"Beli, Beli"
Er ist der Shooting Star des serbischen Wahlkampfs. "Beli" heißt übersetzt "Der Weiße", es ist der Künstlername des Studenten Luka Maksimovic. Der Mann ist Komiker, tritt stets im weißen Anzug, selbstgestrickten Wollsocken und weißen Schuhen auf, reitet gern auf einem Schimmel, in diesem Moment fährt er in weißer Stretchlimousine vor der staatlichen Wahlkommission in Belgrad vor. Im Fernsehen erklärt er sein Ziel mit den Worten:
"Das Volk sucht einen Messias. Ich bin der Messias."
Haushoher Favorit für die Wahl ist ein anderer: Aleksandar Vucic, seit Jahren der starke Mann der serbischen Politik. Zu ihm sagt Beli: "Vucic schaut nur auf seine eigenen Interessen. Ich schaue auf mein persönliches Wohl, aber ich will auch dem Volk etwas geben."
Auf Anhieb erfolgreich
Ein wirkliches Wahlprogramm hat "Der Weiße" nicht. Trotzdem trifft er offenbar einen Nerv. Er prangert Korruption und Machtmissbrauch an, nimmt wirklich alles, selbst das schwierige Verhältnis zum Kosovo aufs Korn. Und antwortet auf die Frage, was das Ganze soll:
"Satire ist die richtige Art und Weise, all das Negative, das uns umgibt, zum Ausdruck zu bringen. Ich trete mit keiner konkreten Idee auf, wie ich etwa Serbiens Wirtschaft erneuern werde, ich beschreibe die Lage mit künstlerischen Mitteln. Seit 30 Jahren wird das Volk von der Politik ausgelacht. Es ist Zeit, dass jemand aus dem Volk die Politik auslacht. Und das haben die Menschen erkannt."
Ohne Probleme hat "Beli" die erforderlichen 10.000 Unterschriften gesammelt, um offiziell kandidieren zu können. Auch weil er schon im vergangenen Jahr bei der Kommunalwahl in seinem Heimatort Mladenovac auf Anhieb 20 Prozent der Stimmen erreichte. Die serbischen Medien stürzen sich geradezu auf ihn, auch weil der Auftritt im weißen Anzug ein historisches Vorbild hat: Tito, den legendären jugoslawischen Staatspräsidenten.
"Mein politisches Vorbild ist definitiv Genosse Tito", sagt Beli. "Er ist für mich ein Phänomen, ein Idol."
Selbst Aleksandar Vucic ist gezwungen, über den Satiriker als ernsthaften Gegenkandidaten zu sprechen:
"Ich unterschätze keinen einzigen Kandidaten", so Vucic. "Auch keinen, über den ich Scherze mache. Ich respektiere die Menschen, die ihn wählen wollen. Ihre Botschaft ist: Hey, wir sind nicht zufrieden. Es ist ein gutes Signal, wenn auch sie zur Wahl gehen. Ein Signal, dass wir alle gemeinsam beginnen, die Dinge zu verändern."
Absurdität trifft auf Realität
Noch liegt Vucic in Umfragen mit über 50 Prozent uneinholbar vorn. Der Satiriker Beli kommt je nach Umfrage auf drei bis elf Prozent. Das könnte reichen, um Vucic im Feld der zwölf Bewerber zumindest in eine Stichwahl zu zwingen, sagt der Meinungsforscher Srecko Mihajlovic:
"Wir sind Zeugen des kometenhaften Aufstiegs eines Anti-Politikers. Er wirkt als Katalysator für die ganze Abscheu gegenüber den etablierten Politikern."
Und was sagen die Leute auf der Straße zu "Beli"?
"Zum Teil finde ich ihn sympathisch, weil die Absurdität, die er beschreibt, der Realität entspricht. Gleichzeitig ist er mir unsympathisch, denn: was will er ernsthaft erreichen?"
"Er wird nützlich sein", meint sie. "Viele, denen seine Art von Humor gefällt, fangen wenigstens an, über Politik nachzudenken."
"Ich bin nicht von ihm begeistert", meint dieser Mann. "Das ist doch nur Jux, keine Politik."
Klar ist: ein weißgekleideter Komiker mischt den Wahlkampf in Serbien kräftig auf und lehrt Alexandar Vucic, wenigstens ansatzweise, das Fürchten.