Im Januar 2013 hat der Fanforscher Gerd Dembowski den Präsidenten des Weltfußballverbandes FIFA, Sepp Blatter, als "dämlich" bezeichnet. Blatter hatte zuvor moniert, dass Kevin-Prince Boateng, damals noch in Diensten des AC Mailand stehend, und sein Team nach rassistischen Beleidigungen ein Testspiel abgebrochen hatten. Dembowski kritisierte daraufhin scharf die "Symbolpolitik" der FIFA, bei Blatter seien viele Reden nur schöner Schein. Im Weltverband fehle es, so Dembowski, an der "antidiskriminierenden Entwicklungsarbeit".
21 Monate später sieht es so aus, als habe die FIFA sich die Kritik zu Herzen genommen. Jedenfalls hat der Weltverband nun Dembowski als "Corporate Social Responsibility Programme Manager (for Equality and Anti-Discrimination)" engagiert. Der deutsche Sozialwissenschaftler fungiert also fortan als eine Art "Anti-Diskriminierungsbeauftragter" in der Zürcher Verbandszentrale.
Anwalt der Fans wechselt die Seiten
Dieser Seitenwechsel dürfte in der Fanszene auf Argwohn stoßen. Galt Dembowski doch in den letzten 20 Jahren als politisch motivierter Journalist und Wissenschaftler. Die Ausstellung "Tatort Stadion", die er 2001 im Auftrag des Fanbündnisses BAFF kuratierte, sorgte für einen Skandal, weil sich der damalige DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder in dieser Schau als Rassist diffamiert fühlte. Auch in seinem letzten Job an der Universität Hannover, wo er über Fankulturen forschte, verstand er sich als Anwalt der Fans. Er selbst deklariert die letzten 20 Jahre als "Aktivismus und Wissenschaft".