
"Wir tun uns immer noch schwer, an den Tod der Soldaten zu erinnern und derer zu gedenken, was mit der Verarbeitung der Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu tun hat", sagte Hettling, Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Halle-Wittenberg, im Deutschlandfunk. Das zeige sich besonders an der Art der deutschen Kriegsdenkmäler, wie beispielsweise dem Berliner Bendlerblock oder dem neu errichteten "Wald der Erinnerung".
Erstens seien diese Orte oft der Öffentlichkeit entzogen – ganz im Gegensatz zu anderen Staaten, wo Kriegsdenkmäler an hochpolitischen, zentralen Plätzen stünden. Zweitens hätten die deutschen Denkmäler durch die Nennung der Namen immer einen sehr persönlichen Charakter und zielten damit vor allem darauf ab, dem Trauerbedürfnis der Angehörigen gerecht zu werden.
Drittens beobachte er, sagte Hettling, dass die Denkmäler immer ohne vorhergehende öffentliche Diskussion entworfen und errichtet würden. Das Verteidigungsministerium und die Parteien versuchten so, einen ernsthaften und kontroversen Diskurs zu unterbinden. Die Denkmäler würden der Bevölkerung vorgesetzt nach dem Motto: "Seid zufrieden, aber diskutiert nicht darüber", erklärte Hettling. Er sehe darin eine "verpasste Chance".
Durch Rituale an den Denkmälern, wie sie in anderen Ländern Usus seien, könne man dafür sorgen, dass die Erinnerung an gefallene Soldaten mit jeweiligen aktuellen Situation in Verbindung gebracht werde. So könne ein Gefühl für den "Preis der Freiheit" entstehen, für die diese Soldaten gekämpft hätten. Andernfalls seien die Denkmäler – wie aus seiner Sicht vielfach in Deutschland zu beobachten – "nur noch versteinerte Geschichte".
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