Harald Freyberger, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uni Greifswald, ist einer der federführenden Wissenschaftler der Studie. Am Mittwoch wird der Dopingopferhilfeverein über den aktuellen Stand informieren.
"Die erste Erkenntnis ist, dass es eine Kerngruppe von sehr geschädigten Menschen gibt, die sich sehr früh mit der Thematik befassen mussten", sagte Freyberger in der Sendung Sport am Sonntag.
Viele hätten jahrzehntelang ihre erlittenen Schäden verleugnet. "Viele sind jetzt erst ermutigt worden, sich zu melden. Das ist etwas sehr charakteristisches, das wir in sehr vielen Opfergruppen sehen."
Weitere Betroffene ermutigen
Anhand der Daten könne man davon ausgehen, dass ungefähr 20 Prozent der Betroffenen Gegenstand von gewaltbezogenen oder auch sexuellen Missbrauchserfahrungen durch ihre Trainer oder Sportmediziner geworden seien - mit gravierenden Folgen: "Das hat bei gut 50 Prozent der Menschen, die wir bisher untersucht haben, psychische Langzeitschäden ganz unterschiedlicher Art zur Folge." Posttraumatische Belastungsstörungen würden dabei jedoch nicht dominieren. "Die wichtigsten Themen der Betroffenen sind somatoforme Beschwerden, vor allem Schmerzdepressionen und Angsterkrankungen."
Grundsätzlich zeichne sich in den vorhandenen Daten ab: "Je früher die Betroffenen in das DDR-Staatsdoping-System integriert wurden, umso gravierender sind die Schäden. Freyberger hofft, dass mit den Erkenntnissen der Studie nun auch die große Masse der 8.000 – 13.000 schweigenden Opfer ermutigt werden kann, über ihre Erlebnisse zu sprechen.
Außerdem solle ein Beitrag zur die Aufklärung der professionellen medizinischen Community geleistet werden. "Ich hoffe auch, dass es den Betroffenen dabei hilft, für ihre erlittenen Schäden in angemessener Weise entschädigt zu werden."
Das gesamte Gespräch können Sie sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.