Ulrich Zink steht vor einer Grundschule im Berliner Bezirk Pankow und blickt an der Fassade empor. "Das ist eine wunderschöne Klinkerfassade mit Schmuckteilen, die wir saniert haben."
Der Architekt hat das um 1885 erbaute ehemalige Gemeindehaus über die vergangenen Jahre dämmen lassen, um Heizkosten und Energieverluste einzusparen. Weil die Fassade jedoch denkmalgeschützt ist, konnte er nicht wie sonst üblich außen dicke Dämmplatten anbringen.
"Das ganze Gebäude ist hoch energetisch hoch weiterentwickelt, das heißt, wir haben jetzt ein Fast-Null-Energie-Denkmal mit Innendämmung."
Die Fassade darf nicht "verhunzt" werden
Wenn Gebäude mit historischen Fassaden aus Klinkerelementen, Stuck oder Holz-Fachwerk gestaltet sind, ist die Innendämmung häufig die einzige Möglichkeit, sie gegen Hitze oder Kälte zu isolieren.
"Im Wesentlichen konzentriert sich das auf historische Gebäude, wo Sie die Fassade nicht verhunzen können."
Auch, wenn man an eine Außenwand nicht herankommt oder ein nicht beheiztes Nachbargebäude angrenzt, kann Innendämmung nötig werden. Die ist allerding wesentlich komplizierter anzubringen als eine Außendämmung. Es entstehen leichter Wärmebrücken, also Stellen, an denen Wärme verloren geht. Dringt dort zu viel Kälte nach innen, drohen Feuchtigkeit und Schimmel. Außerdem ist die Außenfassade anfälliger für Nässe und Frost, wenn Feuchtigkeit nicht mehr nach innen abgegeben werden kann und keine Wärme mehr in die Fassade fließt. Auch die Dämmung der Fenster muss angepasst werden.
"Deswegen sage ich in der Regel: Erst muss man gucken, was das Gebäude für einen Zustand hat und welchen Baustoff es hat, und an der Stelle muss man dann gucken, welche Innendämmsysteme für dieses Gebäude wirklich gehen."
Alle Elemente des Hauses aufeinander abstimmen
Ulrich Zink hat in der Pankower Schule gleich mehrere Dämmmaterialien verwendet und alle Elemente des Hauses genau aufeinander abgestimmt. Fachleute aus der ganzen Welt kommen nach Berlin, um sich die Dämmung anzusehen.
"Hier ist eine Kiste, in denen wir die Muster haben, die wir eingebaut haben."
Klassische Stoffe wie Calciumsilikat gehören dazu. Sie dämmen aber nicht besonders stark und nehmen vom Innenraum viel Platz weg. Zink hat für die Dämmung der Wände deshalb auf eine neuere Entwicklung gesetzt.
"Das ist eine VIP-Platte, ein Vakuumisolationspanel, das ist zehnmal besser als jedes klassische Dämmsystem. Dafür braucht man dann auch weniger Platz."
Das Bauhaus-Gebäude in Dessau
Dass hier innen gedämmt wurde, fällt dem, der es nicht weiß, nicht auf. Allerdings gibt es auch Gebäude, für die selbst eine so behutsame Innendämmung nicht infrage kommt. Das berühmte Bauhaus-Gebäude von Walter Gropius in Dessau ist so ein Fall. Das 1925 bis 1926 errichtete Gebäude ist mit einem prägnanten Stahlbetongerüst ausgestattet, deren Pfeiler auch innen sichtbar sind.
"Und die strukturieren ganz stark den Charakter der Räume und dieses Gebäudes. Und wenn Sie sich vorstellen, dass Sie um jeden von diesen Unterzügen und Pfeilern in der Außenwand einen Wärmedämmung innen herumwickeln, dann verändert das den Charakter dieser Räume komplett."
Monika Markgraf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Bauforschung und Denkmalpflege des Bauhauses und war mit der Sanierung des Gropius-Baus betraut. Die Bauhaus-Mitarbeiter entschieden, dass die Denkmalpflege des UNESCO-Welterbes Vorrang vor der Dämmung hat. Statt der Wände isolierten sie das Dach, ausgewählte Glasfassaden und Fenster. Und sie haben noch eine andere Lösung gefunden, um den Energieverbrauch des Gebäudes zu drosseln.
"Wir haben die Nutzung angepasst, wir haben eine Nutzungsverlagerung innerhalb des Gebäudes vorgenommen."
So befinden sich im komplett verglasten Werkstattflügel, der nicht saniert werden konnte, heute keine Arbeitsräume mehr. Die Mitarbeiter sind in einem anderen Flügel gezogen, der sich mit weniger Verlusten heizen lässt.