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Sexualisierte Gewalt im Sport
"Mein Trainer hat mich missbraucht"

Vor fast 40 Jahren hat ihn sein Fußballtrainer missbraucht. Erst vor wenigen Jahren hat er sich seiner Freundin anvertraut. Zusammen mit anderen Betroffenen hat Ralf Zitzmann nun am EU-weiten Forschungsprojekt Voice zu sexualisierter Gewalt im Sport teilgenommen. "Es ist gut, darüber zu reden", sagte Zitzmann im DLF.

Ralf Zitzmann im Gespräch mit Andrea Schültke |
    Ein Fünfjähriger steht verzweifelt in einem Tunnel
    Viele Opfer sexualisierter Gewalt wagen nicht oder erst spät, über das Erlebte zu reden. (imago/Roland Mühlanger)
    Schon mit fünf Jahren hat Ralf Zitzmann Fußball gespielt, bei einem großen Verein in Hamburg. Fußball war im enorm wichtig - bis zu seinem 14. Lebensjahr: Dann wurde er von seinem Trainer sexuell missbraucht und beschloss kurz darauf, mit dem Fußball aufzuhören. Seltsamerweise habe damals keiner näher nachgehakt, warum er seine große Leidenschaft so einfach aufgeben wollte. Und auch Ralf Zitzmann schwieg. Jahrzehntelang.
    Anderen Mut machen, darüber zu reden
    Erst vor wenigen Jahren hat er sich mit seiner Geschichte seiner Freundin anvertraut und macht nun eine Therapie. Es sei gut, über das Erlebte zu reden, sagt er. "Noch besser wäre es gewesen, früher darüber zu reden - zum einen für mein Seelenheil", so Zitzmann. Zum anderen, um den Täter zu stoppen. Ralf Zitzmann weiß von einer Anzeige eines anderen Schülers gegen seinen ehemaligen Trainer - aber nicht, was daraus geworden ist.
    "Es wäre einfach gut, solche Menschen zu stoppen", sagte der heutige Musikproduzent aus Hannover in der Sendung Sport am Sonntag. Außerdem sei es wichtig, andere Betroffene zum Reden zu ermutigen. Vor allem deshalb hat Ralf Zitzmann beim EU-weiten Forschungsprojekt Voice mitgemacht - genauer gesagt bei einem ganz speziellen Hearing im Rahmen dieses Projekts: Fünf ehemalige Sportlerinnen und Sportler berichteten über ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt im Sport - vor rund 50 ausgewählten Gästen, darunter u.a. Funktionsträger aus den Bereichen Sport und Sportpolitik sowie Vertreter von Opferschutzverbänden.
    Studie zum Ausmaß sexualisierter Gewalt im deutschen Sport
    Wie kann sexualisierte Gewalt in Sportvereinen entstehen? Um das zu verstehen, "helfen einfach die Berichte von Betroffenen", erklärte Projektleiterin Bettina Rulofs. Auch um zu sehen, "welche Strukturen und Bedingungen im Sport dazu führen, dass Übergriffe stattfinden und auch verdeckt werden."
    Unter Leitung der Sportsoziologin von der Deutschen Sporthochschule Köln ist im vergangenen Jahr bereits eine Studie erschienen, in der zum ersten Mal das Ausmaß sexualisierter Gewalt im deutschen Sport deutlich wurde: Ein Drittel der befragten Athleten hatten schon einmal sexualisierte Übergriffe erlebt.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.