Marcel Reich-Ranicki war Kritiker aus Prinzip. Einmal, 1969, soll er sogar als Gastprofessor im amerikanischen Vermont, beim Anblick einer Landschaftsidylle gesagt haben: "Ich hätte den Wasserfall ein wenig nach rechts verlegt." Dabei hatte er unter den Schriftstellern natürlich seine Lieblingsmotive: Günter Grass, dessen Roman: "Ein weites Feld" er auf der Titelseite des "Spiegels" in Stücke riss, Peter Handke und natürlich Martin Walser, der ihn schließlich auch in seinem Buch: "Tod eines Kritikers" verewigte. Denkwürdig war eine Sommerausgabe des Literarischen Quartetts, in der Reich-Ranicki, wieder einmal ein neues Buch von Walser sezierte, den Roman "Ohne einander".
"Es ist ein Buch, das, wie ich glaube, anknüpft an die frühen Jahre von Martin Walser, das ist überhaupt kein Vorwurf, an die Zeit, als er die "Ehen in Phillipsburg" schrieb und dann auch noch nachher die Halbzeit, also man darf doch was gegen Walser sagen. Der Martin Walser ist schon zu einer solchen Figur geworden, dass wenn ich was sage, donnert’s."
"Von Anfang hat dieser Handke polarisiert, von Anfang an war große Zustimmung und scharfe Ablehnung. Frage, vorher kommt dieses Faszinosum? Handke war immer ein Schriftsteller mit einer Gemeinde, seine Leser haben ein gläubiges Verhältnis zu ihm…"
Durch das von 1988 bis 2001 ausgestrahlte Literarische Quartett wurde der ZEIT- und spätere FAZ-Literaturkritiker Reich-Ranicki zum Fernsehstar und konnte sich nicht mehr nur in Zirkeln wie der Gruppe 47 Wortgefechte liefern, sondern vor der gesamten Fernsehnation. Nach dem Zerwürfnis mit der Quartett-Teilnehmerin Sigrid Löffler und ihrem Ausscheiden im Sommer 2000 und ein paar Wiederbelebungsversuchen der Sendung wurde es ein Jahr später nach 77 Folgen und 400 diskutierten Büchern eingestellt. Reichs Medienpräsenz war damit allerdings nicht zu Ende, eine Zeit lang trat er allein auf, und immer wieder war er in Talkshows zu sehen, wo er erklärte, worauf es ihn ankam.
"Ich interessiere mich für die menschlichen Begleitumstände der Literatur, mich interessieren die Schriftsteller mit ihren persönlichen Leben, mit ihren Errungenschaften und Enttäuschungen. Das sind nämlich die Vorlagen für die Literatur, denn alle Romane der Erde, die was taugen, sind insgeheim autobiografisch."
1999 erschienen Reich-Ranickis Memoiren unter dem Titel: "Mein Leben". 1943 gelang Reich-Ranicki mit seiner Frau die Flucht aus dem Warschauer Getto, doch viele Mitglieder seiner Familie wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Nach dem Krieg arbeitete Reich-Ranicki beim polnischen Geheimdienst, was er jedoch später zunächst verschwieg. Seit 1958 lebte er in Deutschland, wo er sich als Literaturkritiker und rhetorisches Großtalent bald einen Namen machte. Unter anderem gehört er zu den Gründungsvätern des alljährlichen Wettlesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Für sein Lebenswerk wollte er sich dann aber doch nicht auszeichnen lassen. 2008 kam es zu einem Eklat, weil Reich-Ranicki, den Deutschen Fernsehpreis aus Ärger über das schlechte Niveau des deutschen Fernsehens ablehnte.
"Ich habe nicht gewusst, was hier auf mich wartet, was ich hier erleben werde. Ich gehöre nicht in diese Reihe der heute, vielleicht sehr zu Recht Preisgekrönten."
Sicher hätte Marcel Reich-Ranicki in einem Nachruf über sich gern gehört, was er einst über den Schriftsteller und Kritiker Theodor Fontane sagte:
"Gerade darin, in der apodiktisch-anmutenden Klarheit und in der Kunst der kritischen Vereinfachung bestand zu einem Teil wenigstens seine Bedeutung, seine Meisterschaft."
"Es ist ein Buch, das, wie ich glaube, anknüpft an die frühen Jahre von Martin Walser, das ist überhaupt kein Vorwurf, an die Zeit, als er die "Ehen in Phillipsburg" schrieb und dann auch noch nachher die Halbzeit, also man darf doch was gegen Walser sagen. Der Martin Walser ist schon zu einer solchen Figur geworden, dass wenn ich was sage, donnert’s."
"Von Anfang hat dieser Handke polarisiert, von Anfang an war große Zustimmung und scharfe Ablehnung. Frage, vorher kommt dieses Faszinosum? Handke war immer ein Schriftsteller mit einer Gemeinde, seine Leser haben ein gläubiges Verhältnis zu ihm…"
Durch das von 1988 bis 2001 ausgestrahlte Literarische Quartett wurde der ZEIT- und spätere FAZ-Literaturkritiker Reich-Ranicki zum Fernsehstar und konnte sich nicht mehr nur in Zirkeln wie der Gruppe 47 Wortgefechte liefern, sondern vor der gesamten Fernsehnation. Nach dem Zerwürfnis mit der Quartett-Teilnehmerin Sigrid Löffler und ihrem Ausscheiden im Sommer 2000 und ein paar Wiederbelebungsversuchen der Sendung wurde es ein Jahr später nach 77 Folgen und 400 diskutierten Büchern eingestellt. Reichs Medienpräsenz war damit allerdings nicht zu Ende, eine Zeit lang trat er allein auf, und immer wieder war er in Talkshows zu sehen, wo er erklärte, worauf es ihn ankam.
"Ich interessiere mich für die menschlichen Begleitumstände der Literatur, mich interessieren die Schriftsteller mit ihren persönlichen Leben, mit ihren Errungenschaften und Enttäuschungen. Das sind nämlich die Vorlagen für die Literatur, denn alle Romane der Erde, die was taugen, sind insgeheim autobiografisch."
1999 erschienen Reich-Ranickis Memoiren unter dem Titel: "Mein Leben". 1943 gelang Reich-Ranicki mit seiner Frau die Flucht aus dem Warschauer Getto, doch viele Mitglieder seiner Familie wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Nach dem Krieg arbeitete Reich-Ranicki beim polnischen Geheimdienst, was er jedoch später zunächst verschwieg. Seit 1958 lebte er in Deutschland, wo er sich als Literaturkritiker und rhetorisches Großtalent bald einen Namen machte. Unter anderem gehört er zu den Gründungsvätern des alljährlichen Wettlesens um den Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt. Für sein Lebenswerk wollte er sich dann aber doch nicht auszeichnen lassen. 2008 kam es zu einem Eklat, weil Reich-Ranicki, den Deutschen Fernsehpreis aus Ärger über das schlechte Niveau des deutschen Fernsehens ablehnte.
"Ich habe nicht gewusst, was hier auf mich wartet, was ich hier erleben werde. Ich gehöre nicht in diese Reihe der heute, vielleicht sehr zu Recht Preisgekrönten."
Sicher hätte Marcel Reich-Ranicki in einem Nachruf über sich gern gehört, was er einst über den Schriftsteller und Kritiker Theodor Fontane sagte:
"Gerade darin, in der apodiktisch-anmutenden Klarheit und in der Kunst der kritischen Vereinfachung bestand zu einem Teil wenigstens seine Bedeutung, seine Meisterschaft."