Gut eine Stunde vor Sendungsbeginn veröffentliche Henryk M. Broder einen Eintrag auf "Die Achse des Guten", einem politischen Blog, den er und andere Publizisten betreiben. "Münchner Runde: Claudia Roth lässt Henryk Broder ausladen" überschreibt er seinen Text. Und führt aus: Vergangenen Freitag sei er vom BR per Mail ein- und am Montag wieder ausgeladen worden. Auf seine Nachfrage hin habe die verantwortliche Redakteurin geschrieben, "der Grund ist Frau Roth". Leider wisse sie, so die BR-Mitarbeiterin, "immer noch nicht, was zwischen Ihnen vorgefallen ist. Aber ich habe gestern verstanden, dass ich Sie nicht gemeinsam einladen kann." Er schwöre, so Broder weiter, zwischen ihm und Roth sei "rein gar nichts vorgefallen, außer dass ich einige Male geschrieben habe, was ich von ihr halte".
Seitdem solidarisieren sich im Internet viele User mit dem 69-Jährigen und kritisieren Roth und den BR. Als eine der Ersten meldete sich Erika Steinbach, jüngst wegen eines Tweets selbst in die Kritik geraten, zu Wort:
Die Büroleiterin der Grünen-Politikerin, Melanie Haas, bestätigt die Darstellung Broders: Ja, Claudia Roth habe dem BR signalisiert, nicht an der Talkrunde teilnehmen zu wollen, sollte auch der Publizist kommen. Haas betont gegenüber dem Deutschlandfunk aber auch: Die daraufhin erfolgte Absage sei eine Entscheidung des BR gewesen. Und erinnert an die gemeinsame Geschichte der beiden, erinnert daran, was Broder meint, wenn er schreibt, er habe nur "einige Male geschrieben, was ich von ihr halte".
"Doppelzentner fleischgewordene Dummheit"
Einer Geschichte brutaler Anfeindungen - seitens Broder: Der bezeichnete in seinem Blog Roth erst Anfang dieses Jahres, Anlass waren die Silvester-Ereignisse von Köln, als einen "Doppelzentner fleischgewordene Dummheit, nah am Wasser gebaut und voller Mitgefühl mit sich selbst". Ein halbes Jahr zuvor sagte er, als es um das Thema Türkei ging, Roth habe es "mit einer Mischung aus Dummheit und Selbstüberschätzung bis zur Vizepräsidentin des Bundestages geschafft". Und 2010 kommentierte der Autor eine Iran-Reise Roths und die Tatsache, diese dort mit Kopftuch gesehen zu haben, so: "Die Frau wäre noch aus Theresienstadt zurückgekommen und hätte gesagt, wir müssen das Theater dort subventionieren. Ich finde das absolut komisch."
Mit so jemandem müsse sich Claudia Roth nicht an einen Tisch setzen, erklärt ihre Büroleiterin. Und anders als beim Streit um die sogenannte Elefantenrunde im SWR sei dies auch völlig legitim, schließlich sei Broder kein Politiker noch handle es sich um einen Wahlkampfauftritt.
Und was sagt der BR zur aktuellen Kontroverse? "Als der Redaktion klar wurde, dass ein gemeinsamer Auftritt von Claudia Roth und Henryk Broder aufgrund vorausgegangener Auseinandersetzungen möglicherweise nicht zu einem sachlichen Diskurs geführt hätte, hat sich die Redaktion nach sorgfältiger Abwägung entschieden, nur an Frau Roth festzuhalten", heißt es in einer Antwort auf unsere Anfrage. Wie Broder in seinem Artikel eindrucksvoll bestätige, sei ihm dies "in völliger Transparenz kommuniziert" worden. Als pointierter Kritiker Europas sei er nun für die Sendung in der kommenden Woche angefragt. Ob er teilnehmen wird, hat Broder bislang offen gelassen.