In eMalahleni, der "Stadt der Kohle", wie das frühere Witbank seit dem Ende der Apartheid heute auf Zulu heißt, reiht sich Kohlelaster an Kohlelaster auf den ruß- und staubbedeckten Straßen. Der Energiehunger Südafrikas ist groß. Hier, auf der Hochebene Highveld, stehen die meisten Steinkohlekraftwerke des Landes, dazu wird Steinkohle im Tagebau auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratkilometern abgebaut. Schweflig-gelb steigen überall riesige Rauchsäulen in den Himmel. Der Umweltaktivist Thomas Mnguni engagiert sich vor Ort, lebte früher selber in einem Slum in Sichtweite eines Tagebaus:
"Über Jahre hinweg musste ich meinen kleinen Sohn behandeln lassen, weil er Asthmasymptome entwickelte. Ich musste sogar mit meiner Familie umziehen, denn wir wohnten sehr nahe an einem Tagebau, und dann sind wir hier in dieses Township gezogen. Dass Leute krank werden, ist weit verbreitet."
Fünftgrößter Kohleproduzent und sechstgrößter Kohlekonsument weltweit
Die Kohleverstromung steht für 90 Prozent der Energiegewinnung im sonnen- und windreichen Südafrika. Daneben gibt es ein Kernkraftwerk. Erneuerbare Energien spielen also kaum eine Rolle. Südafrika ist hingegen laut einer Studie von Greenpeace fünftgrößter Kohleproduzent und sechstgrößter Kohlekonsument auf der Erde und entsprechend vorne mit dabei, wenn es um die CO²-Emissionen geht.
Eigentlich müsste der staatliche Betreiber Eskom laut Verfassung mit gutem Beispiel vorangehen, tut dies aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht. Das Unternehmen hat jetzt eine Befreiung von den Umweltlauflagen beantragt und wird diese auch erhalten. Daran ändern auch die regelmäßigen Anhörungen mit den Bürgern vor Ort nichts:
"Sie sagen, wir sollen uns nicht beschweren und dass es das Geld nicht wert sei, derzeit die Anlagen nachzurüsten. Das mache gar keinen Unterschied. Das eigentliche Problem sei doch, dass die Leute in ihren Häusern Kohle verbrennen. So argumentieren sie."
Eine Argumentation, die an Zynismus kaum zu überbieten ist. Denn meist versorgen die Kohleunternehmen die Slumbewohner mit Brocken von Rohkohle. Diese Rohkohle wird dann in oder neben den Häusern offen verbrannt – mit fataler Rauchentwicklung in den Siedlungen. Durch die Kraftwerke wird dieses lokale Problem noch einmal verschärft:
"Die Kohle, die Eskom in Südafrika verbrennt, hat die schlechtesten Heizwerte. Denn es gibt zwei Arten von Kohle, hochwertige und minderwertige, und die kommen immer gemischt in den Lagerstätten vor. Deshalb ist es wirtschaftlich nicht möglich, die hochwertige Kohle zu exportieren, ohne einen lokalen Markt für die schlechte Kohle zu haben. Was Eskom also macht, indem sie die schlechte Kohle verfeuern: Sie subventionieren damit den Export der guten Kohle, die geht nach Deutschland, in die Ukraine, nach Indien und China",
beklagt der Umweltaktivist Tristen Taylor von der Umweltschutzorganisation Earthlife in Johannesburg, der dies als Skandal empfindet.
Deutschland importiert heute noch gut sieben Prozent hochwertiger Steinkohle für die Energiegewinnung aus Südafrika, wie die Nichtregierungsorganisation Urgewald in einer Studie aus dem Jahr 2013 nachweist. Gleichzeitig steht der staatliche Energiekonzern Eskom massiv unter Druck, denn seit Jahren sind Stromausfälle an der Tagesordnung. Deshalb entstehen derzeit zwei Steinkohlekraftwerke, die bei Fertigstellung zu den größten Kohlekraftwerken der Erde zählen werden. Filter aber sollen auch bei ihnen nicht direkt eingebaut werden, sondern erst später. Für die bis zu zwei Kilometer langen Kohlezüge der staatlichen südafrikanischen Eisenbahn stehen die Signale also weiter auf Grün.