
Schlank, grau-blond, salopp im grünen Hemd erzählt John Hattie im Plauderton von seinen Erkenntnissen. Im überfüllten Auditorium der Carl-von-Ossietzky-Universität in Oldenburg folgen fasziniert Lehrer, Erziehungswissenschaftler und Studenten seinen Worten. Es herrscht ein bisschen Popstaratmosphäre, als die Vizepräsidentin der Uni, Gunilla Budde, den Gast vorstellt:
"Wir sind sehr stolz, Professor Hattie, den wohl weltweit und prominentesten Bildungsforscher, als Gast der Carl von Ossietzky Universität gewonnen zu haben."
Der 62 Jahre alte Pädagogikprofessor der Universität Melbourne in Australien hält seinen einzigen Vortrag in Deutschland anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung seines pädagogischen Bestsellers "Visible Learning" – Lernen sichtbar machen. Seine Mission lautet: Auf den Lehrer kommt es an. Das ist nicht sehr originell, aber dafür evidenzbasiert mit Tausenden von Daten, sagt Ulrich Steffens vom hessischen Institut für Qualitätsentwicklung.
"Als Erstes hat er mit seinen Befunden deutlich herausgestrichen, wie entscheidend das Kerngeschäft ist und die Verhältnisse, die sich im Unterricht abspielen. Wie gut wird da etwas vermittelt, wie gut unterrichtet da eine Lehrperson."
"Wir müssen uns fragen, was ist die Erfolgsgeschichte von Lehrern, die zu überdurchschnittlichen Effekten kommen? Das ist der Lackmustest: Wollt ihr Schüler in einer Klasse, deren Lehrer systematisch über den durchschnittlichen Effekt kommen oder darunter bleiben? Was ich gemacht habe mit der Studie "Visible Learning", ist, die Erfolgsgeschichte vom besten Unterricht zu erzählen."
Die Geschichte liest sich trocken. Sie besteht vor allem aus Zahlen. Unterricht hat sich Hattie dafür nicht angeschaut. Nur Studien – davon aber jede Menge. 15 Jahre lang wertete der Neuseeländer Metaanalysen von 50.000 Studien aus, an denen insgesamt 250 Millionen Schüler beteiligt waren. Ein tatsächlich weltweit einzigartiger Datenschatz, wenn auch einiges schon etwas veraltet sein dürfte. Zum Vergleich: Bei der internationalen Vergleichsstudie Pisa werden pro Durchgang knapp zwei Millionen Schüler befragt.
Das beeindruckt auch die Bildungsforscher hierzulande, sagt Michael Becker-Mrozeck, Professor für Deutsche Sprache und ihre Didaktik, der seit 2010 verantwortlich ist für die bundesweiten Vergleichsstudien Vera 3 und 8.
"Das ist auf jeden Fall eine ungeheure Leistung, 800 Studien weltweit zusammenzutragen und ein Kategorienraster zu erstellen, wie man die miteinander vergleichen kann, um sie dann auch statistisch auszuwerten. Das war eine Herkulesaufgabe, die er da geschultert hat."
Komplexitätsreduktion nennt sich der Vorgang und bedeutet schlicht: Vereinfachung. Hattie hat eine sogenannte Meta-Meta-Studie vorgelegt. Metastudien fassen die Ergebnisse mehrerer Detailstudien zu einem Thema zusammen. Der Neuseeländer hat solche Metastudien dann noch einmal nach übergeordneten Kriterien gesiebt. Geleitet hat ihn die Frage: Was wirkt am besten? 138 Einflussgrößen hat er so miteinander verglichen. Seine Befunde belegen deutlich den absoluten Vorrang personaler vor strukturellen Einflussfaktoren. Kleinere Klassen, Geschlechterdifferenzierung, homogene Leistungsgruppen, finanzielle Ausstattung: Alles nicht so wichtig, wie gut strukturierter, vom Lehrer geführter Unterricht. Ein Paukenschlag gegen Jahrzehnte geführte Schulsystemdebatten und leidenschaftliche didaktische Reformvorhaben, wie zum Beispiel das offene, selbstständige Lernen.
