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Solheim Cup
Golferinnen hoffen auf Anschub in Deutschland

Der Wettkampf zwischen den besten Profi-Golferinnen aus den USA und Europa wird zum ersten Mal in Deutschland ausgetragen. Die Veranstalter des Solheim Cups und die beiden deutschen Spielerinnen im Team - Sandra Gal und Caroline Masson - hoffen auf einen Schub für die Sportart in Deutschland.

Von Jürgen Kalwa |
    Die deutsche Golferin Sandra Gal
    Die deutsche Golferin Sandra Gal (imago Sportfoto / ZUMA Press)
    Ein großes Ereignis hat eine besondere Einstimmung verdient. Zum Beispiel eine popmusikalische Hymne wie diese: Das Lied der schwedischen Gesangsgruppe Trinity trägt den Titel "Unforgettable". Auf Deutsch: Unvergesslich.
    Ehrlicherweise kann man etwas nur dann vergessen, wenn man überhaupt weiß, dass es das gibt. Womit man beim Solheim Cup schon ziemlich nahe dran ist am eigentlichen Problem. Wer weiß schon - abgesehen von jenen etwas mehr als einer halben Million Amateurgolfspielern in Deutschland -, um was es sich hier eigentlich handelt?
    "Das Adrenalin geht einfach nur hoch"
    Dabei ist es einfach, wie Sandra Gal aus Leichlingen sagt. Sie ist 30 Jahre alt, Platz 41 der Weltrangliste und seit vielen Jahren in den USA eine feste Größe auf der Profi-Tour, genannt LPGA.
    "Für mich war es das größte Damen-Turnier, das ich je gespielt habe. Von der Atmosphäre, vom Druck her. Das Adrenalin geht einfach nur hoch. Man spielt für mehr. Man spielt für den Kontinent. Man spielt fürs eigene Land. Für die Fans, die da sind. Alles ist einfach noch mal hochgeschraubt", sagt Gal.
    Golf ist zwar eine Individualsportart, aber der Solheim Cup ist ein Mannschaftswettbewerb. Ein Duell, das alle zwei Jahre abwechselnd in den USA und in Europa stattfindet. Drei Tage lang fighten dann die besten Amerikanerinnen mit den besten Europäerinnen. Was Caroline Masson aus Gladbeck, 26 Jahre alt und ebenfalls inzwischen hauptsächlich in den USA unterwegs, vor zwei Jahren in Colorado erlebt hat. Da stand sie zum ersten Mal im Team, das die sehr viel höher eingeschätzten Amerikanerinnen mit 18:10 geradezu deklassierte. Ein Highlight ihrer Karriere.
    "Emotional war natürlich der Solheim-Cup-Sieg superhoch einzuschätzen. Einfach, weil es eine coole Woche ist. Es ist ein Teamevent. Es ist natürlich ganz anders als jede andere Woche, als jedes andere Turnier, was wir spielen", sagt Masson.
    100.000 Zuschauer erwartet
    Die Begeisterung der Spielerinnen schwappt andernorts jedes Mal auch aufs Publikum über. Ob dies auch in Deutschland so ist, wird man in ein paar Tagen herausfinden. Das Turnier beginnt am Freitag in St. Leon-Rot bei Heidelberg, wo man mit insgesamt 100.000 Zuschauern rechnet.
    "Als wir die Fußball-WM hatten, stand das ganze Land Kopf, und alle fanden es supercool, egal ob Fußball-Fans oder Nicht-Fußball-Fans. Ich glaube, dass der Solheim-Cup an sich wirklich das Potenzial hat, so etwas ähnliches zu bewerkstelligen. Einfach weil die Emotionen riesig sind. Das perfekte Turnier, um vielleicht etwas in Gang zu bringen."
    Perfekt zunächst einmal, was die Regeln angeht: Das liegt am Spielformat, das Matchplay genannt wird - auf Deutsch: Lochwettspiel. "Man muss eigentlich kein Golfer oder kein Golf-Fan sein, um den Solheim Cup cool zu finden. Aufgrund des Formats und aufgrund der Emotionen."
    Reizvoll auch: die Rolle der Team-Verantwortlichen, genannt Captain. Für die USA ist es diesmal Juli Inkster, zweifache US-Open-Gewinnerin, und für Europa Carin Koch, die in ihrer Karriere zwar lange nicht so erfolgreich war, aber aus der schwedischen Golfschule stammt. Aus einem Land, in dem die Sportart einen hohen Stellenwert genießt, obwohl man nur knapp zehn Millionen Einwohner hat und sehr lange Winter.
    Wichtige Spielerinnen aus der Weltrangliste fehlen
    Als Captain entscheidet man übrigens unter anderem über die sogenannten Wild-Cards - so kam Caroline Masson diesmal in die Mannschaft - und man stellt die Zweier-Gespanne zusammen, die an den ersten beiden Tagen 16 der insgesamt 28 Punkte ausspielen. Um die richtigen Kombinationen zu finden, braucht man Feingefühl und Psychologie. Nicht zu vergessen einen Sinn für Taktik. Eine Herausforderung, wie Koch vor kurzem im Interview mit dem britischen Fachmagazin "Golfing World" zugab: "Da ist mehr los, als ich dachte. Zum Beispiel das Interesse der Medien. Das ist größer denn je und toll für die Veranstaltung. Aber es hat mich auch ein bisschen überrascht."
    Die besondere Stimmung des Turniers hat unter anderem auch damit zu tun, dass die Golferinnen nicht um Preisgelder spielen, sondern nur um die Ehre. Obendrein geben sie ihre Egos in der Umkleidekabine ab, wenn sie für ihr Heimatland spielen oder einen ganzen Kontinent.
    Dennoch hat der Solheim Cup einen Webfehler. Denn tatsächlich fehlen in St. Leon-Rot unter anderem sechs der besten zehn der Weltrangliste. Warum? Im Golf der Frauen dominieren seit Jahren Spielerinnen aus Asien und zwar vor allem aus Südkorea. Einen Mannschaftwettbewerb, der sie integriert, gibt es bei den Frauen nicht.