Archiv

Südsudan
Flucht über den Nil

Zehntausende Menschen sind dem "Roten Kreuz" zufolge im Südsudan vor der anhaltenden Gewalt geflohen. Trotz der Friedensgespräche, die nun in Äthiopien beginnen, gehen die Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und Rebellen weiter. In zwei Bundesstaaten wurde der Notstand verhängt.

    In einem Flüchtlingscamp mit zahlreichen Zelten werden Wassertanks durch Soldaten befüllt.
    Südkoreanische Soldaten versorgen Flüchtlinge im Südsudan mit Wasser. (picture alliance / dpa / Yna)
    Die Zahl, die das Internationale Komitee vom Roten Kreuz - IKRK - an Neujahr veröffentlicht, lässt erschrecken: Es sind Zehntausende Menschen, die vor der Gewalt im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei geflohen sind. Sie haben sich auf einen beschwerlichen Weg in die Nachbarregion Awerial gemacht - und müssen dabei auch den Nil überqueren. Die Regierung teilte mit, sie habe in den Bundesstaaten Jonglei und Unity den Notstand verhängt. Die Hauptstadt Bor wird inzwischen von Rebellen kontrolliert. Der Machtkampf in dem afrikanischen Land spielt sich ab zwischen dem südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter, dem Rebellenführer Riek Machar.
    Ein Sprecher des IKRK erklärte zur aktuellen Lage: "Die Straße zum Fluss ist gesäumt von Tausenden Menschen. Viele warten auf Boote, um überzusetzen." Dieses sei die größte Ansammlung von Binnenflüchtlingen seit Ausbruch des Konfliktes. Das Rote Kreuz leistet nach eigener Darstellung Nothilfe: Schätzungsweise 30.000 Menschen müssen versorgt werden, und zwar mit Decken, Koch-Utensilien und Nahrungsmitteln. Außerdem verteilen die Helfer Angel-Ausrüstungen an 16.000 Anwohner in der Awerial-Region, damit diese sich trotz des Ansturms der Flüchtlinge versorgen können.
    Auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hat neue Zahlen zum Konflikt veröffentlicht: Demnach sind inzwischen im ganzen Land 180.000 Menschen auf der Flucht, 10.000 von ihnen haben den Südsudan in die Nachbarländer verlassen. Der Konflikt habe jetzt sieben von zehn Bundesstaaten erfasst, die Bedingungen für die Hilfskräfte seien schwierig geworden. Die Vereinten Nationen werfen beiden Seiten Kriegsverbrechen und Völkermord vor.
    Verhandlungen in Addis Abeba
    In Jonglei sieht es zurzeit so aus, als hätten die Rebellen die Kontrolle über die Hauptstadt Bor erkämpft. Der Bürgermeister bestätigte das der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach haben sich die Regierungstruppen zurückgezogen. In Addis Abeba, der Hauptstadt Äthiopiens wollen Unterhändler beider Konfliktparteien von heute an beraten.
    Die Kämpfe im Südsudan dauern bereits seit über zwei Wochen an. Der Konflikt hatte als Machtkampf zwischen Präsident Kiir und dem im Juli als Vizepräsident entlassenen Machar begonnen, nimmt aber immer stärkere Züge eines ethnischen Konflikts zwischen Machars Ethnie der Dok-Nuer und den Dinka an, der neben Präsident Kiir viele weitere Regierungsmitglieder angehören.