Im letzten Sommer hat im Kölner Süden ein schulisches Experiment begonnen: Die Offene Schule Köln ist eine Sekundarschule, die für alle Kinder da sein will. Behinderte und nichtbehinderte Schüler lernen gemeinsam in altersgemischten Gruppen. Überall in dem rund 100 Quadratmeter großen Raum stehen Dreieckstische mal zusammen, mal als Einzelarbeitsplatz. In Regalen liegen Arbeitsblätter und Materialien, vieles, was man aus der Montessori-Pädagogik kennt. Nach und nach kommen die Schüler – auch der Anfang ist offen.
In einer Ecke liest die 13-jährige Carola konzentriert laut aus einem Drei-Fragezeichen-Krimi vor. Auf einem schwarzen Ledersofa sitzen vier Jungs und quatschen. Eine Dreiergruppe Mädchen aus der 6. und 7. Klasse hocken über Mathe und Englisch und einer Freizeitarbeit:
"Das ist für Freizeit, Geschichte schreiben. Das ist, wenn wir alles fertig haben, dann schreiben wir so Bücher sozusagen. Ich hab erst drei Kapitel, das ist aber ziemlich viel, ist doppelseitig."
"Was unterscheidet uns? Rein äußerlich: Es gibt keine Klingel, es gibt keinen nach Fächern aufgeteilten Stundenplan. Das heißt, die klassischen Strukturen jeder weiterführenden Schule, die sind erst mal nicht da. Wenn man sich das Tagesraster der Kinder anguckt, dann bedeutet das nach einem Einstieg in die Schule mit offenem Anfang und gemeinsamer Morgenrunde haben die dann ein großes Zeitfenster von zweieinhalb Stunden, ihre Lernzeit selber zu gestalten und zu strukturieren. In welcher Reihenfolge sie sich mit Inhalten auseinandersetzen, ob sie das alleine tun, zu zweit oder zu dritt tun, ob sie das lehrerbegleitet tun oder weitgehend selbstständig, das entscheiden sie selbst."
Selbstverantwortung lautet die große Überschrift, erklärt Schulleiter Hans Flinkerbusch das Konzept. Der Lehrer versteht sich als Lernbegleiter und nicht Entertainer im ständigen Frontalunterricht.
"Das ist unser Ziel, dass wir das Lernen begleiten. Weil dieses Trichtermodell, wir stecken was in Köpfe hinein, ist etwas, von dem wir genau wissen, dass es nicht funktioniert. Wir wissen, dieser Kopf kann nur selber lernen. Er muss seinen Weg finden und dabei können wir ihn begleiten."
Altersmischung, Projektarbeit, offener Unterricht, Teamwork, das alles sind bekannte Methoden. Vieles davon sind Weiterentwicklungen von Ideen der Reformpädagogik Anfang des letzten Jahrhunderts. Montessorischulen, Waldorfschulen, Peter-Petersen-Schulen folgen diesen reformpädagogischen Ansätzen. Auch viele Grundschulen arbeiten seit den internationalen Vergleichsstudien Pisa verstärkt mit Methoden, die das eigenständige Lernen fördern sollen. Und so manches traditionelle Gymnasium befindet sich auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit in Lernprozessen.
Irren sie alle? John Hatties Datenlage legt den Schluss nahe. Egal, ob staatlich oder privat, ob konfessionell oder anthroposophisch, nur die Qualität von Unterricht und damit der Lehrer entscheidet über Lerneffekte. Und so erteilt Hattie jeder Selbstlernidylle eine Absage.
"Ich bin Akteur. Meine Arbeit ist die Veränderung. Ich halte es für Unsinn, wenn Lehrer sagen, mein Job ist der eines Begleiters an der Seite der Schüler."
