Thomas de Maizière rief noch einmal die aus seiner Sicht enttäuschende Medaillenausbeute der Olympischen Winterspiele in Sotschi in Erinnerung. Man laufe Gefahr, den Anschluss an die Weltspitze zu verlieren.
„Wir stehen am Scheideweg. Entweder gehen wir allmählich immer mehr ins Mittelmaß. Mit sinkender Tendenz, überdeckt durch einige herausragende Einzelsportler. Oder wir finden den Weg zurück in die Spitzengruppe der großen Nationen der Welt, wo wir als Spitzensportnation hingehören."
Werbung für Olympische Spiele
De Maizière warb wiederholt für eine Reform der Spitzensportförderung. Im März soll ein Ausschuss mit der Arbeit beginnen. Das Konzept soll bis Olympia 2016 in Rio stehen. Eine Umsetzung könne allerdings bis 2024 oder 2028 dauern. Genau in diesem Zeitraum will der Deutsche Olympische Sportbund die Spiele nach Deutschland holen. De Maizière stellte sich unkritisch hinter die geplante Olympiabewerbung.
„Ich glaube, Olympische Spiele sind eine einmalige Möglichkeit und Chance der Welt unser Land so zu präsentieren, wie wir sein wollen: fröhlich, leistungsorientiert, patriotisch und weltoffen."
Zum undurchsichtigen Bewerbungsverfahren des DOSB etwa hörte man von de Maizière nichts. Stattdessen Lob für Olympia. De Maizière widmete diesem Thema einen großen Teil seiner Rede. Das gefiel nicht jedem.
Kritik an den Inhalten
„Ich habe mich bei den zwölf Minuten wirklich gefragt, reden Sie hier zu Olympia oder reden Sie hier zu dem 13. Sportbericht der Bundesregierung."
So der Grüne Özcan Mutlu. Mutlu kritisierte, dass der Bund zu wenig Einfluss auf die Sportverbände ausübe und sie mit wichtigen gesellschaftlichen Themen allein ließe. Die Autonomie des Sports sei wichtig, aber:
„Der organisierte Sport braucht nicht nur die finanzielle Unterstützung durch die Politik. Vielmehr braucht er auch unsere Anregungen und Denkanstöße. Die Ergebnisse der Weltsportministerkonferenz MINEPS, die hier in unsere Hauptstadt stattgefunden hat, sind hierfür eine gute Basis. Nun muss die Bundesregierung auf dieser Grundlage weniger reden mehr handeln."
Auf der Weltsportministerkonferenz 2013 war auf Initiative Deutschlands die sogenannte Berliner Erklärung verabschiedet worden. Ein Wegweiser für die künftige nationale und internationale Sportpolitik, hieß es. Darin enthalten: Empfehlungen zum Beispiel zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, zur Bewahrung der Integrität des Sports und zur Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen. Im Sportbericht findet sie mehrfach lobende Erwähnung. Doch vom Stand der Umsetzung hört man bisher wenig. Um den zu erfragen, haben die Grünen der Bundesregierung nun einen umfangreichen Fragenkatalog zugesandt.
Defizite verschwiegen?
Der Bund betreibe in vielen Bereichen Schönfärberei, kritisierte André Hahn den vorgelegten Sportbericht. Unübersehbare Defizite würden verschwiegen, offene Fragen nicht beantwortet, betonte der sportpolitische Sprecher der Linken.
„Vieles von dem, was vor vier Jahren beschlossen wurde, ist nicht erfüllt. Die Olympiabewerbung von München für 2018 ist gescheitert. Ein Anti-Doping-Gesetz ist immer noch nicht beschlossen; es gibt jetzt immerhin einen Referentenentwurf. Der Zugang von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen, mit Migrationshintergrund sowie aus sozial schwachen Familien zum Vereinssport liegt weiter deutlich unter dem Durchschnitt. Die sportliche Infrastruktur und die Situation der Sportstätten sind kaum besser, sondern vielerorts sogar noch schlechter geworden."
Eine ausführliche Debatte darüber wäre wichtig gewesen. Doch Probleme diskutiert man nicht gern, wenn man Begeisterung für Olympia wecken will.