Der italienische Mondadori-Verlag, dessen Mehrheitsanteile Silvio Berlusconis Holding Fininvest gehören, will die RCS Mediengruppe aufkaufen. Damit würde Berlusconi das größte Buchimperium Europas schaffen. Doch sein Interesse dürfte nicht nur auf dem Buchmarkt liegen.
Die Übernahme von RCS durch Mondadori sieht auf den ersten Blick nicht gerade nach einem wirtschaftlich intelligenten Deal aus. Im Gegenteil. RCS-Mediagroup ist mit knapp 500 Millionen Euro verschuldet und hat einen Umsatz von nur 216 Millionen Euro. Das Verlagshaus Mondadori, Italiens größter Buchverlag, will nun RCS aufkaufen. Für rund 150 Millionen Euro. Die Verlagsleitung von RCS prüft derzeit das Angebot.
Aber den Eigentümern von Mondadori, die Familie des Medienzaren Silvio Berlusconi, geht es nicht nur um Schulden und wirtschaftliche Vorteile - auch wenn zur RCS-Gruppe neun hoch angesehene Verlage gehören. Berlusconi hat anderes im Sinn, meint Pierluigi Bersani, führender Sozialdemokrat und stärkste politische Stimme gegen die Verlagsübernahme:
"Ich glaube nicht, dass Berlusconi jetzt plötzlich sein Interesse am Buchmarkt hervorkehrt. Es geht doch darum, das zu RCS auch die Zeitung "Corriere della sera" sowie die viel gelesene "Gazzetta dello Sport" gehört, zwei der einflussreichsten Printmedien Italiens. Da besteht ein großes Interesse daran, diese einflussreichen Blätter zu kontrollieren. Das geht nun wirklich nicht!"
Mondadori könnte mit der Übernahme von RCS seine ohnehin schon große Position als Marktführer im italienischen Verlagswesen ausbauen. Berlusconis Marktanteil im Buchwesen würde von 26 auf 40 Prozent steigen. Damit könnte das Medienimperium des ehemaligen Regierungschefs seine Position gegenüber dem großen Verlagskonkurrenten Feltrinelli enorm ausbauen.
Führende Intellektuelle wollen Übernahme verhindern
Ausbauen will man auch in Sachen TV die Marktpräsenz. Gerade eben wurde ein Kaufangebot für die Sendemasten des Staatsfernsehens RAI lanciert. Ziel ist es, sich die gesamte Fernsehinfrastruktur zu sichern. Doch die linke Regierung versucht das zu verhindern. Verkauft werden höchstens, so Regierungschef Matteo Renzi, 49 Prozent aller Sendemasten.
Um solche kostspieligen Projekte zu finanzieren, hat die Familie Berlusconi vor einigen Wochen bereits eine fast 8-prozentige Beteiligung an ihrer TV-Gruppe Mediaset, Italiens größtem privaten Fernsehanbieter, verkauft. Jetzt verfügt der Medienzar über liquide 380 Millionen Euro. Gleichzeitig wird eine Kapitalaufstockung bei Mondadori nicht ausgeschlossen - Geld für Sendemasten und die Übernahme von RCS gibt es also genügend. Eine Übernahme, die, gerade weil sie von Berlusconi angepeilt wird, einen unangenehmen Beigeschmack hat. Das Stichwort lautet "Lodo Mondadori". Dazu der investigative Starjournalist Marco Travaglio:
"Absurd ist der Umstand, wie Berlusconi Eigentümer von Mondadori wurde: durch Richterbestechung. In diesem Fall wurde der Medienzar zur Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 560 Millionen Euro verurteilt, zu zahlen an den Unternehmer De Benedetti, der vor Gericht wegen der Übernahme von Mondadori durch Berlusconi geklagt und zunächst verloren hatte."
Soll jetzt ausgerechnet dieser Berlusconi auch noch Herr über die RCS-Verlagsgruppe werden? Nein, sagen führende Intellektuelle und unterzeichneten einen Appell - darunter Autor wie Umberto Eco und Literaturnobelpreisträger Dario Fo.