Zu einfach findet Professor Hans Brügelmann von der Universität Siegen diese Lesart. Auch Hattie selbst sehe das differenzierter:
"Es ist in der Pädagogik immer sehr attraktiv, mit Allgemeinbegriffen zu arbeiten: autoritär versus antiautoritär oder Jugendförderung versus Mädchenförderung. Also die Vorstellung, man könnte mit den großen Schubladen endlich seine Probleme lösen, die man alltäglich hat. Das ist ein großer Irrtum."
Wer nur auf die Tabellen im letzten, zusammenfassenden Kapitel von "Visible Learning" schaut, fällt leicht in die großen Schubladen. Der Lehrer als Regisseur bekommt einen Durchschnittswert von 0,7 während der Lehrer als Moderator des eigenständigen Schülerlernens nur einen Wert von 0,2 erzielt. Ein positiver Effekt auf das Lernen beginnt nach dem Design von John Hattie erst bei einem Wert zwischen 0,3 und 0,4. Doch ein Blick auf die Ranglisten allein genügt nicht, um zu verstehen, was "Visible Learning" uns lehren kann.
"Ich denke, was Hattie selber macht, sind zwei verschiedene Dinge. Zum einen wertet er sehr sorgfältig auf der formalen Ebene die Daten aus und zum Zweiten hat er eine persönliche Vorstellung von dem, was guter Unterricht in der Schule ist. Der Lehrer, den Hattie beschreibt, ist ja nicht einer, der einfach doziert. Sondern Hattie beschreibt einen Lehrer, der sehr sensibel reagieren soll auf das, was er bei den Schülern wahrnimmt. Für ihn ist ein zentraler Punkt die Rückmeldung der Schüler an den Lehrer. Das ist der Schlüssel dafür, dass der Lehrer sinnvoll für Schüler Impulse bereitstellen kann."
Hattie: "Die größte Ressource, über die wir verfügen, sind die Lehrer. Er macht natürlich nicht allein den Unterschied. Strukturen sind nicht ganz unwichtig. Aber was "Visible Learning" an erster Stelle verlangt: Der Lehrer muss das Lernen mit den Augen des Schülers sehen. Eines der wichtigen Dinge, die wir herausgefunden haben, was den Lehrer bedeutsam macht, ist sein Einfluss auf die Einstellung der Schüler zum Lernen. Deshalb muss auch der Lehrer sich als Lernender begreifen. Ich finde, es ist faszinierend zu untersuchen, wie wir mehr Dialog in unser System bringen, in dem wir den Schülern beim Denken und Lernen zuhören."
Der Lehrer hört dem Schüler zu? Das Umgekehrte ist wohl eher Alltag in unseren Klassenzimmern. John Hattie verlangt aber noch mehr: Der Lehrer soll sogar vom Schüler lernen. Feedback ist mit einem Durchschnittswert von über 0,7 eine der erfolgreichsten Methoden im Unterricht im Verein mit Transparenz in den Lernzielen. Schüler sollen wissen, wo es im Stoff lang geht. Hinter beidem steht das Konzept einer permanenten gegenseitigen Rückmeldung zwischen Lehrern und Schülern über Lehren und Lernen.
"Das finde ich völlig richtig, zu sagen, man soll nicht mit seinen Vorurteilen rumlaufen, ich mache schon alles richtig. Sondern man sollte selbstkritisch werden, man sollte auch andere Personen in den Unterricht hineinlassen, ob das Kollegen sind, ob das Eltern sind. Also diesen Spiegel sich vorhalten lassen – diese Forderung von ihm teile ich voll. Aber ich denke nicht, dass die Bildungsforschung der geeignete Spiegel ist oder gar die Autorität beanspruchen kann, zu sagen, wir sagen dir, ob du gut oder schlecht bist."
