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Studie der Sporthochschule Köln
Demütigungen im Sport offenbar weit verbreitet

Unter dem Hashtag „MeToo“ machen Frauen und Mädchen gerade deutlich: sexualisierte Gewalt und sexueller Missbrauch sind ein massives Problem. Auch der Sport ist betroffen. Das haben neue Ergebnisse des Forschungsprojekts „Safe Sport“ noch einmal deutlich gemacht.

Von Andrea Schültke |
    Bettina Rulofs, Voice-Projektkoordinatorin aus Deutschland bei einer Rede
    Bettina Rulofs von der Sporthochschule Köln hat zu sexualisierter Gewalt im Sport geforscht. (Andrea Schültke, DLF)
    Vor einem Jahr hatte das Forschungsprojekt erste Ergebnisse veröffentlicht. Ein Team von Wissenschaftlern hatte 1.800 Leistungssportlerinnen und -sportler befragt. Die sollten unter anderem ihre Erfahrungen schildern mit dummen Sprüchen, Grabschen bis hin zu ungewolltem Geschlechtsverkehr. Ein Ergebnis damals: "Ein Drittel der befragten Athleten hat eine Form von sexualisierter Gewalt im Kontext des Sports erlebt", erläutert Bettina Rulofs von der Sporthochschule Köln, die Projektleiterin der Studie.
    Jetzt haben die Wissenschaftler ihr Augenmerk auf alle Lebensbereiche der Athletinnen und Athleten ausgedehnt. Ergebnis: mehr als die Hälfte der Befragten gab an, in ihrem bisherigen Leben sexualisierte Gewalt erfahren zu haben. Vor einem Jahr hatte das Team um Bettina Rulofs auch Zahlen zu körperlichen Übergriffen veröffentlicht, die teilweise sogar strafrechtlich relevant sein könnten: "Der Befund, dass einer von 9 Athleten schwere sexualisierte Gewalt erfahren hat oder auch länger andauernde sexualisierte Gewalt im Sport, ist ein Befund, der viele erschüttert hat."
    Beschimpfungen, Demütigungen oder Mobbing
    Die heute veröffentlichten Daten sind ebenfalls erschütternd. Dabei haben sich die Wissenschaftler konzentriert auf Angaben der Sportlerinnen und Sportler zu weiteren Formen der Gewalt. Demnach gaben 86 Prozent der Befragten an, im Sport Beschimpfungen, Demütigungen oder Mobbing erlebt zu haben. Ein Drittel der Athletinnen und Athleten berichtete sogar von körperlicher Gewalt: sie gaben an, im Sport geschlagen, geschüttelt oder mit Dingen beworfen worden zu sein.
    Alarmierenden Zahlen. Eine Erklärung dafür könnte die Befragung etwa von Olympiastützpunkten und Sportinternaten liefern. 19 Olympiastützpunkte gibt es in Deutschland. Die Verantwortlichen von 13 hatten sich an der Untersuchung beteiligt. Für die Hälfte der Befragten war demnach Prävention sexualisierter Gewalt zwar ein wichtiges Thema, aber nur knapp ein Viertel fühlte sich darüber fundiert informiert.
    Viele Internate haben kein Konzept
    Beispiel Sportinternate: hier leben die jungen, meist minderjährigen Sportler, wenn ihr Trainingsort weit entfernt ist von der Heimat. Die Internate sind das zweite Zuhause für junge Athleten – aber nur ein Viertel dieser Einrichtungen hat ein schriftliches Konzept, wie sie Minderjährige in ihrer Obhut vor sexualisierter Gewalt schützen.