"Als Kind aus dem Getto träumte ich nicht von Geld, sondern von Ruhm. Ich wollte bekannt sein. Die Leute sollten mich sehen und sagen, da kommt O.J.!"
Es geht um so viel mehr als American Football. Es geht um Ruhm, verletzte Ehre, Heldenstatus, Verbrechen - und Hautfarbe.
"Ungerechtigkeit, Rassismus, Hass."
Footballspieler O.J. Simpson - ein schwarzer Superstar in einer von Weißen dominierten Sportart.
"O.J. sagte, er möchte nicht aufgrund seiner Hautfarbe beurteilt werden, sondern aufgrund seines Charakters und vor allem seines Könnens."
"Eine lebende Legende"
Einfach O.J. sein - wenn das nur so einfach wäre. Ist es nicht. Das zeigt die herausragende Doku-Serie "O.J.: Made in America" in siebeneinhalb fesselnden Stunden. Aufstieg und Fall. Tragisch, aufrüttelnd. Immer noch. Auch im heutigen Amerika.
"An der University of Southern California gibt es eine lebende Legende und beim Homecoming wollen alle nur darüber reden, über O.J. Simpson."
Simpson, schon als Jugendlicher ein gefeierter Superstar. Seine Profikarriere verläuft erfolgreich, aber ohne den großen Titelgewinn und mit vielen Verletzungen. Nach zehn Jahren muss er aufhören. Als Werbefigur, Kommentator und Schauspieler verdient er weiter Millionen, ist Frauenheld - und immer wieder gewalttätig.
Kleinteilig und genauestens recherchiert
Und dann - natürlich - der aufsehenerregende Mordprozess, dafür ist er heute am bekanntesten. Simpson wird angeklagt, seine Ehefrau Nicole brutal ermordet zu haben. Die Indizien sind erdrückend - und trotzdem wird er freigesprochen. Die Serie schildert all das und so viel mehr. Kleinteilig und genauestens recherchiert. Bevor überhaupt das erste Mal der Gerichtssaal zu sehen ist, sind drei Stunden vergangen.
Die These: Sport und Gesellschaft, Glamour und Gewalt, Verurteilung und Freispruch - alles hängt im modernen Amerika mit der Frage nach Rasse, Hautfarbe und der Geschichte jahrzehntelanger Unterdrückung zusammen. O.J. Simpson - ein Musterbeispiel dafür:
"Er wurde von der weißen Gesellschaft verführt - und das meine ich ernst!"
Amerika ist gespalten
Serienmacher Ezra Edelman überzeugt mit seiner Argumentation. Gerade noch sehen wir O.J. Simpson mit dem Ei unter dem Arm übers Feld rennen, dann harte Blende - und plötzlich liegt ein schwarzer Demonstrant am Boden und wird von vier Polizisten niedergeknüppelt.
"Das Wort 'Schwarz' stammt aus dieser Zeit. Die Schwarzen auf der Straße sagen, dass der Neger gestorben ist und der Schwarze lebt."
Von den Watts-Unruhen Mitte der 60er-Jahre über den "schwarzen" Boykott der Sommerspiele 1968 bis hin zu den L.A.-Riots Anfang der 90er erzählt die Doku-Serie parallel zur Biografie von O.J. Simpson. Nie zufällig, sondern immer zusammenhängend. Ezra Edelman hat 72 Interviews geführt - mit Weggefährten, Freunden, Feinden, mit Prozessbeteiligten, wie Staatsanwältin Marcia Clark oder Simpson-Anwalt F. Lee Bailey.
"Dieser Prozess betraf die Rassenkonflikte in L.A., ich hatte nicht geahnt, welchen Einfluss er auf das Thema im ganzen Land hat."
Ein Prozess als Show, als Entscheidung für Weiß oder Schwarz, für schuldig oder nicht schuldig. Die Serie zeigt ein zutiefst gespaltenes Amerika, in dem Gerechtigkeit längst keine Frage der Beweise mehr ist. Am Ende sprach die Jury O.J. Simpson nach 267 Verhandlungstagen mit 1100 Indizien in nur wenigen Stunden frei. Er kam 2008 trotzdem ins Gefängnis: bewaffneter Raubüberfall. Made in America.
"Er war so viel größer als wir. So viel größer."
Am 07. Juli läuft O.J. Simpson - Made in America um 20.15 Uhr auf ARTE