Die Komplexität von Unterricht lässt sich nicht in ein statistisches Korsett zwängen, meint der Grundschulforscher Hans Brügelmann. Empirische Bildungsforschung ermögliche aber Fragen an die Praxis und sie könne wichtige Hinweise liefern auf Chancen und Risiken bestimmter Methoden. Patenrezepte für guten Unterricht gibt sie aber nicht, das wird auch John Hattie nicht müde zu formulieren. Unterricht, schreibt er, ist ein einzigartiges Geschehen.
"Es mag das eine oder andere Naturtalent geben. Mir hat man auch immer gesagt, du bist der geborene Lehrer und mache das doch. Aber so einfach ist das nicht."
"Ich habe Stunden damit zugebracht, mir irgendeinen Plan zu machen, aber nicht wirklich gewusst, wohin soll das führen. Da fehlte mir sehr viel pädagogisches Wissen. Man muss ja auch Klausuren vorbereiten. Und da hatte ich das Gefühl, dass mir da auch ein Händchen fehlt. Mal war die Arbeit zu leicht, dann war sie zu schwer und da den Mittelweg zu finden und das Ganze auch strukturiert aufzubauen, das war sehr schwierig."
Unterrichten ist kein leichter Job, das gilt nicht nur für diese beiden Seiteneinsteiger, die aus Wissenschaft und Wirtschaft kommend plötzlich Biologie und Mathematik an einem Gymnasium unterrichten mussten. Fachkompetenz ist nur eine von vielen Fähigkeiten, die ein Lehrer braucht. Er muss Stoff und Klasse managen und strukturieren, er muss den Inhalt spannend verpacken, damit die Schüler ihn auch lernen wollen und können, dabei ist er mit einer Vielfalt von unterschiedlichen Lerntypen und einem ganzen Sack von Unberechenbarkeiten konfrontiert. Das alles hat weniger mit Persönlichkeit und viel mit Haltung und Technik zu tun, sagt Ulrich Steffens vom Hessischen Landesinstitut für Qualitätsentwicklung.
"Es gibt die Formel: Auf den Lehrer kommt es an. Hattie variiert diese Aussage und sagt: What Teachers do matters. Und damit geht er von der Lehrerpersönlichkeit weg und lenkt den Blick auf das Lehrerhandeln. Natürlich gibt es Lehrpersonen, die geschickter oder ungeschickter sind oder die einen besseren Zugang zu Schülern haben. Aber man sollte immer im Blick behalten, dass Lehrer sein auch trainierbar ist, dass bestimmte Verhaltensweisen auch erlernbar sind. Und das ist ja auch mit eine Aufgabe in der zweiten Phase der Lehrerausbildung."
Die Studie von John Hattie führt zwangsläufig zur Stärkung der Lehrerausbildung und -weiterbildung. Gerade die Fortbildung haben aber viele Bundesländer aus finanziellen Gründen in den letzten Jahren stark zurückgefahren. Hier müsste ein Wiederaufbau erfolgen, fordert Ulrich Steffens. Für die Lehrerausbildung sieht der Sprachdidaktiker Michael Becker-Mrotzek Nordrhein Westfalen und demnächst Berlin und Brandenburg mit ihrem Ausbau an studienbegleitenden Praxisphasen auf dem richtigen Weg:
"Für mich bedeutet das, dass man noch stärker im Studium das tun muss, was Hattie von jedem Lehrer fordert, nämlich Unterricht aus der Sicht von Schülern zu machen. So muss die Lehrerausbildung die Praxis stärker berücksichtigen. Was müssen sie tun, damit Kinder motiviert lesen oder sich beim Lesen anstrengen. Da, glaube ich, müssen wir eine Menge mehr leisten, als nur so abstrakte Konzepte. Wir müssen das stärker operationalisieren und auch früher Gelegenheit geben, das auszuprobieren und anschließend auch zu reflektieren, warum hat es da geklappt und hier nicht."
