"Kompliziert bauen kann jeder. Die Einfachheit bestimmt unser Tun."
Nach dieser Maxime handelte der sowjetische Raketenkonstrukteur Sergej Koroljow. Bis zu seinem Tod konstruierte er eine ganze Reihe genial einfacher und damit sehr robuster Raketen und Raumschiffe. Mit einer dieser Raketen begann die Weltraumfahrt: Im Oktober 1957 schossen die Sowjets Sputnik 1 in die Erdumlaufbahn, den ersten künstlichen Satelliten.
Die piepsende Kugel demonstrierte der Welt, dass nicht Amerika, sondern die Sowjetunion im Weltraum vorne lag. Ein grandioser Triumph mitten im Kalten Krieg, allerdings nicht für den Konstrukteur. Denn Sergej Koroljows Name war weder in seiner Heimat noch im Ausland bekannt. Während Wernher von Braun, der Chef der NASA-Raketenentwicklung, schnell zu einer Art Popstar wurde, blieb sein mindestens genauso erfolgreicher sowjetischer Widersacher ein Phantom, erklärt Gerhard Kowalski, Autor zahlreicher Bücher über die russische Raumfahrt:
"Die Diskussion um seinen Namen kam erst auf mit Sputnik 1. Dort sollte er für den Nobelpreis vorgeschlagen werden. Und da wurde Chruschtschow gefragt, wer denn nun den Sputnik geschaffen hat. Und da hat er dem Komitee, das den Nobelpreis vorgeschlagen hat, geantwortet: Der Schöpfer des Sputnik 1 ist das gesamte sowjetische Volk. Und Koroljow hat sich darüber sehr, sehr, sehr geärgert."
Unter Stalin in den Goldtagebau verannt
Sergej Koroljow kam 1907 in einem kleinen Ort in der Ukraine auf die Welt. Er interessierte sich für die Fliegerei, besuchte eine Technische Universität und war danach im Flugzeugbau tätig. Doch zwei Jahrzehnte vor dem Sputnik-Start schien seine Karriere schon vorbei zu sein, bevor sie richtig begonnen hatte.
Gerhard Kowalski:
"Er hat in so einem Institut gearbeitet, ist dort 1938 verleumdet worden, von einem kleinen neidischen Ingenieur, ist dann in Stalins Gulag gekommen auf die Halbinsel Kolyma, hat dort in einem Goldtagebau arbeiten müssen. Man hat sich aber Gott sei Dank an ihn erinnert, Tupolew hat sich an ihn erinnert, der brauchte ihn. Tupolew - auch Gefangener von Stalin, aber in einem Konstruktionsbüro durfte er arbeiten, hat Koroljow kommen lassen, hat ihn nach Moskau geholt, und dort hat er gearbeitet an Beschleunigungsraketen für Flugzeuge."
"Er hat in so einem Institut gearbeitet, ist dort 1938 verleumdet worden, von einem kleinen neidischen Ingenieur, ist dann in Stalins Gulag gekommen auf die Halbinsel Kolyma, hat dort in einem Goldtagebau arbeiten müssen. Man hat sich aber Gott sei Dank an ihn erinnert, Tupolew hat sich an ihn erinnert, der brauchte ihn. Tupolew - auch Gefangener von Stalin, aber in einem Konstruktionsbüro durfte er arbeiten, hat Koroljow kommen lassen, hat ihn nach Moskau geholt, und dort hat er gearbeitet an Beschleunigungsraketen für Flugzeuge."
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs reiste Sergej Koroljow durch Deutschland, um die Reste der Raketenproduktion des Dritten Reichs zu inspizieren. In Cuxhaven wohnte er dem Versuchsstart einer deutschen V2-Rakete durch die Briten bei – und erkannte sofort etliche Schwächen der deutschen Konstruktion. Er wandte sich der Entwicklung eigener Raketen zu und baute im Laufe der Jahre die inzwischen legendäre Sojus.
Am 12. April 1961 trug diese Rakete Juri Gagarin ins All – er kreiste als erster Mensch einmal um die Erde. Die Sojus wurde seitdem zwar ein wenig weiterentwickelt, aber noch heute fliegen die Kosmonauten zur Internationalen Raumstation mit Koroljows Rakete – schon fast zweitausend mal ist eine Sojus ins All gestartet und hat Menschen oder Satelliten in die Umlaufbahn gebracht.
Gerhard Kowalski:
Korolojow ist sozusagen der Schöpfer der modernen russischen Raumfahrt, der sowjetischen Raumfahrt. Alles, was heute ist, ist noch praktisch unter Koroljow geschaffen worden. Und seitdem herrscht Stillstand. Nachdem das Mondprogramm nicht geklappt hatte, haben die Russen ihren ersten Platz in der Raumfahrt verloren und den haben sie bis jetzt nicht wieder eingeholt.
Korolojow ist sozusagen der Schöpfer der modernen russischen Raumfahrt, der sowjetischen Raumfahrt. Alles, was heute ist, ist noch praktisch unter Koroljow geschaffen worden. Und seitdem herrscht Stillstand. Nachdem das Mondprogramm nicht geklappt hatte, haben die Russen ihren ersten Platz in der Raumfahrt verloren und den haben sie bis jetzt nicht wieder eingeholt.
Posthume Ehre durch die UdSSR
Es ist müßig zu spekulieren, ob der Wettlauf zum Mond anders geendet hätte, wäre Sergej Koroljow nicht am 14. Januar 1966 bei einer Krebsoperation gestorben. Unmittelbar nach seinem Tod wurde der Name öffentlich bekannt und Koroljow bekam mit viel Pomp ein Grab an der Kreml-Mauer in Moskau. Zur Zeit bemüht sich Russland, endlich eine neue Rakete zu entwickeln – doch auch nach einem halben Jahrhundert ist ein Nachfolger für Sergej Koroljow nicht in Sicht, erläutert Gerhard Kowalski:
Gerhard Kowalski:
"Er war verantwortlich für das gesamte Programm, er war der Organisator, er war der Inspirator, er war teilweise Chefkonstrukteur, war ein Universalgenie und mit ihm ist sozusagen die russische Raumfahrt, die sowjetische Raumfahrt 1966 gestorben."
"Er war verantwortlich für das gesamte Programm, er war der Organisator, er war der Inspirator, er war teilweise Chefkonstrukteur, war ein Universalgenie und mit ihm ist sozusagen die russische Raumfahrt, die sowjetische Raumfahrt 1966 gestorben."