Immerhin klappt es noch viel zu oft nicht. Trotz verstärkter Anstrengungen infolge der internationalen Vergleichsstudien können immer noch 20 Prozent Schüler am Ende der Sekundarstufe 1 nicht den Mindeststandards entsprechend lesen. Und Leseförderung steht auch bei John Hattie ganz oben auf der Rangliste für erfolgreiches Lernen. Hier schließt sich auch der Kreis zu den Kritikern offener Lernformen. Schwache Schüler brauchen starke Struktur und Führung im Lernen – das sagt nicht nur der neuseeländische Bildungsforscher.
"Was sich in deutschen Studien gezeigt hat, dass schwache Schüler, ob das nun beim Lesen oder beim Schreiben ist, mit sehr offenen Unterrichtsformen nicht zurecht kommen, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen und sich dann mit anderen Dingen beschäftigen und damit Lernzeit vertun und die Schere zwischen den Schülern, die erfolgreich sind und die nicht erfolgreich sind, immer größer werden."
Offene Unterrichtskonzepte können ertragreich sein, wenn die Schüler dem eigenständigen Lernen gewachsen sind und der Lehrer es gründlich vorbereitet und eng begleitet. Auch dazu gibt es Studien. Hatties Forschungsergebnisse zeigen allerdings, dass diese besonders hohen Anforderungen oft nicht umgesetzt werden.
Die neu gegründete Offene Schule Köln betont die Selbstverantwortung der Kinder beim Lernen. Gleichzeitig ist sie angetreten, alle Schüler - ob hochbegabt oder lernschwach - in ihren Möglichkeiten zu fördern. Schulleiter Hans Flinkerbusch ist sicher, dass dies auch für schwächere Schüler der richtige Weg ist.
"Es ist ein Weg, den die Lehrer zusammen mit den Schülern gehen müssen. Es ist ein Weg, den wir noch lernen müssen. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass wir in ein völliges Neuland vorstießen oder aus dem Nichts kämen. Worum es geht: Reflektierte Selbststeuerung, das ist das Bildungsziel dieser Schule, und wenn wir irgendwann da hinkommen, dann haben wir die Situation, dass der Tag ruhig, entspannt, gelassen und konzentriert abläuft."
Reflektierte Selbststeuerung - das könnte auch ein Begriff von John Hattie sein. Kein anderes Instrument erzielt im Ranking seiner Studie einen höheren Effekt, als die systematische Selbsteinschätzung von Schülern. Feedback und eine fehlerfreundliche Kultur gehören methodisch dazu. Auch dies war eine leidenschaftliche Botschaft, die der Bildungsforscher aus Melbourne nach Oldenburg mitbrachte:
"Das ist das Problem in unserem System: Wir ignorieren die Erfahrung der Schüler. Sie können sich gut selbst einschätzen. Wenn Schüler glauben, sie können es, dann können sie es. Wenn sie glauben, sie schaffen den Test gut, machen sie ihn auch gut. Ihre Aufgabe als Lehrer ist es, jedem Kind zu helfen, seine Erwartungen an sich zu übertreffen. Wie viele Lehrer können Sie nennen, die das bei Ihnen bewirkt haben?"
Nur wenige melden sich überhaupt. Am Ende seines Vortrags ist eines klar: Der Gegensatz von offen versus frontal oder Lehrer zentriert versus Schüler zentriert ist für John Hattie keiner. Er hat mit "Lernen sichtbar machen" ein doppelgesichtiges Werk vorgelegt, das nur vordergründig jeden dazu einlädt, seinen Stein des Weisen zu entnehmen. Der Empiriker Hattie zeigt, was wirkt und wo Gefahren lauern. Der Pädagoge Hattie erklärt, wie Lehrer zur besten Wirkung kommen können, und hat dabei nur eines im Sinn: den Schüler und sein Recht auf guten Unterricht.